Max Gasser
· 24.01.2024
Erik Heil: Wir haben momentan noch Aufgabenziele, keine Ergebnisziele, die wir uns setzen. In Abu Dhabi wollten wir besonders bei den Starts performen, und die waren zugegebenermaßen nicht wirklich gut. Wir lagen nach dem Start zwar immer im Mittelfeld, das war aber nicht das, was wir eigentlich angestrebt haben. Das ganze Startprozedere ist auch ein schwieriges Unterfangen, uns hat jedoch geholfen, dass nicht so viel Wind war. Bei Leichtwindbedingungen sind etwas mehr die standardmäßigen Segelfähigkeiten gefragt, um über den Racecourse zu kommen. Außerdem ist es bei weniger Wind leichter, hier und da taktisch clever zu fahren, weil man einfach mehr Zeit hat nachzudenken. Solange man nicht foilt, hat man immer mehr Zeit. Ich erwarte aber bei den folgenden Events in Sydney, Neuseeland und Bermuda immer viel Wind und dauerhafte Foil-Bedingungen, da gibt’s noch mal so richtig viel Action. Dann wird die Zeit wieder knapper, und es sind wieder andere Qualitäten gefordert. Ich würde deshalb nicht sagen, dass der Knoten geplatzt ist, dennoch ist ein solches Ergebnis natürlich cool für unsere Entwicklungskurve.
Ja, in Tarent zum Beispiel hatten wir den einen Tag richtig viel Wind, da denkt man, wenn man dann auf dem Vorwind-Kurs mit 80, 90 km/h durchstartet, schon: „Junge, Junge, wie gehe ich jetzt ins nächste Manöver rein?” Aber wir haben uns auch an dem Tag wirklich gut geschlagen und sind Fünfter geworden – beziehungsweise wären geworden, dann ist uns kurz vor dem Ziel jedoch das Foil gebrochen. Wir haben keine schlechte Ausgangslage für viel Wind, allerdings hatten wir noch nicht viele Trainingstage bei wirklich harten Bedingungen. Das sieht man auch daran, dass wir noch nie den kleinsten unserer drei Wings (Segel im SailGP, Anm. d. Red.), den 18-Meter-Wing, gesegelt haben.
Wir brauchen Nachwuchs. Das ganze Thema “Foiling” hat noch nicht genug Personal in Deutschland, und ich bin überzeugt, dass es die Zukunft des Segelns ist. Ich glaube auch, dass sich das olympische Programm etwas in diese Richtung orientieren wird, und für uns ist es superwichtig, dass so viele Jugendsegler wie möglich auf das Thema “Foiling” aufsteigen. Wir brauchen langfristig neue Athleten, und ich glaube generell, je mehr Sportler langfristig von dem Thema fasziniert sind, desto besser ist es für ein Profi-Team wie uns.
Momentan sehe ich die größte Chance für junge Segler, wenn man den olympischen Weg einschlägt. Dort ist die Leistungsdichte einfach am höchsten. Wenn ich jetzt jemanden aussuchen müsste, würde ich eher nach einem wirklich guten Katamaran-, 49er- oder Laser-Segler suchen. Wenn das Foiling aber immer präsenter wird und starke Felder bietet, beispielsweise in der Waszp oder Motte, oder es zukünftig eine Motte als Einheitsklasse gibt und diese sogar den Weg in das olympische Programm findet, dann ist das in Zukunft der Weg, auf den ich schauen würde.
Ich glaube, die grundsätzlichen Fähigkeiten, die man als Segler braucht, und die Erfahrung, die man sammelt, zum Beispiel Wind zu erkennen, eine Strategie zu entwickeln, sich zu den Gegnern zu positionieren, Abdeckwinkel zu bedenken, gut zu starten und zu kommunizieren oder wie man eine Kampagne aufsetzt – das sind alles Fähigkeiten, die man im olympischen Programm super kennenlernt und entwickelt. Deshalb sind auch die meisten in dem Programm aus dem olympischen Segeln. Es gibt wirklich nur ein paar Ausnahmeathleten, die aus einer Match-Race-Serie oder der Katamaran-Serie M32 kommen, die vor allem in den USA bekannt ist. Die Seglerinnen und Segler, die da segeln, haben auch eine Chance, gut in den SailGP einzusteigen.
Wir sind immer mal wieder mit aktuellen deutschen Olympia-Athleten in Kontakt. Ich meine, es ist offensichtlich – wir haben tolle Segler bei uns im Programm. Es hängt aber auch ein bisschen davon ab, wo wir in der Entwicklung gerade stehen. Ich wollte unser Team erst so aufbauen, dass wir von Anfang an alle deutsch sind. Das hat in der Planung nicht funktioniert. Im Nachhinein betrachtet wäre es wahrscheinlich auch eine Katastrophe geworden, weil so wenig Ahnung von dem Boot vorhanden ist und es ein so anderes Boot ist als die, die wir vom olympischen Segeln gewohnt sind. So wie es jetzt gelaufen ist, war es eigentlich perfekt. Die Frage ist nun, wie lange wir brauchen, um unsere einzelnen Positionen so zu entwickeln, dass wir wieder eine austauschen und jemanden mitnehmen können, der vielleicht aus Deutschland aus dem olympischen Programm kommt. Und die Frage ist da noch nicht beantwortet.
Ja, es gibt Gespräche, und wir wollen in der nächsten Saison unbedingt ein Event in Deutschland haben. Wir reden da vom Sommer 2025. Welche Stadt es wird, ist noch nicht zu 100 Prozent klar. Es sind einige im Gespräch, Kiel ist auch mit dabei. Ich glaube, das wird für die deutsche Segelwelt noch mal einen richtigen Boost geben, wenn wir ein deutsches Event haben.