Mit teils nur zwei, drei Knoten Fahrt schleppten sich die Minis durch die erste Nacht. Einerseits bietet das den Seglern die Gelegenheit, langsam in den Rrythmus auf See zu finden. Andererseits fehlen das Adrenalin und das Gefühl voranzukommen. So starteten die Teilnehmer des La Boulangère Mini Transat 2023 mit gemischten Gefühlen in die erste von zwei Etappen, die sie über 1.350 Seemeilen nach La Palma auf den Kanaren führen wird.
Der Schweizer Felix Oberle (Startnummer 1028) sagte vor dem Auslaufen am Montagmorgen: “Es ist der große Tag, und er bringt viele Emotionen. Wir wissen, dass es viele unvorhergesehene Ereignisse geben wird. Wir versuchen, uns darauf vorzubereiten, aber so einfach ist es nicht. Wir werden sehen, was im Laufe der Zeit passiert.”
“Der Anfang ist, glaube ich, für jeden ganz klar. Dann müssen Entscheidungen getroffen werden, wenn wir uns Kap Finisterre nähern. Mein Hauptziel bleibt es anzukommen. Das ist die Basis. Wenn ich es dabei auch noch schaffe, mich mit den anderen zu messen, wäre das natürlich sehr schön, aber im Moment ziehe ich es vor, mir nicht zu viel Druck zu machen.”
Ich bleibe konzentriert und versuche, zumindest oberflächlich ruhig zu bleiben, denn innerlich brodelt es, das gebe ich zu!”
Der Tag gestern begann diesig vor Les Sables-d’Olonne, berühmt geworden als Heimathafen der Vendée Globe. Aber kurz vor dem Start brach dann mehr und mehr die Sonne durch, nur um am Abend wieder dichter Bewölkung Platz zu machen.
Wäre das Rennen am Sonntag angeschossen worden, wie ursprünglich geplant, es wäre ein Bilderbuchstart geworden: Da schien die Sonne und es wehte mit 15 bis 18 Knoten, weshalb etwa ein Dutzend Boote auslief, um Action-Bilder für Sponsoren und Medien zu produzieren. Doch die Option eines Sonntags-Starts hatte die Wettfahrtleitung schon in der Nacht von Freitag auf Samstag verworfen, weil sie die Soloskipper keinem allzu großen Risiko aussetzen wollte, was von den allermeisten begrüßt wurde.
Die Bewährungsprobe folgt nun erst morgen, am Mittwoch, wenn die ersten Minis sich Kap Finisterre nähern. Dort erwartet sie frischer, in Böen starker Wind aus Südwest, also genau gegenan – und das Risiko, knapp unter Land auf Orcas zu treffen.
Das besorgt Denis Hugues, den Race Director, fast mehr als das Sturmtief, denn es gab in den vergangenen zehn Tage ungewöhnlich viele Begegnungen von Seglern mit den Killerwalen, die mit einem Mini leichtes Spiel hätten. Die Skipper hoffen, dass Seegang und Wind die Orcas ablenken oder gnädig stimmen werden.