Fabian Boerger
· 22.02.2025
Nach ihrer erfolgreichen Atlantiküberquerung beim Globe 5.80 Transat vor zwei Wochen, stehen die Seglerinnen und Segler der Class Globe 5.80 nun vor einer neuen Herausforderung. Am Sonntag, den 23. Februar 2025, starten 15 Einhandsegler aus acht verschiedenen Nationen vor der Küste Antiguas zum Mini Globe Race. Diese Reise führt sie in Etappen rund um die Welt und umfasst insgesamt 26.000 Seemeilen, die sie in etwa 13 Monaten auf ihren selbstgebauten Sperrholzyachten zurücklegen werden. Die Teilnehmer bringen dabei eine Vielzahl an unterschiedlichen Erfahrungen mit: Der älteste Segler ist 71 Jahre alt, während andere zuvor Gebirge erklommen oder Wüsten durchquert haben.
Es ist ein außergewöhnliches Abenteuer für besondere Segler in einem ebenso außergewöhnlichen Boot. Statt in Serie werden fast alle Boote der Klasse selbst gebaut. Rund vier Jahre haben die meisten der Teilnehmenden für ihren Selbstbau benötigt. Die Rahmen bestehen aus Massivholz, während die Außenhaut mit Sperrholz beplankt und mit mehreren Schichten Glasfaser-Epoxid ummantelt ist. Mit einer Länge von 19 Fuß passt der Rumpf ohne Mast, Ruderblatt und Kiel problemlos in einen 20-Fuß-Container. Hightech sucht man an Bord vergebens; stattdessen stehen die Einfachheit beim Selbstbau sowie die Sicherheit der Konstruktion ganz oben auf der Prioritätenliste.
Laut dem MGR-Organisator und Erfinder der Globe 5.80, Don McIntyre aus Australien, ist das Ziel dieser neuen Bootsklasse und des Mini Globe Races, den Segelsport für ein breiteres Publikum zugänglich zu machen. Das Selbstbau-Konzept eines Hochseekreuzers aus Sperrholz ermöglicht auch Amateuren mit begrenztem Budget, sich ins Abenteuer zu stürzen. McIntyre betrachtet die MGR als eine Alternative zu den zunehmend aufwendigen Profi-Regatten: "Wir kehren zurück zu den Ursprüngen des Abenteuers. Hier sind Ausdauer und Improvisationstalent wichtiger als High-Tech." Bereits in 37 Ländern weltweit bauen Segler die Globe 580 Boote nach.
Dass die Globe 5.80 den extremen Anforderungen von Ozeanüberquerungen standhalten, haben sie bei ihren mittlerweile drei erfolgreichen Transatlantik-Rennen unter Beweis gestellt. So auch beim diesjährigen Globe 5.80 Transat. Das rund 3.000 Seemeilen lange Rennen von den Kanaren in die Karibik stellt die Qualifikation für das Mini Globe Race dar.
Nach seiner Ankunft auf Antigua sagte der deutsche Teilnehmer im Gespräch mit der YACHT, dass vor allem die heftigen Bootsbewegungen ihm zu schaffen gemacht hätten. „Es ist wie ein Rodeo. Es geht nicht nur auf und ab – das Boot dreht sich in alle Richtungen.“ Häufig habe er sich dabei gestoßen, was zu blauen Flecken und geschwollenen Knien führte.
Zudem hatte er große Probleme mit seinen Segeln. Eine seiner beiden Focks wurde derart beschädigt, dass sie an Bord nicht mehr zu reparieren war. Zudem riss ein Gennaker und auch das Großsegel nahm bei der Überfahrt Schaden. Auch seine Satellitenkommunikation funktionierte nicht richtig. Selbst der Empfang von Wetterdaten war schwer. Etwas mehr als zwei Wochen hatte er nun auf Antigua Zeit, um die Probleme zu beheben.
Das Mini Globe Race besteht aus fünf Etappen. Die Route startet in Antigua und führt zunächst nach Panama, wo die Boote über die Landenge transportiert werden. Danach überqueren sie den Pazifik nach Fidschi. Von dort segeln sie nördlich an Australien vorbei in den Indischen Ozean und weiter nach Kapstadt. Nach einer Weihnachtspause geht es auf der letzten Etappe über den Südatlantik und Brasilien zurück in die Karibik.
Wie Christian Sauer auf das Mini Globe Race vor dem Start blickt, darüber hat er mit Timm Kruse im YACHT-Podcast gesprochen. Hier ein kurzer Ausschnitt:
(...)
Christian Sauer: Die Atlantiküberquerung war für mich die Feuertaufe. Und ich bin nicht vom Boot gestiegen und habe gesagt: ‘Nee, nie wieder, ich segle nicht weiter.’ Klar, es gab schwierige Momente. Aber es gibt auch die tollen Momente, in denen man das Segeln genießen kann, wo es einfach Spaß macht, bei tollem Wetter die Wellen runter zu surfen. Deswegen habe ich den Entschluss gefasst, dass ich weiterfahre. (...)
Das wird wahnsinnig lang sein, ja. Ich habe da sehr großen Respekt vor. Solange sich das Boot bewegt, ist man als Segler guter Dinge. Da wir den Äquator passieren müssen, kann es natürlich passieren, dass wir für eine Zeit in den Kalmen festhängen. Das habe ich noch nicht erlebt. Außerdem wird es aufgrund der Länge der Etappe mit den Vorräten, die wir dabei haben, auch ziemlich am Limit sein. Es wird spannend werden. Das ist auf jeden Fall sicher.
Ich habe tatsächlich eine Destille als Sicherheitsequipment dabei. Die könnte ich vielleicht gebrauchen. Ich kenne zwar das Datenblatt auswendig, aber verwendet habe ich sie noch nicht. Ich weiß auch nicht, wie viel die am Tag produzieren kann. Wir dürfen auch eine manuelle Entsalzungsanlage mitführen. Die wird aber verplombt, damit sich niemand nur auf dieses Gerät verlässt und einfach sein Wasser über Bord kippt, weil es eben viel Ballast ist. Ich werde versuchen, mit dem, was ich habe, so weit es geht klarzukommen. (...)
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