Kristina Müller
· 19.04.2019
2021 könnten so viele deutsche Segler zur Einhand-Transatlantik-Regatta starten wie nie zuvor. Und: Das Boot der Trans-Ocean-Kampagne hat nun einen Namen
Nun ist es offiziell: "Mex" soll er heißen, der Mini 6.50, mit dem Lennart Burke, 19, in zwei Jahren beim Mini-Transat über den Atlantik jagen will. Allein und im Regattamodus bei jenem Hochsee-Rennen, das vielen als Sprungbrett ins Profi-Solosegeln dient – mindestens ebenso vielen aber auch einfach als persönliche Herausforderung, als Krönung der Segelkarriere oder als riesiges Abenteuer: Allein über den Atlantik!
Andreas Deubel ist einer von vier deutschen Startern beim Mini Transat 2017. Wir waren mit ihm auf der Ostsee segeln.
Lennart Burke will in der Serienwertung starten, auf der Vector 650 "Mex", die am Donnerstagabend in Hamburg getauft wurde. Der Bootsname führt zu den Wurzeln und der Idee hinter dem Projekt: Auch Claus Hehners Eintonner, mit dem er selbst einhand über den Atlantik gesegelt war, hieß so. Hehner ist Gründer des Vereins zur Förderung des Hochseesegelns, Trans Ocean e.V. (TO), der die Kampagne rund um "Mex" und Lennart Burke ins Leben gerufen hat. Das Ziel: Begeisterung für sportliches Hochseesegeln bei jungen Seglern wecken.
Schirmherr der Kampagne ist Hochseeprofi Boris Herrmann, der selbst als damals junger Nachwuchssegler 2001 beim Mini-Transat den Atlantik überquerte. Bei diesem Projekt nun würden zwei Welten aufeinandertreffen, sagte er bei der Taufe: die der Langfahrtsegler, welche die Mehrzahl der TO-Mitglieder bilden, und die der Regattasegler.
Bewerbung für ein Abenteuer
Lennart Burke hat sich im vergangenen Jahr in einem Bewerbungsverfahren um den Platz im TO-Team gegen zahlreiche andere junge deutsche Segler durchgesetzt. Unter anderem gegen Maurice Oster, 24. Der ist dennoch an Bord, in der Funktion als Co-Skipper, Trainingspartner und Ersatzkandidat. Beide Segler sollen bis zum Transat 2021 die erforderlichen Qualifikationsmeilen sammeln, sodass auf jeden Fall einer mit der "Mex" – einem von Bertrand gezeichneten Mini mit Scow-Bug – in zwei Jahren starten können.
Noch ist Lennart Burke zudem in einer betagten IW-31 auf einer Atlantikrunde unterwegs, die er schon vor Ausschreibung der TO-Mini-Kampagne mit einem Freund als Segelabenteuer für die Zeit nach dem Abitur geplant hatte. Auf YACHT online berichtet er regelmäßig über den Törn.
Zwei Skipper für ein Boot
Bis Burke also im Frühsommer zurück in Deutschland ist, treibt Oster das Mini-Projekt gemeinsam mit dem TO-Vorstand und zahlreichen Unterstützern voran. Auch will er – nun, da das Schiff getauft ist – bereits erste Mini-Klassenregatten in Frankreich bestreiten. Außerdem ist die Teilnahme an der neuen Zweihand-Langstrecke Baltic 500, die Ende Mai von Strande aus startet, geplant.
Insgesamt hat das Team Oster/Burke ab jetzt bis zum Mini-Transat-Start im Herbst 2021 knapp zweieinhalb Jahre Zeit für Vorbereitung und Qualifikation. Und für die Sponsorensuche: Trans-Ocean e.V., der das Boot und die Logistik zur Verfügung stellt, sucht dringend nach Unterstützern: Unter diesem Link gibt es weitere Informationen zum Projekt und zu Fördermöglichkeiten.
Wer noch 2019 und 2021 das Mini-Transat segeln will
Beim diesjährigen Mini-Transat La Boulangère, das am 22. September in La Rochelle startet und in zwei Etappen über den Atlantik führt, werden voraussichtlich zwei deutsche Skipper am Start sein: Morten Bogacki mit dem Proto "Lilienthal", auf dem Jörg Riechers 2017 einen zweiten Platz erkämpfte, und Hendrik Witzmann auf einer Pogo 3 im Serien-Klassement. Im ersten Mini-Rennen der Saison, dem Plastimo Lorient Mini 6.50, belegte er einen vielversprechenden zweiten Platz bei den Serienminis. Er segelte die Zweihand-Regatta gemeinsam mit dem Schweizer Simon Koster, der 2017 beim Mini-Transat Dritter bei den Protos wurde.
Für 2021 dagegen steht dagegen schon jetzt weitaus mehr Deutsche in den Startlöchern:
Lina Rixgens, 24, wurde für ihre Teilnahme 2017 von Trans-Ocean ausgezeichnet. Als erste deutsche Frau beendete sie damals das Solo-Atlantikrennen. In zweieinhalb Jahren will sie nun wieder dabei sein und auf einer neuen Wevo 6.5 aus Italien starten, ebenfalls einem der neuen Mini-Designs mit Scow-Bug. Für diese Saison plant sie einige Regatten, unter anderem das Mini-Fastnet im Juni.
Marc Eric Siewert, 22, gehörte ebenfalls zum engeren Kandidatenkreis der TO-Kampagne. Er bereitet nun seine Teilnahme für 2021 auf eigene Faust mit Unterstützung durch seinen Vater vor. Mit dem ehemaligen Proto Nr. 614 des französischen Mini-Veteranen Fred Guérin (vier Mini-Transat-Teilnahmen!) will er dabei sein. Im April hat der Hamburger das Plastimo Lorient Mini 6.50 mit einem 11. Platz im Proto-Klassement beendet; inklusive Outrigger-Bruch, Rückkehr in den Hafen und verspätetem Start. Auch er plant in diesem Jahr das Mini-Fastnet und optional die Transgascogne über die Biskaya. Das Boot soll zunächst in Frankreich bleiben.
Oliver Korte, 37, hat fürs Mini-Transat 2021 ebenfalls eine Vector neu angeschafft. 2019 will er die auf der Kieler Bucht einsegeln und sich ab dem kommenden Jahr mit der 1000-Seemeilen-Qualifikation und Mini-Regatten gezielt auf den großen Sprung über den Atlantik vorbereiten.
Oliver Tessloff, 45, aus Hamburg schaffte es 2017 als bester unter den drei deutschen Miniseglern in der Serienklasse über den Atlantik (Platz 13). Seine spontane Reaktion nach der Ankunft im Ziel: "Das muss ich nochmal machen!" Und so ist auch Tessloff auf der Suche nach einem geeigneten Boot – womöglich einer gebrauchten Maxi 650 vom anstehenden Mini-Transat 2019 –, um, wenn alles gut geht, 2021 das größte Abenteuer seines Lebens zu wiederholen.