Fabian Boerger
· 28.01.2025
Herr McIntyre, Sie sind der Erfinder mehrerer Abenteuer-Regatten wie dem Golden Globe und dem Ocean Globe Race. Kürzlich haben Sie mit der Class Globe 5.80 eine neue Mini-Bootsklasse zum Selberbauen eingeführt – ein Boot, das für Weltumseglungen konzipiert ist. Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?
Ich habe kleine Boote schon immer geliebt. Als ich 18 Jahre alt war, habe ich „Trekka - Round the World“ von John Guzzwell (der gebürtige Engländer umrundete von 1955 bis 1959 in dem bis dato kleinsten Segelboot den Globus, Red.) und Bücher anderer Mini-Segler gelesen. Das hat mich inspiriert. Später sagte ich mir immer wieder: ‚Es wird eine Zeit kommen, da werde ich ein Boot bauen und über den Atlantik segeln.‘ Kurz bevor Covid kam, war es dann so weit und ich beschloss, ein kleines Sperrholzboot zu bauen. Dabei kam mir der Gedanke: Wenn ich das machen will, gibt es sicherlich viele, die das auch wollen. Dann kam die Pandemie und die Leute suchten nach Projekten.
Sie haben den Globe 5.80 zusammen mit dem polnischen Designer Janusz Maderski entwickelt, der bereits Erfahrungen mit kleinen Booten wie der Setka-A-Klasse hatte. Was war Ihnen bei der Umsetzung besonders wichtig?
Es war entscheidend, dass wir es simpel gestalten. Der Bauprozess ist ebenso unkompliziert. Jeder kann das schaffen! Das ist wichtig, denn das Ziel der Klasse ist es, Menschen zu inspirieren – genauso wie sie mich inspiriert hat.
Und, wie kommt die Klasse an?
Viele sind anfangs überrascht, doch immer mehr sind begeistert. Besonders das Abenteuer-Element zieht viele an. Inzwischen folgen uns immer mehr Menschen über die sozialen Netzwerke. Allein im letzten Jahr ist unsere Fangemeinde um 400 Prozent gewachsen. Vor einigen Jahren sagten viele: "Sei nicht dumm, das wird nie funktionieren." Zum Glück haben wir weitergemacht. Ich bin überzeugt, dass es viele inspirieren wird.
Sie haben 2021 mit ihrer „Trekka“, der Baunummer 1, den Atlantik überquert. Wie segelt sich so ein Globe 5.80?
Nun, es ist fantastisch. Man baut das Boot in der Regel selbst, also kennt man jede Schraube, jede Mutter und jedes Stück Holz. Das Boot mag klein sein, aber es ist extrem robust und sicher. Selbst bei schlechtem Wetter segelt es hervorragend. Kurz gesagt: Sie haben großes Vertrauen in Ihr Boot. Mit einer guten Selbststeueranlage steuert es fast von allein.
Es ist wie eine Überlebenskapsel, mit der man täglich 100 bis 120 Seemeilen zurücklegt.
Wer bei Ihren Regatten mitsegeln möchte, der muss zahlreiche Sicherheitsanforderungen erfüllen. Warum sind die Vorgaben so streng?
Wissen Sie, ich habe schon lange mit unterschiedlichen Abenteuern zu tun gehabt. Und eines ist ganz wichtig: Wenn man gerettet wird, kommt die Situation, in der man seinem Retter in die Augen schauen und sagen muss, dass man alles getan hat, um die Risiken zu minimieren. Deshalb sind wir so nah wie möglich an der Kategorie Null der Sicherheitsvorschriften für den Segelsport dran, wie es für eine Mini-Segelyacht möglich ist.
15 Seglerinnen und Segler nehmen am Mini Globe Race teil und segeln in selbstgebauten Minis um die Welt. Beschreiben Sie die Menschen, die sich auf solch ein Abenteuer einlassen.
Zunächst einmal sind sie alle Träumer. Sie haben große Ziele und setzen diese auch in die Tat um. Sie sind bereit, Veränderungen herbeizuführen. Sie folgen nicht einfach anderen, sondern übernehmen auf ihre Weise die Führung und erweitern Horizonte. Interessanterweise unterscheiden sie sich dabei stark voneinander – nicht nur in Bezug auf ihre Lebensläufe und ihr Alter.
Wie nehmen Sie die Stimmung unter den Teilnehmenden wahr?
Es herrscht ein echter Teamgeist unter allen Beteiligten. Diejenigen, die gut organisiert sind, helfen denjenigen, die im Rückstand sind. Sicherlich wird ihnen das auf See helfen, zumal sie frei kommunizieren können. Sie alle wissen, dass sie sich auf diese unglaubliche Sache einlassen. Alle helfen sich gegenseitig. Das ist ein tolles Gefühl.
Christian Sauer ist der einzige deutsche Teilnehmer. Wie bewerten Sie seine bisherige Leistung?
Ich muss sagen, noch bevor wir nach Lagos aufgebrochen sind, war er immer noch dabei, sein Boot zu bauen. Ich dachte: Das wird er niemals rechtzeitig schaffen. Dass sie es doch geschafft haben, war eine enorme Teamleistung. Ich bin wirklich beeindruckt. Zudem hat er großartige Ideen und ist sehr gut vorbereitet. Obwohl er jede Menge Ausrüstung an Bord hat, segelt er schneller, als ich erwartet hatte. Aber: Es ist ein langer Weg. Wer weiß schon, was alles nötig sein wird, um die Weltumrundung zu vollenden.