Seit 1953 wird um den Giraglia-Felsen im Norden Korsikas gesegelt. Mittlerweile liegt der Start vor Saint-Tropez und das Ziel vor Genua. In diesem Jahr änderte die Wettfahrtleitung den Kurs wegen im Westen stattfindenden Militärübungen, wodurch es 241 statt 243 Meilen zu absolvieren galt. Zudem veranlassten vorhergesagte Winde von 35 bis 40 Knoten viele Teams der eher auf küstennahe Rennen ausgelegten Maxis dazu, beim Offshore-Finale nicht an den Start zu gehen. Letztlich kreuzten über 100 Boote die Linie, noch bei Leichtwind. Nach wenigen Seemeilen musste der 100-Fußer „ARCA SGR“ mit Hydraulikproblemen aufgeben.
Auf den offenen Dreieckskurs machte sich die „My Song” des neuen Eventsponsors Pier Luigi Loro Piana. Taktiker auf der ClubSwan 80 war Tommaso Chieffi, der von Bruch berichtete: „Wir hielten auf den Giraglia-Felsen bei 30 Knoten Wind zu und diskutierten, ob wir halsen oder wenden sollten. Oder ein zweites Reff einlegen, was nicht passierte. Als wir etwa eine Minute über die Layline hinaus waren, halsten wir. Der Code hing an der Luvseite des Vorstags fest und über das Liek zerriss es uns das Groß – der Baumniederholer war lose und das alte Backstag noch fest. Es hätte vieles anders laufen müssen. Aber das weiß man immer erst hinterher.“ In Absprache mit dem Eigner, der auch steuerte, entscheid man sich für das Weitersegeln. Das resultierte in Herausforderungen für die Vorschiffscrew, die bei Segelwechseln nicht mehr auf die Abdeckung des Großsegels vertrauen konnte.
„My Song” kam knapp vier Stunden kurz hinter „Black Jack 100“ ins Ziel. Der 100-Fußer meldete Böen von 37 Knoten und verpasste mit einer gesegelten Zeit von 15 Stunden 11 Minuten 43 Sekunden den 2012 aufgestellten Rekord um nur 15 Minuten. Auf dem Reach-Kurs zum Giraglia-Felsen erreichten mehrere Boote Rekordgeschwindigkeiten. Für „Black Jack 100“, die für das Rolex Sydney Hobart Race gebaut wurde, waren die Bedingungen nicht ungewöhnlich, ebenso wenig wie ihre Topspeeds von 28 bis 30 Knoten. „Es lief wirklich gut – wir versuchen immer, mit unserer Bootsgeschwindigkeit an die Windgeschwindigkeit heranzukommen, bis diese bei etwa 40 Knoten liegt“, sagte Skipper Mark Bradford. „Es gab etwas Seegang, aber jeder ist eingeladen, zum Sydney Hobart Race zu kommen, um wirklichen Seegang zu erleben!“
Die TP52 „Red Bandit“ vom Bayerischen Yacht-Club schaffte es als Sechste nach Genua und erreichte dabei das Ziel mit drei anderen Booten innerhalb von zwei Minuten. Carl-Peter Forster loggte mit seiner jungen Crew, die größtenteils zwischen 19 und 31 Jahre alt ist, satte 26 Knoten. Forsters Eindrücke: „Es ist ein Raceboat, aber fühlte sich ein bisschen wie ein U-Boot an. Wirklich alle waren nass. Durch die Nacht zu segeln war fabelhaft.“ Berechnet wurde „Red Bandit“ 15. von 62 Startern und beendete die Inshore Races in IRC 1 als Vierte. Im kombinierten Ranking mit dem Offshore-Teil landete die TP 52 aus dem Jahr 2008 sogar auf Rang drei.
Gesamtsieger der Giraglia-Langstrecke wird, wer in der in der größten Gruppe, in diesem Fall IRC, am schnellsten nach korrigierter Zeit ist. Den Plattbug berechnet vorn hatte „Lann Ael 3“, ein Prototyp der NM35. Den elf Meter langen Offshore-Renner konzipierten Sam Manuard und Bernard Nivelt für das Handling mit kleiner Crew. Didier Gaudoux und Co-Skipper Erwan Tabarly – der Sohn von Eric Tabarlys Bruder Patrick – legten die 241 Meilen von Saint-Tropez-Giraglia-Genua in 24 Stunden und 49 Minuten und 17 Sekunden zurück.
Die Loro Piana Giraglia wurde vom Yacht Club Italiano in Zusammenarbeit mit der Société Nautique de Saint-Tropez organisiert. Der Langstrecke ging eine viertägige Inshore-Serie mit bis zu 20 Knoten Wind und Kursen von 22 bis 30 Meilen voraus. Gestartet wurde in den Klassen Maxi A und B sowie in je zwei IRC- und ORC-Gruppen. Die Wallycentos „Magic Carpet Cubed“, „Galateia“, „V“ und die Wally 93 „Bullitt“ zählten zu den größten Maxis. Mehrere Mini-Maxis wie „North Star of London“, „Jolt“ oder die siegreiche „Jethou“ lieferten sich enge Rennen. Durch das Feld schoss auch der 60-Fuß-Foiler „Flying Nikka“, der zu den abschließenden 241 Seemeilen jedoch nicht antrat.