MeinungWo sind die Ankerbojen?

YACHT-Redaktion

 · 17.05.2025

Meinung: Wo sind die Ankerbojen?
YACHT-Woche – Der Rückblick
yacht/bullseye-yacht-woche-michael-2000x500_89447c12320a808f6c8d0d03331813dc

Liebe Leserinnen und Leser,

was gibt es Besseres als zu Ankern? Einfach vor einer schönen Küste das Grundeisen fallen lassen und einen kleinen Stopp einlegen. Wovon Menschen mit Wohnmobilen nur träumen können, ist mit dem Segelboot Realität. Klar, auch auf dem Wasser gibt es Sperrgebiete, Seekabel und einiges mehr zu berücksichtigen. Aber die Freiheit ist dennoch deutlich größer als an Land.

Einen Haken (Achtung Wortspiel) hat es dann doch: Das scharfkantige Eisen hinterlässt Spuren im Meeresboden. Mein Kollege Andreas Fritsch hat dazu im vergangenen Jahr bereits eine sehr lesenswerte YACHT-Woche geschrieben. Darin geht es um Seegraswiesen in beliebten Segelrevieren, die von den Ankern hunderter Charteryachten durchpflügt werden. Deswegen werden in beliebten Buchten vermehrt Muringbojen installiert. Eine tolle Lösung, wie ich finde. Das Festmachen ist noch einfacher, als das eigene Ankergeschirr auszubringen und vor allem das Losmachen ist deutlich entspannter als den Anker an Deck zu hieven. Natürlich muss man sich auf die Qualität und regelmäßige Wartung der Boje verlassen. Beim eigenen Anker weiß man, woran man ist. Der Zustand der Boje lässt sich nur beurteilen, wenn man baden geht. Natürlich schränkt auch die Boje die Freiheit etwas ein, der Platz ist durch ihre Position definiert.

Mir ging beim Lesen zuerst die Frage durch den Kopf: Warum ankern diese Crews eigentlich auf Seegraswiesen? Vielleicht sei es Seglern mit wenig Erfahrung verziehen, aber eine geübte Crew versucht doch das Seegras schon deshalb zu meiden, weil der Anker darauf nicht gut hält. Also wird nach sandigen Flecken auf dem Meeresboden Ausschau gehalten, wo dann der Anker fällt.

Dass es nicht nur Anker, sondern auch die Trübung der Ostsee durch Überdüngung ist, die dem Seegras schaden kann, stellte mein Kollege Hauke Schmidt in seinem Beitrag fest. Zudem stellte er eine Diskrepanz zwischen der Datenlage und seinem eigenen Erlebnis der Seegraswiesen in von ihm angesteuerten Buchten fest. Hier scheint eine sehr dünne Datenlage für die Ostsee der Grund zu sein. Eventuell werden Erkenntnisse aus anderen Teilen der Welt einfach übertragen.

Meistgelesene Artikel

1

2

3

Dennoch bleibt unbestritten, dass Muringbojen gut für die Artenvielfalt im Meer sind. Mit dem einfacheren Festmachen eigentlich win-win. Auch ich habe schon sehr gute Erfahrungen mit den Bojen des Schwedischen Kryssarklubben gemacht. Als Mitglied erhalte ich regelmäßig eine Mitgliederzeitschrift und einmal im Frühjahr eine Bojenflagge. Damit unter der Saling, kann ich an den blauen Bojen an der schwedischen Küste festmachen. Teilweise sind diese auch an Stellen, die für mein Ankergeschirr zu tief sind oder wo der Grund einfach zu steinig ist, um dem Anker Halt zu bieten. So sind sogar schöne Übernachtungsplätze möglich, die am Anker nicht in Frage kommen würden. Den Mitgliedsbeitrag ist dieser Vorteil allemal wert.

Wie gefällt Ihnen dieser Artikel?

Jetzt frage ich mich nur: Wo sind die Muringbojen an der deutschen Küste? Wie schön wäre es, einige Ankerbojen im Achterwasser oder in den Boddengewässern von Rügen und Hiddensee, im Salzhaff, im Süden Fehmarns vor dem Hafen Orth und auch in der Schlei und der Flensburger Förde zu installieren? Besonders im trüben Boddenwasser wäre das sicher ein Vorteil: Der ganze Schlamm an Deck, nachdem der Anker aufgeholt wurde, entfällt. Sicher, ein Mitgliedsbeitrag oder eine kleine Gebühr, per App entrichtet, wäre sicher nötig, um die Bojen und deren Instandhaltung zu finanzieren. Aber vielleicht wäre das auch eine gute Gelegenheit, dabei Daten zum Zustand des Meeresbodens im Bereich der Muringbojen zu erheben. Verändert sich da etwas, wenn zumindest in diesem sehr begrenzten Bereich kein Anker mehr fällt? Ich bin mir sicher, dass hier alle profitieren könnten: Crews, denen der Komfort des einfacheren Manövers ein paar Euro wert ist, Wissenschaftler, um Daten zum Zustand des Meeresbodens zu erhalten und natürlich das Ökosystem selbst. Auch wenn es auf dem Grund der Ostsee vielleicht um das Seegras nicht so schlecht bestellt ist, wie in beliebten Mittelmeerbuchten, die Muringbojen würden auf keinen Fall schaden.

Michael Rinck

YACHT-Redakteur


Lese-Empfehlungen der Redaktion

yacht/Myproject-122_588dd1e2bf08c53ce7f0b81757956597

Rekord aus dem All

Monsterwelle von 19,7-Meter per Satellit gemessen

yacht/big-waves-monsterwellen-dpa-picture-alliance-high-res-26451798_5def8999e780353e2f184789b319bc27

Mit einem neuen Satellitensystem können Monsterwellen besser erkannt werden. Eine jetzt veröffentlichte Studie zeigt, wie Sturmwellen Ozeane durchqueren und selbst entfernte Küsten gefährden können. Die genauere Erkennung könnte auch Routingprogramme verbessern.


YACHT-Leserreise

Auf der „Sea Cloud II“ 900 Seemeilen durch die Karibik

yacht/seacloudii-caribbean-st-lucia-002-kopie_9dfaa542338e808da69f8dfaf51f07a3

Die vielseitige YACHT-Leserreise durch das karibische Traumrevier startet am 6. März und führt uns in zehn Tagen durch eines der schönsten Segelreviere der Welt.


Werftportrait

Pure Yachts produziert in kleiner Serie mit großen Zielen

yacht/100176173_5c0a22e15606919dd6e3181f5ba9c98d

Die in Kiel frischgegründete Werft Pure Yachts setzt auf langfahrttaugliche Performance-Yachten aus Alu. Sie kann bereits erste Erfolge vorweisen.


Ostsee

Fehmarnsundbrücke - Reduzierte Durchfahrtshöhe

yacht/screenshot-2025-12-10-081052_8f3d62c981d6ec56194ce1702e2a69b2

Vorsicht mit dem Masttopp! Die Durchfahrtshöhe der Fehmarnsundbrücke ist bis zum Sommer 2026 verringert. Wegen Bauarbeiten stehen nur 20 Meter statt sonst 23 Metern zur Verfügung.


M.A.T. 11

Der Orient-Express soll zum neuen ORC-Abräumer werden

yacht/r06_6a66394a14ce995f6b658f03a8735489

Heißer Racer aus dem Orient. Die M.A.T. 11 soll für neue Aufregung in der ORC-Szene sorgen. Die Konstruktion stammt von Matteo Polli.


Schatten im Paradies

Brutaler Überfall auf Expeditionsboot in Papua-Neuguinea

yacht/screenshot-boot-verwustet-2025-12-09-155823_591984082b9afda42a3d5769c9707549

Die erste motorlose Umsegelung der Antarktis mit einem Segelboot wurde durch einen brutalen Raubüberfall in Papua-Neuguinea jäh unterbrochen. Das Expeditionsschiff "Zhai Mo 1" wurde schwer beschädigt und geplündert, wodurch die Reise des chinesischen Seglers Zhai Mo vorerst auf Eis liegt.


Streit um Vermessung

ORC und X-Yachts vereinbaren Zusammenarbeit - gemeinsames Statement

yacht/xr41_5a0840eb7236760c2320cf2ead4644d1

Wegen der Debatte um die XR 41 überprüft das Offshore Racing Council (ORC) seinen Algorithmus für die Berechnung der Rennwerte.


Hallberg-Rassy 370

Segeln und Wohnen auf höchstem Niveau im YACHT-Test

yacht/100172218_f2e9498f12ecf83e2a3fb95baccdcf9f

Mit der Hallberg-Rassy 370 präsentieren die Schweden eine Fahrtenyacht, die kaum noch Wünsche offenlässt. Wir haben die erste Baunummer getestet.


Globe40

Auf Kurs La Réunion – die Sorge um den Mast bleibt

yacht/bildschirmfoto-2025-12-08-um-000639_043e826f883caa3c7b266516215934b9

Lennart Burke und Melwin Fink sind im Globe40 auf dem Rückweg nach La Réunion. Während die Konkurrenz Sydney anpeilt, kämpft das GER-Duo an allen Fronten.


Gitana 18

Caudrelier “talentiert und bescheiden wie Michael Schumacher”

yacht/url-image_8922db6e3b55b4953836485770201656

Charles Caudrelier ist der Skipper, der "Gitana 18" in die Zukunft segeln wird. Ariane de Rothschild vergleicht ihn mit Formel-1-Legende Michael Schumacher.



Newsletter: YACHT-Woche

Der Yacht Newsletter fasst die wichtigsten Themen der Woche zusammen, alle Top-Themen kompakt und direkt in deiner Mail-Box. Einfach anmelden:

Meistgelesen in der Rubrik Allgemeiner Service