MeinungPFAS im Meerwasser - Fishing for Shitstorm

YACHT-Redaktion

 · 07.02.2025

Meinung: PFAS im Meerwasser - Fishing for Shitstorm
YACHT-Woche – Der Rückblick
yacht/bullseye-yacht-woche-2000x500-lasse_650d67e9413251f43cf994009b94dd88

Liebe Leserinnen und Leser,

ist segeln krebserregend? In der vergangenen Woche machte die Umweltschutzorganisation Greenpeace darauf aufmerksam, dass im Meeresschaum an Nord- und Ostseestränden erstmals die sogenannte Ewigkeitschemikalie PFAS nachgewiesen wurde. Der Fund ging durch die Schlagzeilen. Die Leser konnten den Eindruck gewinnen, dass eine neue Gefahr festgestellt worden ist. Droht Strandbesuchern und Wassersportlern bei Kontakt mit Meerwasser eine Gesundheitsgefahr, von der man noch nichts wusste?

Das Kürzel PFAS steht für per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen. Eine von ihnen ist unter dem Handelsnamen Teflon bekannt. Geschätzt für ihre fett-, schmutz- und wasserabweisenden Eigenschaften werden PFAS seit den 1950er Jahren verwendet. Etwa, um Textilien vor Schmutz und Nässe zu schützen, Kochgeräte vor anhaftenden Speisen und Gläser vor dem Beschlagen. Selbst Zahnseide und Kosmetik enthalten die Substanzen, Wachse und Schmiermittel und nicht zuletzt manche Bootspolituren.

Im Unterschied zu vielen anderen Chemikalien, sind PFAS extrem stabil und die meisten biologisch kaum abbaubar. Dass sie sich zunehmend in der Umwelt, in Menschen und Tieren anreichern, ist seit vielen Jahren bekannt. Sie gelangen auf unterschiedlichsten Wegen dorthin. Mit chemischen Nachweisverfahren lassen sich etwa vierzig der rund 10.000 bekannten PFAS bestimmen. Der Mensch nimmt sie überwiegend über Lebensmittel auf. Weniger bekannt ist bis heute, welche gesundheitlichen Schäden das anrichten kann.

Es gibt über diese Frage zwar schon seit langem wissenschaftliche Studien. Doch die Ergebnisse lesen sich so vage wie der Beipackzettel eines Medikaments: Bestimmte PFAS könnten die Leber, das Hormon- und Immunsystem schädigen und den Fettstoffwechsel stören, heißt es etwa, zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen, die Wirkung von Impfungen verschlechtern, ein geringeres Geburtsgewicht zur Folge haben, die Fruchtbarkeit verringern oder Krebs erzeugen.

Dass die Substanzen in der Umwelt nachgewiesen werden können, ist nicht neu. Schon vor fünf Jahren war in einer Publikation des Umweltbundesamts zu lesen: „Diese Stoffe, (…) werden über Luft und Wasser rund um die Erde transportiert. Wir finden sie sogar in Eisbären und Pinguinen, die weit weg von unserer menschlichen Zivilisation leben.“

Dass PFAS auch im Meeresschaum zu finden ist, war daher zu erwarten, als Greenpeace im November 2024 (Nordsee-Proben) und im Januar 2025 (Ostsee-Proben) Meeresschaum in Sankt Peter Ording, auf Sylt und Norderney und in Boltenhagen und Kühlungsborn genommen und ausgewertet hat. Diese Einordnung der Untersuchung, die in der vergangenen Woche in der gesamten Medienlandschaft vorgestellt wurde, fehlte zumeist.

Mit ihrer Kampagne aber treffen die Umweltaktivisten einen Nerv. Die Strände an Nord- und Ostsee haben für viele Menschen Symbolkraft. Sie stehen für unberührte Natur, und die Nachricht stört dieses Bild. Wer sich nicht näher mit dem Thema befasst, könnte lesen: „Kontaminierter Meeresschaum macht den Strand zum Risikogebiet!“ – Und Wassersportler werden sich fragen, ob der Kontakt mit Meerwasser, ja, ob am Ende Gischt im Gesicht gar krebserregend ist.

Wie gefällt Ihnen dieser Artikel?

Es ist zu begrüßen, wenn Greenpeace mit der Veröffentlichung der Untersuchungsergebnisse dazu beiträgt, ein Bewusstsein für mögliche Gesundheitsgefahren durch PFAS in der Umwelt zu schaffen. Der Eindruck, dass die Politik das Thema bisher verschlafen hätte, wäre jedoch falsch. Laut Bundesgesundheitsministerium wird es bereits auf europäischer Ebene behandelt.

Und eine akute, gegenüber den vergangenen Sommern gestiegene Gefahr durch die Chemikalien, wie es die Schlagzeilen in der vergangenen Woche vermitteln konnten, ist für Wassersportler und Strandbesucher in der nächsten Saison glücklicherweise nicht zu erwarten.

Meistgelesene Artikel

1

2

3

Lasse Johannsen

Stellvertretender Chefredakteur YACHT


Draufklicken zum Durchblicken:

Die Woche in Bildern

Die Vendee Globe ist nach Boris Herrmanns Zieleinlauf nicht zu Ende: Morgens am 4. Februar erreichte Jean Le Cam kurz nach Isabelle Joschke das Ziel mit Platz 20.
Foto: Jean-Marie Liot/Alea/VG2024

Lese-Empfehlungen der Redaktion

yacht/Myproject-122_588dd1e2bf08c53ce7f0b81757956597

Vendée Globe

Das Rennen im Live-Tracker

Vendée Globe Live Tracker

Der Live-Tracker der Vendée Globe 2024/25: Dieses Tracking zeigt den Rennverlauf der zehnten Ausgabe der Weltumseglungs-Regatta!


Delos Explorer 53

YouTuber bauen Go-anywhere-Kat aus Alu mit Hybrid-Antrieb

yacht/100169209_fdd1965570299fa88a7117a6bb2a2d6a

Nach 85.000 Seemeilen auf Blauwasserfahrt entwickeln die YouTuber Brian und Karin Trautman ihr neues Boot auf der Grundlage ihrer reichen Erfahrungen.


Royal Huisman

“Sky”, die höchste Slup der Welt

yacht/royal-huisman-sky-under-sail-1-profile_4ae2a2fca8176ddebb9373c814e26865

Die 81 Meter lange Slup “Sky” wird bei Royal Huisman in den Niederlanden aus Alu gebaut und bekommt den höchsten Mast der Welt.


Technik

Kompakte Powerstation für kleine Boote

yacht/25-sm-ar-jackery-explorer-500-v2-camping-tisch-1-scaled_778ca65119ffc3dd27e9b3e2d60b6c5c

Jackery erweitert sein Portfolio mit der Explore 500 V2, einer kompakten Powerstation für den mobilen Einsatz auf Booten. Mit 512 Wattstunden Kapazität, verschiedenen Anschlüssen und einem Gewicht von 5,7 Kilogramm bietet sie eine praktische Stromversorgung für Wassersportler.


Ausprobiert

Marine-Fernglas Silva Eterna Navigator 3, starke Optik zum günstigen Preis

yacht/fernglas-silva-navigator-3-hsc-img-6742_58ebf14a6c33735617e3b348b13d87b2

Die Silva Eterna Navigator 7x50 positioniert sich im mittleren Preissegment der Marineferngläser und überzeugt mit guter optischer Leistung. Im Praxiseinsatz zeigen sich aber auch Schwächen.


Sun Odyssey 455

Neuer Entwurf für ein bewährtes Konzept

yacht/image0003_3af31cb17785b67646f78ba168a4504a

Keine Pause in der Entwicklungsabteilung von Jeanneau. Als neues Modell der Tourenreihe Sun Odyssey wird jetzt die neue 455 mit vielen spannenden Novitatäten vorgestellt.


„Simena“

62-Meter-Ketsch sucht Eigner

yacht/simena-sea-trials-9_631974c775677e872f638d8eebedf6d9

Die Stahl/Alu-Ketsch "Simena" von Ares Yachts hat ihre ersten Probefahrten absolviert und wartet auf einen Eigner! Der sollte 45,9 Mio. Euro übrig haben.


Blauwasser

86 Yachten mit der ARC+ in transatlantisches Abenteuer gestartet

yacht/arc25d3-2318_1ff935dda63fcad16596ee9229d8cd39

Kanaren-Kapverden-Karibik: Gestern ist die 13. ARC+ gestartet. Die besten Bilder des Spektakels und alle Infos zum Auftakt des Traums vieler Blauwassersegler.


Online-Charter

„Geblendet vom günstigen Preis“

yacht/storychief-generated-2025-11-07-14-09-10_065f3cf090b830e83a6339a262bea7a9

Mit hohen Rabatten lockt die slowakische Online-Charteragentur Boataround Segler zur Frühbuchung. Einige mussten danach um ihr Schiff und Geld bangen.


„La Liberté“

Mit diesem Luxus-Schärenkreuzer segelte Greta Garbo

yacht/la-liberte-scharenkreuzer-segeln-berlin-2023-shu-hucho230918-330673_73037fd8dcd572dcb30c71526af111f0

Einst zählten Künstler, Diplomaten und ein echter Prinz zur Crew der „La Liberté“. Heute ist der Schärenkreuzer am Wannsee zu Hause und selbst ein Promi


YACHT-Fotowettbewerb 2025

Die 30 besten Leserfotos des Jahres

yacht/fotoweb/100169180

Zum Träumen, Schwärmen und Staunen: Wir präsentieren die 30 besten Motive unserer Leser, eingesendet für den YACHT-Fotowettbewerb 2025.



Newsletter: YACHT-Woche

Der Yacht Newsletter fasst die wichtigsten Themen der Woche zusammen, alle Top-Themen kompakt und direkt in deiner Mail-Box. Einfach anmelden:

Meistgelesen in der Rubrik Allgemeiner Service