Liebe Leserinnen und Leser,
ich habe eine wahrhaft luxuriöse Woche hinter mir. Gerade eben sind zwei größere Strecken als Reportage über die neue Grand Soleil 65 LC fertig geworden, einmal für die YACHT und einmal für unser Partner-Magazin BOOTE Exclusiv. Dabei handelt es sich um ein Schiff von gut 20 Meter Rumpflänge, knapp sechs Meter Breite und einem Gewicht von 27,5 Tonnen je nach Ausbaustandard. Ein echter Luxusschlitten würde man sagen, schick, schnell, edel und atemberaubend schön. Und: in der von uns gesegelten Version gegen drei Millionen Euro teuer, inklusive allem erdenklichen Schnickschnack, was man sich für Geld so alles dazukaufen kann.
Schön und gut, dass sich Menschen ein derartiges Prachtexemplar von Yacht überhaupt leisten können und damit ihr Vermögen in die Yachtbaubranche investieren, die fähig ist, einen solchen Luxus überhaupt zu produzieren. Wir leben davon und viele andere auch. Als YACHT-Redakteur bekomme ich ab und an die exklusive und spannende Gelegenheit, mich von Berufs wegen mit Schiffen dieser Art und Größe zu befassen. Im normalen Leben hingegen gehöre ich zur großen Masse jener, die meist noch nicht mal in die Nähe von solch überschwänglichem Glanz kommen, geschweige denn jemals drauf.
Wenn es um die Anschaffung eines Segelbootes geht, orientiert sich unsereins vielmehr in den bescheidenen Marktsegmenten. Kleinere und erschwingliche Boote entsprechen dem Begehr einer breiten Schicht von Seglern und solchen, die das gern werden wollen. Dabei geht es aber nur bedingt um die finanziellen Möglichkeiten der potenziellen Käufer. Entscheidend ist zudem, wie das Boot eingesetzt werden soll, wo es zu liegen kommt und ob überhaupt ein geeigneter Liegeplatz mit entsprechendem Tiefgang zur Verfügung steht.
Die Nachfrage nach kleinen, überschaubaren und überdies flexiblen Schiffen dürfte also immer noch ungebrochen groß sein. Auch Boote, die zu Hause auf dem Straßentrailer im Carport stehen und nur für das Wochenende oder für den Sommerurlaub eingewassert werden, sind gefragt wie noch nie zuvor. Wer sich oft in Sportboothäfen rumtreibt, kann diese Entwicklung leicht nachvollziehen. Daran ist ja auch nichts falsch.
Nur gibt es dabei einen Haken: Aktuell scheinen die Hersteller das kleine Marktsegment nur noch stiefmütterlich zu bedienen. Spannende Neuvorstellungen im Bereich von Kleinkreuzern, trailerbaren Sportbooten oder kompakten Fahrtenschiffen sind rar geworden. Und: Wer weiß das besser als wir? Wer sich derzeit für ein kleines, handliches und bezahlbares Boot interessiert, hat weniger Auswahl in einem zunehmend schwindenden und homogenen Angebot von neuen Produkten.
Wo zum Beispiel sind denn die günstigen und vielseitigen Kleinkreuzer aus polnischer Produktion geblieben, die noch zehn Jahren mit ihren attraktiven und preiswerten Konzepten den etablierten Serienherstellern das Leben schwergemacht und auf den internationalen Messen die Flächen gefüllt haben? Einige dieser Schiffe sind zwar noch verfügbar und neu zu kaufen, aber sie sind im Vergleich ebenfalls teuer geworden. Zudem findet auch in diesem Bereich kaum noch Neuentwicklung statt. Das Angebot verkleinert sich also zusehends. Und auch auf den Messen sind die Kleinkreuzer ebenfalls nur noch spärlich vertreten, wenn überhaupt.
Fragt man die Hersteller, so bekommt man stets dieselbe Antwort zu hören: Es lohne sich einfach nicht mehr, kleine Boote zu entwickeln und anzubieten. Die Planung, die Konstruktion und nicht zuletzt der Formenbau sind kostenintensiv, und die Investitionen können über den Verkauf nicht vollständig amortisiert werden. In einer wirtschaftlich schwierigen Periode, in der die Preise für das Material zur Herstellung von Booten steigen, in welcher die Umsätze der Werften in den Keller rauschen und die Margen der Händler gegen null streben ist das nachvollziehbar. Kurz: Mit dem Bau und dem Verkauf von kleinen Booten lässt sich derzeit wohl kaum Geld mehr verdienen.
Trotzdem zeichnet sich am düsteren Horizont auch ein Schimmer von Sonnenschein ab. Im Frühjahr hat Großserienhersteller Jeanneau mit der Sun Odyssey 350 wieder ein interessantes Boot für die stark nachgefragte Einsteigerklasse um zehn Meter Rumpflänge vorgestellt, Sunbeam Yachts in Österreich hat mit der 29.1 neu einen innovativen Daysailer am Start, und just in diesen Tagen ist mein Kollege Fridtjof Gunkel bei Hanse Yachts in Greifswald zu Gast, um die brandneue 360er zu testen.
Dies sind letztlich bedeutende Signale dafür, dass nun wieder mehr Bewegung in den Markt kommen könnte. Ob das allerdings schon Anfang einer Wende bei der Entwicklung von kleinen Booten sein kann, steht wohl noch in den Sternen. Sehr zu wünschen wäre es jedenfalls. Ich bin sehr gespannt.
YACHT-Redakteur
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