Longue RouteKurs Äquator für die einsamen Weltumsegler

Kristina Müller

 · 21.08.2024

Longue Route: Kurs Äquator für die einsamen WeltumseglerFoto: Bruno Tréca
Erinnert an den französischen Ausnahmesegler Bernard Moitessier: Seine “Joshua” war beim Start zur Longue Route 2024 vor Lorient dabei
Vier Yachten sind bisher zur Longue Route gestartet, einer gemeinsamen Weltumsegelung auf Bernard Moitessiers Spuren. Dennoch sei die Stimmung beim Start der drei Soloskipper Mitte August in Lorient „emotionsgeladen“ gewesen, berichtete Veranstalter Bruno Tréca gegenüber der YACHT.

Gestartet sind unter der Begleitung vieler Fans Pierre André Huglo auf der Contessa 32 „Fresh Herring“, Alfonso Pascual auf der Contessa 32 „Cyrano“ und Eric Beauvilain auf der Chatam 37 „Merlin“.

Longue Route: Deutsche Seglerin führt das Feld an

Allen voran segelt Susanne Huber-Curphey bereits im Südatlantik. Die deutsche Ausnahmeseglerin war bereits Mitte Juli auf den Azoren auf ihrer Aluyacht „Nehaj“ gestartet.

Von den eigentlich acht bis neun Startern mussten einige ihren Aufbruch verschieben. So etwa der Franzose Pierre Novelli, den technische Probleme während seiner Überführung durchs Mittelmeer bisher daran hinderten loszusegeln. Er wird in Lorient einen Zwischenstopp für Reparaturen einlegen, bevor er zu seiner Longue Route aufbricht.

Späterer Start für schnellere Boote

Eymeric Maiffrédy und Frédéric Switala segeln schnellere Boote und werden daher erst am 15. September aufbrechen, um nicht zu früh am Kap der Guten Hoffnung anzukommen und damit noch in ungemütliches Winterwetter in hohen Breiten. Eymeric Maiffrédy wird das Abenteuer von Arcachon aus beginnen und Frédéric Switala im Mittelmeer.

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Dieses besondere Weltumsegelungsformat, bei dem die Segler ihren Startort und Zeitpunkt frei wählen können, um einsam, aber dennoch gemeinsam nonstop um die Welt zu segeln, wurde 2018 erstmals durchgeführt. Zehn von 19 gestarteten Seglern und Seglerinnen schafften die Reise damals – vier ohne Zwischenstopp. Darunter war auch Susanne Huber-Curphey.

Longue Route: gemeinsam einsam um die Welt

Ins Leben gerufen wurde die gemeinsame Weltumsegelung, die keine Regatta ist und ohne Wettkampfgedanken stattfindet, vom Franzosen Guy Bernardin. Er wollte 50 Jahre nach Moitessiers berühmter Reise etwas Vergleichbares als Hommage an diesen auf die Beine stellen. Sein Motto lautete: Freude am Segeln um die drei südlichen Kaps.

Bei der Longue Route segeln die Skipper und Skipperinnen allein rundum, ohne Zwischenstopps und ohne Hilfeleistung mit einem Boot, das nicht länger als 52 Fuß sein darf. Es gibt keine Einschränkung hinsichtlich der Ausrüstung an Bord.

Ziel der Longue Route 2024 ist es, „eine Gemeinschaft von Seglern, Männern und Frauen zu schaffen, die ihren Lebenstraum verwirklichen wollen“, so die Veranstalter Francis Tolan und Bruno Tréca

Wie alles begann: das Golden Globe Race von 1968/69

1968 nahm Bernard Moitessier mit seiner „Joshua”, einer zwölf Meter langen Stahlketsch am Sunday Times Golden Globe Race teil. Diese erste Einhand-Weltumsegelung ohne Zwischenstopps wurde vom Titelsponsor mit 5.000 Pfund dotiert – sehr viel Geld für damalige Verhältnisse.

Moitessier war auf Siegerkurs, doch nachdem er Kap Hoorn passiert hatte, entschied er, seine Reise nach Polynesien fortzusetzen. „Weil ich auf See glücklich bin und vielleicht meine Seele retten will”, so Moitessier damals. Damit vergab er seine Chance auf den Sieg – und das Preisgeld – und schrieb Segelgeschichte. Nach einer anstrengenden weiteren halben Weltumsegelung erreichte er schließlich Tahiti.

Sein späteres Buch über die Reise, „La Longue Route”, wurde zum Klassiker der Segelliteratur. Er selbst wurde zur Inspiration vieler, genau wie sein eigenes Vorbild: Das war der erste Einhand-Weltumsegler Joshua Slocum, nach dem er sein Boot benannte.

Hundert Jahre Moitessier

Ende 2022 hatte Francis Tolan, ein Teilnehmer der Longue Route 2024, die Idee, die Veranstaltung erneut zu wiederholen, und widmete sich mit seinem Freund Bruno Tréca der Umsetzung. Zudem wäre Bernard Moitessier im kommenden Jahr 2025 hundert Jahre alt geworden – auch das ist für Organisatoren und Segler ein Anlass, die Veranstaltung wieder aufleben zu lassen.

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