Schritt für Schritt-AnleitungSo wird ein Stowaway-Opti gebaut

Michael Rinck

 · 27.11.2025

Sieht aus wie ein normaler Opti. Auffällig sind aber die zusätzlichen Schotten vor dem Schwertkasten. Dort wird er geteilt.
Foto: Michael Rinck
​Mit Planung und dem beherzten Einsatz einer Säge wird der Optimist einen knappen Meter kürzer. So passt er in den Kofferraum oder aufs Vorschiff. Die Teilungserklärung.

​Optimisten sind als Beiboote bisweilen beliebt. Die eckige Kinder- und Jugendjolle kann wahlweise gerudert oder gesegelt werden. Sogar ein kleiner Außenborder passt ans Heck. Weiterer Vorteil: Es gibt sehr viele Optis, daher sind sie gebraucht nicht selten günstig zu haben. Der vielleicht wichtigste
Aspekt aber ist, dass bei vielen Erwachsenen pure Nostalgie aufkommt, sobald man sich in das kleine Boot quetscht und Erinnerungen an die eigenen Segelanfänge wach werden.

Beim Verstauen an Bord jedoch stellt sich oft heraus, dass ein Optimist so klein gar nicht ist. Mit 2,30 Meter Länge beansprucht er reichlich Platz. Auf vielen Yachten passt er kaum auf den Kajütaufbau unterm Großbaum. Desgleichen ist der Kofferraum selbst eines Kombis meist zu klein, um den Opti darin zum Boot zu bringen. Was also tun?


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Im Grunde liegt die Antwort auf beziehungsweise in der Hand: Der Opti muss zersägt werden. Klingt martialisch, geht aber recht einfach vonstatten. Zum Segeln werden beide Teile dann einfach wieder zusammengefügt. Wichtig: Das Boot wird in zwei unterschiedlich lange Hälften geteilt, sodass die eine Platz in der anderen findet. Auf diese Weise wird der Optimist zum praktischen Stowaway-Dingi: segelbar, platzsparend und dazu noch hübsch anzusehen, wenn man zu einem alten Modell aus Holz greift.

Genauste Vorarbeit ist von Nöten

Bevor die Säge angesetzt wird, muss gemessen und geplant werden, damit später alles passt. Vor allem soll der Opti stabil und wasserdicht bleiben. Daher am besten zwei zusätzliche Schotten einbauen. So ist jede Hälfte in sich steif und bleibt beim Segeln trocken. Zusammengefügt werden sie ganz simpel mithilfe von vier Knebelschrauben.

Beim Maßnehmen mit dem Zoll­stock zeigt sich schnell, dass es bei unserem Opti nur eine logische Stelle für die Teilung gibt: unmittelbar vor dem Schwertkasten. Dort ist nichts im Weg, und die Bugsektion passt später perfekt in die Plicht. Es empfiehlt sich übrigens, vor dem Zersägen zunächst die beiden Schotten einzubauen. So ist sichergestellt, dass sie parallel aneinander liegen und der Opti nach dem Umbau nicht schief wird.

Damit sich die Schotten exakt in den Rumpf fügen, hilft es, eine Schablone anzufertigen. Dafür bietet sich fünf Millimeter dickes Sperrholz an. Das ist steif genug, um passgenau eingesetzt zu werden. Es ist aber dennoch sehr einfach zu sägen und zu schleifen. Zudem lässt es sich beim Einlaminieren der Schotten als Abstandshalter nutzen. Wichtig: Das Schablonenschott bildet den Querschnitt des Rumpfes nur an einer Stelle ab. Da dieser sich zum Bug hin aber deutlich verjüngt, müssen die beiden Schotten unterschiedlich groß und die seitlichen Schnittkanten abgeschrägt werden. Trotz Schablone ist daher zusätzliches Messen und etwas Schleifarbeit nötig.

Um die Schotten schließlich an die richtige Stelle vor dem Schwertkasten einsetzen zu können, wird eine Lücke in den Süll gesägt. Denn bei Holzoptis sind mehrere Kanthölzer in Längsrichtung als Verstärkungen verbaut. Für die dünne, biegsame Schablone stellte dies kein Problem dar. Für das unflexiblere Sperrholzschott hingegen muss Platz geschaffen werden.

Erst laminieren, dann zersägen

Vor dem Einsetzen wird der Untergrund vorbereitet. Eine Hohlkehle aus angedicktem Epoxid und ein Winkellaminat sollen die Schotten fixieren. Damit das Harz hält, muss der alte Lack an der betreffenden Stelle entfernt werden. Das ist mit einer Ziehklinge schnell erledigt. Danach werden die Schotten eingepasst und angezeichnet.

Praktischerweise lassen sie sich mit Schraubzwingen am Schwertkasten fixieren. Mit zusätzlichen Brettern und Schraubzwingen werden die Schotten samt der Schablone als Zulage in der Mitte zusammengedrückt. So ist sichergestellt, dass sie später plan an­ein­ander anliegen.

Wenn alles passt und markiert ist, wird das Glasfasergewebe zugeschnitten. Bei unserem Opti kommen drei Lagen Glasgewebe mit jeweils 163 Gramm pro Quadratmeter zum Einsatz. Dann wird Epoxidharz angemischt, die Klebeflächen eingestrichen und mit angedicktem Harz eingeklebt. Zuerst das Schott direkt vorm Schwertkasten, dann die Zulage mit Folie umwickelt, damit sie später nicht festklebt. Und zuletzt das Schott für die Bugsektion. Alles wird schließlich mit den Schraubzwingen entlang der vorbereiteten Markierungen fixiert. Nun wird die Hohlkehle gezogen und die vorbereiten Glasgewebestreifen in den Winkel zwischen Schott, Hohlkehle und Rumpf gelegt und mit Harz getränkt. Als Abschluss noch Abreißgewebe aufgelegt – fertig.

Das Einkleben und Anlaminieren der Schotten nimmt etwa zweieinhalb Stunden Zeit in Anspruch. Alle anderen Arbeiten lassen sich in kürzere Abschnitte unterteilen.

An dieser Stelle können Nachahmer übrigens von der Fotoabfolge abweichen. Wir haben nicht nur das Winkel­laminat, sondern den gesamten Opti innen lackiert und erst dann zersägt. Soll alles in der gleichen Farbe bleiben, kann auch erst gesägt und später der Lack aufgetragen werden.

Aus eins mach zwei

Vor dem Zersägen wird die ehemalige Schablone zwischen den Schotten herausgezogen. Dann Löcher an den Stellen bohren, an denen später per Knebelschrauben und Einschlagmuttern die beiden Bootshälften zusammengesetzt werden. Die Löcher vor dem Zersägen zu bohren, stellt sicher, dass beide Sektionen später fluchten.

Der fünf Millimeter messende Spalt bildet die Führung für die Säge. Am besten benutzt man eine Japansäge oder einen Fuchsschwanz. Mit einer Stichsäge könnte man versehentlich auch ins Schott sägen. Ist der Opti zur Hälfte zersägt, empfiehlt es sich, die Zulage auf dieser Seite wieder hineinzustecken und die Schotten per Schraubzwinge zusammenzupressen. So wird vermieden, dass die Bordwand auf den letzten Zentimetern bricht, weil der Opti auseinanderfällt, bevor der Schnitt sauber beendet werden kann. Der Trick mit dem Spalt als Führung der Säge hat zur Folge, dass etwas Bordwand nach dem Sägen über die Schotten übersteht. Diese Stelle bündig schleifen! Der Opti ist dadurch nach dem Umbau fünf Millimeter kürzer.

Ist der Optimist in zwei Hälften zerteilt, wird die Bugsektion probeweise in die Plicht gelegt. Nun zeigt sich, ob vor dem Umbau richtig gemessen wurde. Bei unserem Holzopti wäre im Notfall ein Ausschnitt in der Sitzbank möglich, sollten ein paar Millimeter fehlen.

Sobald die Schotten lackiert sind, können die Einschlagmuttern platziert werden. Alternativ tun es Flügelmuttern. Dann aber hätte man vier Einzelteile, die verloren gehen könnten. Um die richtige Position zu finden, werden die beiden Rumpfhälften mit den Knebelschrauben und den Einschlagmuttern verbunden. Dann schauen, dass alles genau fluchtet und die Knebelschrauben fest anziehen, bis die Einschlagmuttern leicht ins Sperrholz gezogen werden. Den letzten Millimeter versenkt man sie mit einem gezielten Hammerschlag. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass sie gerade sitzen und sich die Knebelschrauben später problemlos hineindrehen lassen.

Letzter Feinschliff

Der Umbau ist damit fast abgeschlossen, fehlen nur noch die Beschläge im Opti. Die Gurtbänder für die Auftriebskörper, Schotblöcke und der Gummi zur Sicherung des Schwertes müssen wieder angeschraubt werden. Sollen die beiden Lufttanks wieder im Vorschiff Platz finden, müssen sie jetzt ein ganzes Stück nach vorne vor die neuen Schotten rücken. In unserem Fall passen sie unter die Mastbank, die das ganze Vorschiff überspannt.

Der Auftriebskörper achtern muss jedes Mal weichen, soll der Opti platzsparend gestaut werden. Dazu wird einfach die Luft abgelassen. Danach kann er neben den Schwertkasten gepackt werden. Damit beim Ineinanderstapeln keine Kratzer und Schrammen entstehen, empfiehlt es sich, Polsterungen aus Schaumstoff oder Gummimatten zuzuschneiden. Sie dienen als Unterlage für die Bugsektion. Zusätzlich kann ein Spanngurt angebracht werden. Das ist vor allem dann hilfreich, wenn der Opti hochkant gelagert wird. Findet der Opti auf dem Kajütaufbau Platz, muss eine Persenning her, damit es nicht hineinregnet. Es sei denn, er wird kieloben liegend gestaut. Dann allerdings steht die Bugsektion etwas über den Süll der Hecksektion über, sodass eine passende Pallung angefertigt werden müsste.

Die ersten Schläge mit dem umgebauten Opti zeigen, dass sich die Segeleigenschaften nicht verändert haben. Die Verschraubung an den zusätzlichen Schotten hält bestens, das zusätzliche Gewicht ist für den Einsatz als besegeltes Dingi zu vernachlässigen. Einen Nachteil haben die Schotten aber: Regen- und Spritzwasser fließt nicht mehr nach achtern in die Plicht, wo es einfach außenbords gepützt werden kann. Stattdessen sammelt sich Wasser im Vorschiff und muss dort mit der Pütz aufgenommen werden.

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Der gesamte Umbau hat etwa 25 Arbeitsstunden gedauert. Kosten von knapp 250 Euro fielen für Sperrholz, Knebelschrauben, Einschlagmuttern, für Harz, Glasgewebe und Lacke sowie für Verbrauchsmaterialien wie Folie, Klebeband und Schleifmittel an. Der Vorteil des einfachen Transports im Auto und an Deck macht den Stow­away-Opti zum perfekten Segelbeiboot. Man sagt ja, Glück sei das Einzige, was mehr wird, wenn man es teilt. Auf den Opti trifft dies gleichermaßen zu.


Anleitung: Schritt für Schritt zum halbierten Optimist

​1. Maß nehmen und Schablone erstellen

yacht/100171859_5711d6e729e93898cb586015b59540b9Foto: Michael Rinck

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Zuerst wird der Bereich vor dem Schwertkasten vermessen und eine Schablone aus fünf Millimeter Sperrholz angefertigt.


​2. Schotten erstellen

yacht/100171848_d86f3024fc0abae7738295880a9db068Foto: Michael Rinck

Anhand der Schablone werden zwei Schotten aus zwölf Millimeter Sperrholz ausgesägt und angepasst.


​3. Süll-Ausschnitt

yacht/100171833_42dbd0705faef901d74b02b92c1980d8Foto: Michael Rinck

Zum Einsetzen der Schotten ist ein Ausschnitt im Süll erforderlich. Die Schablone wird als Zulage dazwischen geschoben.


​4. Jeder Millimeter zählt

yacht/100171850_c8bed49ea66a245f5113d8a6aab91859Foto: Michael Rinck

Jetzt muss exakt gemessen werden, damit später alles gerade ist. Mit dem Schleifgerät lassen sich Nachbesserungen erledigen.


​5. Weg mit dem Lack

yacht/100171830_e85bebff21292cf721f1e40ee26dd36bFoto: Michael Rinck

Der Lack unter den Schotten muss ab, damit die Verklebung hält. Mit einer Ziehklinge geht das schnell von der Hand.


​6. Arbeitsplatz vorbereiten

yacht/100171835_3c5c40ca9116d13ce2de53395988fb74Foto: Michael Rinck

Per Schraubzwinge werden die Schotten am Schwertkasten fixiert. Weitere Zwingen sorgen dafür, dass sie parallel liegen.


​7. Material vorbereiten

yacht/100171841_6511df0be19f9edbb33f1e889b7ae13bFoto: Michael Rinck

Vorbereitung der Glasfaserstreifen. Die Zulage am besten mit Folie umwickeln. Dann kann laminiert werden.


​8. Laminieren

yacht/100171844_a633b74ca6694febdac49f2edabb3355Foto: Michael Rinck

Mit angedicktem Epoxid Hohlkehlen ziehen und darüber die Glasmatten laminieren. Dann Abreißgewebe aufbringen.


​9. Nacharbeiten

yacht/100171821_bbe186edc9de9b40075ff3247d8d30c0Foto: Michael Rinck

Nach dem Aushärten wird die Zulage herausgezogen, es bleibt der Spalt für die Säge. Unebenheiten werden geschliffen.


​10. Süll-Verschluss

yacht/100171823_108baf768c81f7eeec27507689d62fb7Foto: Michael Rinck

Die Lücke im Süll wird mit einem Holzklötzchen wieder geschlossen, das Laminat mit Spachtel glatt gezogen.


​11. Lackieren

yacht/100171825_25feef8dbc6afafd4953e5600587b142Foto: Michael Rinck

Schotten und Winkellaminat lackieren. In unserem Fall wurde das Bootsinnere einmal komplett überlackiert.


​12. Vor dem Sägen

yacht/100171867_f9aa5f4704c029d06803c88d696da7afFoto: Michael Rinck

Vor dem Zersägen die Positionen der Schrauben mit einer Bohrung markieren. Hier sind die Einschlagmuttern zu sehen.


​13. Jetzt wird gesägt

yacht/100171824_7400b0fa0759dad66a64eb095ef624beFoto: Michael Rinck

Der große Moment: Die Säge wird an­gesetzt. Mit Japansäge oder Fuchsschwanz geht es gefühlvoll entlang der Schotten.


​14. Passt alles?

yacht/100171871_76b37eff6d17ed07d20d0937f29322cfFoto: Michael Rinck

Jetzt gibt es kein Zurück mehr! Der Opti ist zersägt. Zuerst wird getestet, ob die Bugsektion auch in die Plicht passt.


​15. Nacharbeiten an beiden Teilen

yacht/100171872_2bcf8ed3a44e2e5cfbebf795b054efedFoto: Michael Rinck

Die Schnittkanten schleifen und Un­ebenheiten sowie kleinere Spalte oder Lücken mit Spachtel glätten.


​16. Alles in Flucht?

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Einschlagmuttern und Knebelschrauben probeweise anbringen und schauen, ob die beiden Sektionen fluchten.


​17. Schnittflächen lackieren

yacht/100171866_a9d197482fff02928a31834557d67208Foto: Michael Rinck

Wenn alles passt und die Oberflächen gespachtelt und glatt geschliffen sind, geht es ans Lackieren.


​18. Hardware wieder anbringen

yacht/100171851_51f3383bf106ea2e1cf44340a1908861Foto: Michael Rinck

Schotblöcke und die Gurte für die Auftriebskörper werden wieder angebracht. Hier fehlen noch die Ausreitgurte.


​19. Fertig für den platzsparenden Transport

yacht/100171858_b273968ec351127fd7af1d0feb691509Foto: Michael Rinck

Mit etwas Schaumstoff als Polsterung und einem Spanngurt kann der Opti jetzt platzsparend zusammengepackt werden.

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