Ersatzteile aus dem DruckerDigitale Reparatur vom Profi

Michael Rinck

 · 04.09.2025

Aus alt mach neu: Links der abgenutzte Lattenspanner, rechts das neue Teil.
Foto: Ersatzteildrucken.de
Ersatzteile aus dem Drucker.
3D-Druck ist bei der Reparatur an Bord etabliert, neu ist aber der Service von Ersatzteildrucken.de. Hier profitieren auch Eigner ohne CAD-Kenntnisse und Drucker. Einfach das kaputte Teil einschicken und innerhalb weniger Tage Ersatz erhalten.

Ein Sprichwort sagt, Segeln sei das Hobby, beim dem man sein Boot an den schönsten Orten der Welt repariert. Tatsächlich können schon kleine Schäden eine langwierige Suche nach Ersatzteilen bedeuten. Besonders wenn der Hersteller schon eine veränderte Version führt und keine Ersatzteile mehr auf Lager hat. Ob Kompassabdeckung, Segellattenspanner, Blenden für eingebaute Instrumente , Überwurfmuttern von Sensoren oder einzelne Schalter in einem Paneel: Es wäre unverhältnismäßig ganze Komponenten zu tauschen, wenn nur ein Kleinteil defekt ist. Hier setzt die Idee an, einfach Ersatzteile im 3D-Druckverfahren nachzuproduzieren. Dafür sind bisher allerdings ein 3D-Drucker und zumindest grundlegende Kenntnisse in der Gestaltung von Bausteilen in einem CAD-Programm nötig gewesen. Das norddeutsche Unternehmen Ersatzteildrucken.de übernimmt diese Aufgabe jetzt für Eigner.

Von der Schadensaufnahme zum digitalen Modell

Der erste Schritt ist eine Anfrage per Mail mit Fotos des beschädigten Teils. Dazu eine kurze Beschreibung des Schadens und der Anforderungen, also welchen Belastungen das Teil eventuell ausgesetzt sein wird. Die Experten von Ersatzteildrucken.de schätzen dann den Aufwand ein und machen ein Angebot. Danach kann das defekte Teil eingesendet werden.

Der eigentliche Reparaturprozess beginnt bei Ersatzteildrucken.de mit einer detaillierten Vermessung des beschädigten Teils. Moderne 3D-Scanner erfassen dabei die exakte Geometrie. Die Scans werden in eine CAD-Software übertragen. Dann beginnt die digitale Reparatur. Bruchstücke werden zusammengefügt oder ein Riss geschlossen. In diesem Schritt ist sogar eine Verbesserung mit zusätzlichen Verstärkungen denkbar. So entsteht am Bildschirm die Vorlage für den Druck.

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Druckfrische Ersatzteile

Nach der Modellierung folgt die Fertigung. Standardmäßig wird Nylon PA12 verwendet. Der Kunststoff ist sehr widerstandsfähig und ist deutlich robuster als herkömmliche Spritzgussteile. Auch hier hängt die Wahl des Materials aber von der späteren Anwendung ab. Auch mit Glas- oder Kohlefaser verstärkte Harze oder sogar Metalle können in 3D-Druckverfahren zum Einsatz kommen. Nach dem Druck kann je nach Vereinbarung im Angebot noch eine Oberflächenveredelung durch Polieren, Schleifen oder Lackieren folgen.

Ist das Teil fertig wird zum Schluss noch einmal gemessen, ob alles passt. Dann wird das fertige Ersatzteil per Post zum Kunden geschickt. Laut Geschäftsführer Udo Wiegandt dauert dieser Prozess etwa 14 Tage. Dabei entfällt die hälfte der Zeit auf die Postwege. Länger dauert es, wenn der Kunde nach dem ersten Angebot noch einen Änderungswunsch hat. Für Ungeduldige gibt es auch Express- oder Kuriersendungen gegen Aufpreis. Wiegandt ist selber begeisterter Segler und hat schon einige Ersatzteile für Boote geliefert.

Für die Reparatur bei Ersatzteildrucken.de gibt es verschiedene Paketpreise: Economy für 29, Restore für 49 und All inclusive für 99 Euro. Der günstigste Tarif wird empfohlen, wenn ein Teil vervielfältigt werden muss. Dabei ist keine digitale Reparatur vorgesehen und der eigentliche Druck ist auch noch nicht enthalten. All inclusive enthält alle oben beschriebenen Arbeitsschritte für Teile bis 16 Zentimeter läge. Je nach Aufwand und Material sind hier aber auch Preisunterschiede möglich. Größere Teile bis 80 Zentimeter Länge können auf Anfrage aber auch hergestellt werden.

Der Preis ist hoch, kann sich aber schnell relativieren. Wenn etwa der Schalter ersetzt werden kann und kein neues Schaltpaneel eingebaut werden muss, spart das nicht nur Geld, sondern auch Zeit. Hätte das neue Schaltpaneel eventuell andere Abmessungen, müsste auch Zeit für einen neuen Ausschnitt im Schott eingerechnet werden. Hier wäre Planung, Material und Umbauzeit nicht zu unterschätzen. Wenn dann statt eines Schalters als Ersatz gleich mehrere angefertigt werden, steigt der Preis nur minimal, das Paneel kann aber noch viele Jahre seinen Dienst an Bord verrichten. Ähnliche Beispiele finden sich viele an Bord. So bleibt mehr Zeit auf dem Wasser oder für andere Wartungsarbeiten.



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