Wirklich verleugnen kann dieses Wasserfahrzeug seine Herkunft nicht. Linien von Runabouts italienischer Herkunft, aber auch die strakend-schönen Kajütaufbauten der Jollenkreuzer von Fricke & Dannhus (F&D) scheinen hindurch. Gemeinhin folgen die „Motorhauben“ von Jetskis einer kantig-aggressiven Linienführung, die nicht selten vor Kraft strotzt und laut ist – sowohl farblich als auch akustisch. Timberjet will das ändern und arbeitet an einer elektrisch angetriebenen und in Deutschland gefertigten Ausführung. Der Name verspricht viel Holz und umschifft zugleich die Bezeichnung Personal Water Craft, die sich als Synonym zu Kawasakis Markennamen „Jetski“ etabliert hat.
Die Idee zu Timberjet kam Ralf Jansen, nachdem er in Südfrankreich in der Superyachtbranche gearbeitete hatte und vor einigen Jahren nach Essen zurückgekehrt war. Im Ruhrgebiet reifte das Konzept eines edlen, leistungsstarken und vor allem leisen Spaßgeräts. Aus einem Kaffeeklatsch mit Frank Büchsenschütz, einem 87 Jahre alten Maschinenbauingenieur, entsprang ein Blatt Papier mit 2D-Zeichnung darauf. Als Nächstes stieß Jens Dannhus zum engeren Kreis aus Entwicklern und Partnern. Die Traditionswerft Fricke & Dannhus vom Dümmer-See wollte ihre Expertise in Holz einbringen.
Für die elegante Optik war dem Timberjet-Team wichtig ein gewölbtes Stabdeck zu integrieren. Nicht ganz einfach. Zu vermeiden galt es den „Pantoffel-Effekt“, wie Jansen es nennt. Der entstand, als die F&D-Bootsbauer probeweise existierende Jetskis mit Furnieren verkleideten. Ursache war das flache Unterwasserschiff, wodurch die „Motorhaube“ direkt auf der Wasseroberfläche zu kleben schien. Jansen und sein Team änderten den Riss und vertieften den Rumpf über einen hochgezogenen Bug mit ausgeprägtem V, damit das glanzlackierte Mahagoni zur Geltung kommt.
Das Design war eine Teamleistung und stand nach ein paar Monaten fest, berichtet Jansen. Vom ersten Modell „Zen One“ existiert ein Mock-up im Maßstab 1:5, das wie das spätere Original natürlich nicht aus Vollholz besteht. Die Basis bildet ein CFK-Monocoque, das ein Spin-off von zwei Werftmitarbeitern liefert und ein zertifiziertes Edelholz nach Wahl ziert. „Das Projekt lebt von Kontrasten“, so Ralf Jansen. „Überhaupt rechnet rechnet keiner mit einem edlen Water Toy aus dem Ruhrgebiet.“
Der E-Antriebsstrang kommt von Bosch Engineering, die mit ihren Automobil-Lösungen auf den Wassersportmarkt drängen. Die marinisierte und auf die Anforderungen von Timberjet angepasste Waterjet-Variante soll 90 oder 140 Kilowatt Leistung liefern und „Zen One“ auf etwa 40 Knoten bringen. Ralf Jansen dazu: „Wir können schnell und haben Kraftreserven, sind aber eher wie Motorräder von Harley Davidson auf Cruisen ausgerichtet.”
Bosch-eigene Antriebskomponenten wie E-Motoren, Inverter und Getriebe ergänzen Batterien von Fiberdraft. Die Österreicher verfolgen einen modularen wie konträren Ansatz: Statt sich an rechteckige Boxen-Maße für Akkus halten zu müssen, passen sich die Zellen mit der Skalierung auch der schlanken Form von Timberjet an. Mit Innovation bringen sich auch die jüngsten Partner des Fraunhofer-Instituts ein. Auf eine Bewerbung von Ralf Jansen folgt die Forschung zu einem variablen Impeller, dessen Pitch sich KI-gesteuert und entsprechend der Fahrbedingungen ändert.
Auf den erhofften Effizienzgewinn wird Timberjets Prototyp noch verzichten müssen. Der soll 2026 vorerst mit starrem Impeller schwimmen. Derweil ist Jansen auf Investorensuche für seine Interpretation von „Silent Luxury“. Die Strategie des Essener Start-ups: „Wir wollen keine Konkurrenz zu den Großen sein und in der Nische bleiben. Wir verstehen uns als Manufaktur und sind offen für individuelle Wünsche.“