WingitKite als Notrigg – die Zukunft für mehr Sicherheit auf Langfahrt?

Michael Rinck

 · 19.12.2023

Der WingCommander RC im Einsatz. Der Portugiese Francisco Lufinha hat mit einem Trimaran die schnellste Solo-Atlantik-Überquerung mit Kite absolviert: 20 Tage
Foto: Wingit/EDP Atlantic Mission
Wingit von Kite-Boat-Systems
Geht das Rigg auf Langfahrt verloren, reicht der Kraftstoffvorrat auf Segelyachten meist nicht aus, um unter Motor den sicheren Hafen zu erreichen. Ein automatisierter Lenkdrache soll die Yacht dann ans Ziel bringen und so die Sicherheit für Segler maßgeblich erhöhen

Das Wingit von Kite-Boat-Systems ist ein Antriebssystem auf Basis eines automatisierten Kites. Der Hersteller bewirbt es als grünen Hilfsantrieb für Motoryachten oder Notrigg für Segelboote. Der Flügel bekommt in einer Höhe zwischen 25 und 150 Metern besonders viel Wind ab. Dadurch soll der zehnfache Vortrieb bei gleicher Fläche, verglichen mit einem herkömmlichen Segel, erreicht werden. Somit kann der Kite viel kleiner sein als die konventionelle Besegelung. Ein zehn Quadratmeter messender Kite ist also äquivalent zu 100 Quadratmeter Segelfläche.

Befestigt wird er an einem Maststummel oder jedem festen Punkt an Deck. Die Trimmleinen werden vom WingCommander RC automatisch gesteuert, sodass der Wing beständig Flugkurven in Form einer Acht beschreibt. So bleibt er immer vor der Yacht und erzeugt maximalen Druck. Es kann auch selbst gelenkt werden, das ist aber nicht nötig.

Der Hersteller hat unterschiedliche Zielgruppen im Blick: auch Motoryachten auf Langfahrt. Hier lässt sich mit dem System eine Menge Diesel einsparen. Das soll das Reisen günstiger und umweltverträglicher machen. Elektroboote können mit Wingit ihre Reichweite erhöhen. Auch Segelyachten sollen von dem System profitieren. Als Notrigg soll das System schnell einsatzbereit sein und den Havaristen sicher ans Ziel bringen. Wingit setzt eine Stromversorgung voraus. Der Preis wird ab 22.000 Euro angegeben, es muss aber ein individuelles Angebot eingeholt werden.

Mehr Informationen unter www.kite-boat.com.

Wingit von Kite-Boat-Systems im kurzen Video-Clip:


Sind Kites die Zukunft des Segelns und der Schifffahrt?

Auch in anderen Bereichen des Segelns sowie in der Schifffahrt werden Kites zunehmend eingesetzt. Unter anderem tüftelt ein Schweizer Team seit 2018 an einer Hightech-Segelyacht, die nur darauf ausgelegt ist, den Geschwindigkeitsrekord unter Segeln zu brechen. Unglaubliche 65,45 Knoten muss “SP80” knacken, um dieses Ziel zu erreichen. Doch die Rekordjäger wollen sogar noch mehr: Es soll nicht nur eine neue Bestmarke erreicht, sondern der alte Rekord auch um satte 15 Knoten überboten werden. Revolutionär und für den Geschwindigkeitssprung entscheidend soll neben den besonderen Foils auch die eingesetzte Vortriebsquelle sein. Anstelle eines normalen Riggs wie das des bisherigen Rekordhalters verfügt “SP80” über einen Kite, der nicht nur mehr Sicherheit bietet, sondern auch über das Potenzial für Geschwindigkeiten jenseits der 80 Knoten verfügt.

Größere Ähnlichkeiten zum Wingit-System für Fahrtensegler haben die in der Schifffahrt eingesetzten Technologien mit Kites. Hier gilt es als primäres Ziel, den Kraftstoffverbrauch zu senken und die Umweltbilanz der großen Pötte zu verbessern. Unter anderem mit dem Airwing System von Airseas sind bereits mehrere Schiffe ausgestattet. Es handelt sich um einen 1.000 Quadratmeter großen Kite, der dynamisch in 200 Meter Höhe vor dem Bug fliegt. Das senkt Treibstoffverbrauch und Emissionen um 10 bis 40 Prozent. Bei der Entwicklung von Windantrieben für Frachter spielen allerdings klassisch aussehende Flügel-Riggs eine mindestens ebenso große Rolle.


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