SegeltechnikErsatz für Spi und Blister?

Fridtjof Gunkel

 · 28.03.2017

Segeltechnik: Ersatz für Spi und Blister?Foto: Elvström
Neu: Rollbares Doppelsegel als Ersatz fürs bunte Tuch

Der große dänische Hersteller Elvström hat ein Doppelsegel konstruiert, das beim Fahrtensegeln raumschots einfach bedienbar sein soll und sich rollen lässt

Der Blue Water Runner besteht sozusagen aus zwei bauchig geschnitttenen leichten Genuas, die vorn an einer Tuchröhre zusammengenäht sind. Diese wird einmalig über eine Anti-Torsions-Leine geschoben, die mit einer Rollanlage verbunden ist. Das Segel wird oben und unten mit den Kauschen der Leine verbunden und aufgerollt, dann die Anlage vor dem Vorstag angeschlagen und am Gennakerfall gesetzt. Mit zwei Schoten über Spinnakerbäume back und steuerbords vom Mast rollt man das Doppelsegel aus, das vor dem Wind wie eine Passatbesegelung steht. Nicht als Schmetterling, sondern nur auf einem Bug ausgerollt dient das dann doppelt liegende Segel als Reacher oder Code Zero. Man verfügt also über drei Segel in einem, wie Elvström betont, was Geld und Platz an Bord sparen würde.

Ein weiterer Vorteil ist die Reffbarkeit des Segels per Wickelanlage und das einfache Wegnehmen. Theoretisch kann es auch aufgerollt stehen bleiben, wenn das Boot unter Normalgarderobe unterwegs ist, jedoch stört die Wurst die Strömung im konventionellen Vorsegel, was sich auch durch schlecht bis nicht stehende Windfäden bemerkbar machen wird. Das Segel besteht aus einem leichten Polyestergewebe, das im Horizontalschnitt verarbeitet wird.

Der Blue Water Runner wurde auf der Atlantic Rally for Cruisers bereits auf einer Hallberg-Rassy 40 erprobt und hat sich dort besonders auf tiefen Kursen bewährt. Die Crew spricht von Windeinfallswinkeln zwischen 135 und 180 Grad und guter Reffbarkeit in Schauerböen. Elvström-Mann Sören Hansen: "Das ist eigentlich für längere Törns gedacht, aber das Design wird sich auch beim Küstensegeln durchsetzen. Das Segel sollte bei glattem Wasser auch ohne Spibäume funktionieren." Weiterer Vorteil: Bei mehr Wind könne das Fall nach dem Setzen und Ausrollen der Segel etwas gefiert und so die Falte zwischen beiden Tüchern abgeschwächt werden; das Segel steht dann ähnlich einem Spinnaker.

Der Blue Water Runner von Elvström kostet für eine 40-Fuß-Yacht rund 4300 Euro inklusive Anti-Torsions-Kabel. Hinzu kommt die Rollanlage für 840 Euro (Hersteller Bartels).

Eine ähnliche Idee, umgesetzt jedoch mit Am-Wind-Vorsegeln und diese in der üblichen Rollanlage gesetzt, hatte der Engländer Ian Simpson mit einem sogenannten Simbo-Rigg, siehe auch YACHT 10/2015

  Moderne Passatbesegelung: Ohne Großsegel mit rollbarem Doppelsegel auf tiefen KursenFoto: Elvström
Moderne Passatbesegelung: Ohne Großsegel mit rollbarem Doppelsegel auf tiefen Kursen
  Sicht von oben: Spibäume spreizen die Profile auf, es soll aber auch ohne gehenFoto: Elvström
Sicht von oben: Spibäume spreizen die Profile auf, es soll aber auch ohne gehen

Trockentest bei Elvström

Downloads: