Der Markt für Elektro-Außenborder entwickelt sich derzeit sehr dynamisch, insbesondere bei kleineren Modellen mit integriertem Akku. Der österreichische Hersteller Aquamot hat kürzlich seine Trend-Linie um zwei neue Modelle erweitert, und der deutsche Anbieter Torqeedo hat seine Travel-Reihe komplett überarbeitet. Zudem gibt es spannende Neuzugänge wie den Epropulsion eLite, den Mercury Avator 7.5e und den Temo 1.000 aus Frankreich. So lohnt ein aktueller Blick auf elektrische Dinghi-Antriebe im Leistungsbereich bis 2 Kilowatt (kW).
Elektromotoren gewinnen zunehmend an Beliebtheit als Antrieb für Beiboote. In diesem Einsatzbereich sind Geschwindigkeit und Reichweite weniger entscheidend, wodurch die Vorteile in Handhabung und Gewicht stärker hervortreten. Der eingebaute Akku macht zusätzliche Installationen überflüssig. Ist der Akku zudem abnehmbar, wird das Hineinheben ins Dinghi deutlich erleichtert.
Aber auch für sehr kleine Kleinkreuzer sind die Motoren eine Alternative zum Verbrenner, wenn das Boot vor allem Binnen oder sehr küstennah bewegt wird und es nur um das Ab- oder Anlegen geht.
Die verschiedenen Modelle unterscheiden sich nicht nur im Design, sondern auch erheblich in ihren technischen Daten und Preisen. Deshalb ist es wichtig, die Anforderungen vorab genau zu definieren.
Bei der Suche nach einem geeigneten Elektro-Außenborder wird häufig zuerst auf die Leistung geschaut. Schon seit Jahrzehnten ist in Deutschland zur Angabe von Leistung die Einheit Watt (W) vorgegeben – im allgemeinen Sprachgebrauch hält sich aber weiterhin hartnäckig die Pferdestärkste (PS), gerade wenn es um den Vergleich von Verbrenner- und Elektromotoren geht. 1 PS entspricht nominell rund 735 Watt beziehungsweise 0,735 Kilowatt. Rein rechnerisch wären 1.000 Watt somit 1,36 PS gleichzusetzen.
Die Leistungsangaben von Verbrenner- und Elektromotoren sind jedoch nicht eins zu eins vergleichbar. So wurde auch die Führerscheinfreigrenze in Deutschland entsprechend angepasst: Bei Verbrennern wird der Sportbootführerschein ab einer Motorleistung von mehr als 11,03 kW (15 PS) erforderlich, bei Elektromotoren schon jenseits einer Leistung von 7,5 kW. Bei Elektromotoren wird also in etwa von der 1,5-fachen Power ausgegangen.
Tatsächlich weisen Elektromotoren einen deutlich höheren Wirkungsgrad als Verbrenner auf und sind entsprechend effizienter. Zumal sie aufgrund des höheren Drehmoments auch schon bei niedriger Drehzahl effektiv arbeiten. Die Hersteller von 1-kW-Elektroaußenbordern trauen ihren Produkten aber noch mehr zu als die Führerscheinverordnung.
So behauptet Haswing auf seiner Homepage, die Leistung seines Ultima Elektro-Außenborders wäre mit einem 4-PS-Beziner vergleichbar. Wobei die englische Maßeinheit „Horsepower“ (hp), die dort verwendet wird, wiederum etwas von der deutschen Pferdestärke abweicht (1 hp = 1,0139 PS). Mercury spricht seinem Avator 7.5 die Leistungsfähigkeit eines 3,5-PS-Verbrenners zu, ebenso wie Aquamot seinem Trend 1.1. Epropulsion gibt für seinen Spirit 1.0 eine Vergleichsleistung von 3 PS an. Gleiches gilt für den Parsun Joy 1.2, den Remigo One und den Torqeedo Travel.
Kurzum: Bei diesen 1-kW-Elektro-Außenbordern wird die Leistung bei der Umrechnung in Verbrenner-PS sogar verdoppelt (3 PS = 2,2 kW). Wobei der Faktor bezogen auf die jeweils genaue Motorleistung variiert – in den vorgenannten Beispielen zwischen etwa 1,8 und 2,8. Gehen wir im Mittel von 2,3 aus und betrachten die Sache einmal umgekehrt, müsste die Arbeit eines kleinen 2,5-PS-Benziners eigentlich schon ein Elektromotor mit deutlich unter 1 kW verrichten können. Hier kämen wir bei etwa 800 Watt heraus (2,5 PS = 1,84 kW : 2,3 = 0,8 kW). Tatsächlich starten die als Beibootantrieb angebotenen Elektroaußenborder mit integriertem Akku bereits bei knapp 500 Watt.
Ob das im Einzelfall ausreicht, steht auf einem anderen Blatt. Letztlich ist entscheidend, welche Leistung tatsächlich im Wasser ankommt und inwieweit diese in Schub umgesetzt wird. Einige Hersteller liefern auch Angaben zur Schubkraft ihrer Elektro-Außenborder, bei der ebenso der Propeller mit hineinspielt, aber längst nicht alle. Wir haben daher in der Tabelle weiter unten an dieser Stelle teilweise auf Händlerangaben zurückgegriffen. Zudem variiert bei Schubangaben die Maßeinheit: einige erfolgen in Pfund (lbs), andere in Kilogramm (kg). Wir haben die Tabellenwerte zur besseren Vergleichbarkeit einheitlich auf Kilogramm umgerechnet (1 lbs = 0,4536 kg).
In der Praxis kommt es aber auch darauf an, welcher Widerstand der aufgebrachten Kraft entgegensteht und dies hängt von wiederum von individuellen Faktoren ab. Die wichtigsten Kriterien für die Bemessung der benötigten Motorleistung sind somit der Bootstyp, das Gewicht inklusive Crew/Beladung und der Einsatzbereich. Ein schnittiges Rip verhält sich eben ganz anders als ein Schlauchboot mit flachem Lattenboden, großer Breite und ungünstigem Gewichtstrimm. Und während der eine meist allein im Dinghi sitzt, fährt beim anderen die komplette Crew mit.
Vor diesem Hintergrund könnte man geneigt sein, bei ungünstiger Konstellation lieber etwas mehr Leistung für den Elektro-Außenborder einzuplanen, wobei für übliche Beiboote allerdings mehr als 2 kW schon wieder überdimensioniert wären. Der Großteil der für diesen Einsatzzweck angebotenen Elektroaußenborder konzentriert sich rund um die 1 kW-Marke.
Ein weiteres wichtiges Auswahlkriterium ist die Akkukapazität, nach der sich die mögliche Fahrzeit beziehungsweise die Reichweite bemisst. Die Akkukapazität wird teilweise in Wattstunden (Wh) und manchmal auch in Amperestunden (Ah) angegeben. Wir haben die Werte in der Tabelle einheitlich auf Wattstunden umgerechnet – die herstellerseitig am häufigsten verwendete Einheit (Wh = Ah · Volt [V], Ah = Wh : V.).
Bei den 1-kW-Elektro-Außenbordern liegt die Spanne in der Akkukapazität zwischen 640 Wh beim Aquamot Trend und 1.440 Wh beim Parsun Joy 1.2. Wobei für die Trend-Modelle optional auch ein 1.280-Wh-Akku erhältlich ist. In dieser Liga spielt auch der Spirit 1.0 von Epropulsion mit 1.276 Wh. Um die 1.000 Wh bieten die Akkus des Mercury Avator 7.5e, des Remigo One, des Temo 1.000 und des aktuellen Torqeedo Travel. Auf Letzteren passt allerdings auch der Akku des Travel XP mit 1.425 Wh. Deutlich schwächer auf der Brust ist der Haswing mit 888 Wh.
Wobei es für die Reichweite auch auf die Geschwindigkeit ankommt. Bei den meisten Elektro-Außenbordern ist über den Daumen gepeilt zwischen Vollgas, Halbgas und Viertelgas jeweils in etwa mit einer Verdoppelung der Reichweite zu rechnen. Wer es langsam angehen lässt, kommt also auch deutlich länger voran.
Dabei geht es nicht nur um die persönlichen Präferenzen, sondern ebenso um die Reviergegebenheiten. Schließlich gilt es, in fließenden oder Tidengewässern auch gegen die Strömung ankommen zu können. In Revieren ohne nennenswerte Strömungen stellt sich diese Problematik abgesehen vom Winddruck nicht.
Es gibt also eine ganze Fülle von Faktoren, die für manche einen stärkeren Elektro-Außenborder mit größerem Akku empfehlenswert machen, während andere auch problemlos mit weniger Leistung und Kapazität auskommen. Dabei spielt auch der eigene Anspruch eine Rolle: Der eine will nur vom geschützten Bojen- oder Ankerplatz den kurzen Weg an Land zurücklegen können. Der andere erwartet angemessene Leistungsreserven, um das Beiboot auch bei kräftigem Wind und rauem Wetter bedenkenlos als effizientes Transportmittel nutzen zu können.
Kundenrezensionen sind somit immer mit gewisser Vorsicht zu genießen. Die richtige Motorwahl setzt eine eingehende Bedarfsanalyse voraus, die sich am besten in Zuge einer kompetenten Beratung realisieren lässt. Unser Tipp daher: Suchen Sie sich einen Fachhändler, der über entsprechende Erfahrungen verfügt.
Neben den Leistungsdaten bildet das Gewicht einen relevanten Auswahlfaktor. Beim Übersetzen ins Dinghi des Elektro-Außenborders lernt man jedes eingesparte Kilo schnell schätzen. Hier zahlt sich ein abnehmbarer Akku aus. Immerhin macht der Akku bei vielen Elektro-Außenbordern rund ein Drittel des Gesamtgewichts aus. Bei den gelisteten Torqeedo-Motoren sind es sogar rund 43 %, beim Parsun Joy 44 % und beim Epropulsion Spirit 1.0 Plus 45 %. Beim Haswing Ultima 3.0 entfällt auf den Akku sogar etwa die Hälfte des Gesamtgewichts. Ähnlich verhält es sich beim Aquamot 1.1, wenn er mit dem großen 1.280-Wh-Akku bestückt wird (Gesamtgewicht: 19,3 kg, Akku: 9,8 kg).
Wichtig ist, dass der Elektro-Außenborder zum Entnehmen des Akkus nicht erst auseinandergebaut werden muss. Dies trifft vor allem auf Motoren mit aufgestecktem Akku zu, wie die Trend-Modelle von Aquamot, den Spirit von Epropulsion, den Haswing Ultima, den Parsun Joy und die Torqeedo-Travel-Modelle. Hinzu kommen die einfach herausziehbaren Akkus beim Mercury Avator 7.5 und beim Temo 1.000. Als weiterer Vorteil kommt hinzu, dass sich für längere Strecken gegebenenfalls ein Reserveakku mitführen lässt. Im Zweifelsfall würden wir allerdings eher zu einem größeren Akku raten, falls es Bedenken hinsichtlich der erzielbaren Reichweite gibt. Denn dies gestaltet sich meist preisgünstiger.
Lediglich beim insgesamt recht schweren Mercury Avator 7.5e liegt der Anteil des Akkugewichts unter 30 Prozent. Hier muss man selbst bei herausgenommenem Akku noch mehr als 19 kg beziehungsweise 16,7 kg ohne Spiegelhalterung wuchten. Ohne Akku liegt das Gewicht der übrigen gelisteten 1-Kilowatt-Elektro-Außenborder im Mittel zwischen 9,5 kg und gut 11,5 kg. Wobei es natürlich auch auf die Ausführung ankommt – ein Langschaftversion bringt meist etwas mehr auf die Waage als eine Kurzschaftausführung. In der Tabelle haben wir uns zur besseren Übersichtlichkeit auf die jeweils leichteste Motorvariante konzentriert.
Das Leichtgewicht unter den 1-kW-Motoren repräsentiert der Haswing mit nur 8,1 kg ohne Akku. Geht es um maximale Leistung bei möglichst geringem Gewicht, sichert sich Aquamot den Spitzenplatz. So wiegt der Trend 1.8 mit 1.800 Watt ohne Akku gerade einmal rund 10 kg. Ohnehin steht er mit dieser Leistung als Elektromotor mit integriertem Akku ziemlich allein da. Ebenfalls eine gute Figur macht der Travel XP von Torqeedo mit 12,6 kg reinem Motorgewicht bei einer Leistung von 1,6 kW.
Es geht auch noch leichter, wie der Epropulsion eLite, der Temo 450 und der Thustme Kicker belegen, die selbst inklusive Akku deutlich unter der 10-Kilogrtamm-Marke landen. Dies ist allerdings mit entsprechenden Abstrichen bei Leistung und Akkukapazität verbunden.
Beim Verhältnis von Power und Preis macht Aquamot keiner so leicht etwas vor. 2.150 Euro für 1.600 Watt und 2.350 Euro für 1.800 Watt beim Trend 1.6 und 1.8 sind eine echte Ansage. Selbst wenn man jeweils noch die 420 Euro Aufpreis für den großen 1.280-Wh-Akku hinzurechnet. Dann liegt der Trend 1.6 immer noch rund 1.000 Euro unter dem Torqeedo Travel XP mit derselben Motorleistung. Hinzu kommen bei Aquamot die vielfältigen Varianten bei Schaftlängen, Steuerung und Leistungsklassen – da sollte für jeden etwas passendes dabei sein.
Der Torqeedo Travel XP bietet dafür mehr Akkukapazität und ebenso wie sein kleiner Bruder diverse zusätzliche Features, wie unter anderem ein schickes LCD-Farbdisplay und ein integriertes GPS. So sind diverse Fahrdaten live abrufbar – von der Geschwindigkeit über den aktuellen Verbrauch bis zur Restreichweite. Bei einem Elektro-Außenborder lässt sich nun einmal nicht so leicht in den Tank schauen und haben Fahrverhalten und Umgebungsbedingungen sehr viel größeren Einfluss auf den Verbrauch. Da ist es schon hilfreich, die wichtigsten Daten im Blick zu behalten.
Für Torqeedo spricht ferner die Produktion in Deutschland und das ausgeklügelte Engineering, das sich auch in der Bauqualität niederschlägt. Diesbezüglich hat auch der Mercury Avator 7,5e einiges zu bieten, der neben seinem einzigartigen Design allerdings auch preislich die Spitzenposition bei den 1-kW-Modellen einnimmt. Mit einem spannenden Design kann ebenso der Temo 1.000 aufwarten, der preislich aber gleichermaßen in der Oberliga rangiert. In ähnlichem Gewand kommt der Remigo One daher, der für 2.600 Euro jedoch weder ein Display noch einen wechselbaren Akku mitbringt.
Für sein Preis-Leistungs-Verhältnis allgemein geschätzt wird der Spirit 1.0 Plus von Epropulsion. 2.200 Euro für 1.000 Watt und einen großen Akku sind ein faires Angebot. Wir haben in der Tabelle die Versionen Plus und EVO in einer Spalte zusammengefasst, da sie sich in den grundlegenden technischen Daten nur wenig unterscheiden. Bei der EVO-Variante liegt die wesentliche Besonderheit neben der Fernsteueroption (kabellos) in der Fähigkeit zur Rekuperation – ein echtes Alleinstellungsmerkmal.
Den günstigsten 1-kW-Elektro-Außenborder liefert Haswing, das jedoch nur recht spärlich ausgestattet ist. Für den deutlich besser ausgestatteten Parsun Joy 1.2 finden sich ebenfalls Angebote unterhalb der 2.000-Euro-Marke.
Noch günstiger sind schließlich die absoluten Leichtgewichte unter den Dinghi-Elektroaußenbordern. Hier wird man bereits für 1.100 bis 1.600 Euro fündig. Sie bieten zwar deutlich weniger Motorleistung und Akkukapazität, überraschen dafür aber mit frischen Ideen – vom schlanken Epropulsion eLite, der äußerlich eher an ein Ruderblatt erinnert, über den sehr leichten Thrustme Kicker (unter 5 kg inklusive Akku) bis zum Temo 450, bei dem der ganze Motor auch Pinne ist.