Tobias Frauen
· 26.04.2023
Sei es der Wetterbericht, der Kontakt nach Hause und zu anderen Crews, Informationen über das nächste Törnziel, der gestreamte Film an einem verregneten Abend oder das mitgenommene Homeoffice – die Nutzung des World-Wide-Web ist aus dem Bordalltag nicht mehr wegzudenken. So kommen Sie ins Netz!
Es ist noch gar nicht lange her, da schien ein gut funktionierendes, kostenfreies Internet in den europäischen Marinas die Regel zu werden. Tatsächlich ist es heute eher die Ausnahme und da, wo es funktioniert, meist hoffnungslos überlastet. Auf der Suche nach verfügbaren Netzen stößt man in den Häfen daher immer öfter auf Bootsnamen, hinter denen sich ein bordeigenes W-Lan-Netz verbirgt. Ein solches zu installieren ist kein Hexenwerk. Doch die Fülle der Möglichkeiten ist verwirrend.
Wer ein verlässliches Netz zum Arbeiten braucht, ist mit dem Hafen-W-Lan jedoch selten gut bedient. Selbst wenn die Verbindung stabil ist, reicht die Bandbreite kaum für flüssige Videokonferenzen, denn man teilt sich den Anschluss mit zu vielen Nutzern. Dank gut ausgebauten LTE- und teilweise auch schon 5G-Netzen ist eine Mobilfunkverbindung in vielen Küstenabschnitten schneller und stabiler als der Service der Marina. Zumindest, wenn man einen entsprechenden Vertrag oder die passende lokale Prepaidkarte hat.
Handynetze werden jedoch schnell schwächer, je weiter man sich von der Küste entfernt. Sobald das Schiff die Sendereichweite der Handymasten verlässt, wird die Crew nicht umhinkommen, sich Gedanken über weiterführende Kommunikationsmöglichkeiten zu machen. Dann kommen als Sende- und Empfangsstationen die Systeme in Frage, die in ihrem Orbit über einem schweben: die Satelliten.
Bis vor einigen Jahren gab es nur wenige bezahlbare Satellitentelefone, die zudem lediglich für den Einsatz in der Wüste entwickelt wurden und ohne selbstnachführende Antenne auf See schnell den Kontakt verloren. Dann kamen die ersten Satellitenhandys auf, die mit den Abmessungen einer „tragbaren Telefonzelle“, der Menüführung eines 90er-Jahre-Handys und ihrer robusten Anmutung einen gewissen Expeditionscharakter besaßen.
Heute ist die Kommunikation auf langen Seestrecken deutlich einfacher geworden – und die Seefahrt durch völlig intuitive, bezahlbare Technik weit sicherer, da die Crew jederzeit und mehrmals täglich Wetterberichte als klein verpackte Grib Files abrufen kann. Auch die Datenverbindungen wurden schneller und zuverlässiger. Vor allem Inmarsat und Iridium sowie der Ableger Iridium certus haben sich im Bereich der Satellitenkommunikation für Segler durchgesetzt. Mit Starlink gibt es seit Kurzem einen weiteren, stark aufgestellten Anbieter.
Zugegeben, ein Großteil der im Bordalltag anfallenden Kommunikation läuft inzwischen übers Telefon. Trotzdem hat ein UKW-Funkgerät an Bord seine Berechtigung und bleibt ein wichtiger Teil der Sicherheitsausrüstung.
Im Notfall per Knopfdruck einen Hilferuf nebst Position absetzen und anschließend mit allen an der Rettung beteiligten Einheiten sprechen können, den auf Kollisionskurs laufenden Frachter anfunken – UKW ist und bleibt der direkte Kontakt zu anderen Schiffen und Yachten auch ohne Telefonnummer. Wobei dank AIS und MMSI auch gezielte Anfragen möglich sind, und das in einem Radius von bis zu 30 Seemeilen.
Wer im Mittelmeer unterwegs ist, weiß: Marineros und Tankstellen kontaktiert man besser nicht per Telefon, denn da muss erst einmal jemand rangehen. In der Hochsaison wartet man oft vergebens. Der Funk läuft dagegen fast immer im Hörmodus mit.
Neben UKW gibt es auch noch PMR-Funkgeräte, meistens Walkie Talkies genannt. Diese sind günstig, häufig wasserdicht - und damit perfekt für die Kommunikation mit dem Beiboot oder den Kindern am Strand