Wolz NauticDie Teak-Alternativen des Branchenführers

Sören Gehlhaus

 · 02.03.2023

Guter Dinge: André Hofmann ist für  Wolz Nautic im Marketing und Vertrieb  tätig und trieb mit seinen Kollegen früh  die Abkehr von Burma-Teak voran
Foto: Wolz

Wolz Nautic ist Europas größter Anbieter vorgefertigter Yachtdecks. Die Teak-Strategie des unterfränkischen Handwerksunternehmens erläutert André Hofmann

Teak ist umstritten – und das nicht erst seit den jüngsten Erkenntnissen zu illegal importiertem “Blut-Teak” aus Myanmar. Die Yacht-Branche wendet sich immer mehr von dem zwar traditionellen, aber inzwischen geächteten Teak aus Naturwäldern ab. Wir haben nachgefragt, wie die Alternativen aussehen.

Wolz Nautic betreibt Deckbau auf Serienbooten und Gigayachten. Wie viel Teakholz wird pro Jahr verarbeitet?

Wir verarbeiten nicht ausschließlich Teak. Bei uns kommen projektbezogen verschiedenste Materialien zum Einsatz. Die Gesamtmenge variiert und ist auch immer stark davon abhängig, wie viele Großprojekte wir betreuen. Die meisten Megayachten beliefern wir nach wie vor mit Teakdecks. Im Segment der Serienyachten verarbeiten wir jährlich bereits über 100 Kubikmeter zertifiziertes Plantagenteak – mit stark steigender Tendenz. Andere unserer Leuchtturmprojekte setzen explizit auf alternative Materialien aus Holz: Die Viermastbark „Peking“ hat ein Deck aus Oregon Pine, auf den Balkonen und Dachterrassen des One Monte-Carlo liegt FSC-Fineline-Teak, und die 183 Meter lange „REV Ocean“ wird Tesumo-Decks und -Handläufe erhalten.

Für viele Endkunden führt kein Weg an Burma-Teak vorbei. Was sind die bestechenden Eigenschaften?

Das Teak aus Myanmar hat die weltweit höchste Qualität. Aufgrund des langsamen Wachstums und des hohen Alters der Bäume aus dieser Region ist die Ausbeute insbesondere bei hohen Qualitätsansprüchen der Endkunden sehr viel höher als bei Teak aus anderen Ländern. Abgesehen davon ist Teakholz mit seinen natürlichen Eigenschaften wie geschaffen für die Beplankung einer Yacht. Nur wenige Alternativen erfüllen alle Anforderungen an ein Deck.

Der Handel mit Teakholz aus Myanmar ist europaweit verboten. Wann werden die Burma-Teak-Lager von Wolz leer sein?

Die Lagermenge an Burma-Teak ist nicht mehr als entscheidende Größe anzusehen. Für Wolz Nautic ist Teak aus Myanmar keine verlässliche Zukunftslösung. Viel wichtiger ist, dass Alternativen in ausreichender Menge zur Verfügung stehen und von Kunden eingesetzt werden. Daran arbeiten wir mit Hochdruck und haben unsere Lager mit alternativen Werkstoffen erheblich aufgefüllt, sodass Werften ihren Kunden hochwertige Deckbeläge anbieten können. Eine Herausforderung besteht in der Umstellung der Produktionsprozesse.

Es wird befürchtet, dass der illegale Handel mit Burma-Teak der Militärjunta in Myanmar weiterhin als Devisen-Beschaffungsmaßnahme dient. Wie hat Wolz Nautic sichergestellt, legales Holz von dort erworben zu haben?

Wolz Nautic hat sein Teak aus Myanmar immer über europäische Holzhändler bezogen, die das Holz EUTR-konform in die EU gebracht haben. Die Händler bestätigen die EUTR-Konformität und werden von den nationalen Prüfstellen regelmäßig kontrolliert. Da Wolz Nautic entsprechende Nachweise von den Händlern abfordert, ist davon auszugehen, dass dieses Holz aus legalen Quellen stammt. Wir verbrauchen unsere legalen Restbestände und wenden dann Alternativlösungen wie Tesumo, zertifiziertes Plantagenteak oder Kunststoff an.

Gibt es weltweit kein anderes Land mit natürlichen Teak-Vorkommen?

Teak ist weltweit eine der am meisten nachgeforsteten Holzarten. Es ist aber ein Unterschied, ob man damit Gartenmöbel herstellt oder Yachtdecks. Der Qualitätsanspruch an das Deck einer Yacht ist ein anderer. Wenn man etwas kürzere Leisten akzeptiert und keine Sonderbreiten oder Sonderstärken fordert, dann findet man auch Lösungen. Die derzeitigen Bestände an geeignetem Plantagenteak, das aus einer nachhaltigen Forstwirtschaft stammt, sind aber noch sehr begrenzt und decken unseres Erachtens keineswegs den Bedarf am Bootsmarkt ab. Deswegen muss sich die Branche auch mit anderen Lösungen wie modifizierten Hölzern oder Fineline beschäftigen.

Also kann Plantagenteak ein echter Ersatz sein.

Ja, die Herausforderung besteht aber darin, die geeignete Plantage für den jeweiligen Kunden zu finden. Am Ende muss die Qualität des Teakdecks zum Gesamtanspruch passen. Seit Mitte 2022 setzen wir bei mehreren marktbekannten Großkunden aus dem Serienyachtbau für die von uns gelieferten Teakdecks konsequent FSC-zertifiziertes Plantagenteak ein.

Welche weiteren Teakholz-Alternativen bietet Wolz Nautic an?

Wir haben uns seit mehreren Jahren intensiv auf die Umstellung vorbereitet und alternative Lösungen mit unseren Kunden getestet. Einige haben auf unsere Wolzynteek-Kunststofflösung umgestellt, die deutlich kühler ist als andere am Markt befindliche Kunststoffdecks. Andere Kunden haben sich für Deckalternativen entschieden, die aus FSC-Fineline-Teak oder Fineline-Iroko gefertigt werden. Für das gehobene Segment im Bereich der Megayachten steht mit Tesumo eine neue Holzart zur Verfügung, die auf der ersten Baunummer der Arksen 85 im Herbst 2022 installiert wurde. Weitere Projekte mit Tesumo sind in Arbeit oder in Anbahnung, unterliegen jedoch den Geheimhaltungsrichtlinien unserer Kunden.

Welche Materialien werden Ihrer Meinung nach von Endkunden am ehesten akzeptiert werden?

Im gehobenen Yachtsegment ab 60 Fuß wird ganz klar ein Holzdeck verlangt. Kunststoffdecks sind in den Segmenten 60 Fuß und länger möglich und werden gelegentlich verbaut, allerdings entspricht bei einem Yachtwert von mehreren Millionen Euro ein Kunststoffdeck nicht den Ansprüchen vieler Eigner. Verschiedene Kunststoffvarianten wie PVC eignen sich unserer Meinung nach nicht für größere Schiffe, da der Ausdehnungskoeffizient unter Hitze bei PVC so hoch ist, dass sich das Material stark dehnt. Wolz Nautic setzt daher auf die Kunststofflösung der Sika Chemie aus der Sikafloor Marine-595-Linie.


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