Andreas Fritsch
· 01.04.2022
Auf Online-Gebrauchtboot-Börsen können sich Betrüger tummeln. Zurzeit scheint eine deutsche Webseite stärker betroffen zu sein.
Segler, die auf der Suche nach einem Gebrauchtboot sind, können im Internet derzeit wieder über fingierte Verkaufsanzeigen stolpern, die preislich enorm attraktiv, aber offensichtlich gefälscht sind. Gerade für Einsteiger oder Schnäppchenjäger sind solche Lock-Angebote, hinter denen Betrüger stecken können, ein nicht zu unterschätzendes Risiko.
Die Vorgehensweise ist stets ähnlich: Auf Online-Gebrauchtboot-Börsen werden beliebte Schiffstypen und – größen für scheinbar sagenhaft günstige Preise angeboten. Zuletzt fiel dies verstärkt auf der deutschen Plattform www.boot24.com auf. Dort stehen zurzeit etwa Angebote für eine sechs Jahre alte Sun Odyssey 379 für 38.000 Euro, oder eine ebenso alte Beneteau 38 für sogar nur 29.000 Euro online oder ein Kat Lagoon 440 für 36.000 Euro. Nach kurzer Suche waren etwa 10 weitere solcher Anzeigen zu finden. Für Branchenkenner und erfahrene Segler sichtbar unseriöse Angebote, für Einsteiger aber nicht immer sofort erkennbar.
Melden sich Interessenten, versuchen die Betrüger häufig irgendwelche Reservierungs-Gebühren oder gar Anzahlungen zu kassieren, oft sogar nur um eine vermeintliche Besichtigung zu ermöglichen. Zu der es dann meist natürlich nicht kommt. Der YACHT sind über die Jahre auch schon schlimmere Fälle belegt worden, in denen Kaufinteressenten zu Besichtigungen anreisten und dann vor Ort beraubt wurden, weil sie viel Bargeld dabei hatten.
Von solchen Fake-Anzeigen-Versuchen ist wohl praktisch jeder Online-Verkaufsbörse regelmäßig betroffen, doch normalerweise werden solche Angebote von den Betreibern herausgefiltert. Warum das bei boot24.com derzeit scheinbar nicht so ist, wollte die YACHT wissen und kontaktierte den Betreiber.
„Wir überprüfen die eingehenden Anzeigen laufend bevor sie online gehen“, erklärt Verkaufsmanagerin Barbera Makowka. „Aufgrund der großen Zahl der Angebote kann es aber passiert sein, dass ein weniger erfahrenerer Mitarbeiter solche Lock-Anzeigen übersieht und sie online gehen.“ Auf die angesprochenen Beispiele angesprochen, bestätigte sie, dass es scheinbar unseriöse anzeigen seien. Sie versicherte, man werde boot24.com jetzt erneut prüfen und die gefundenen Fake-Angebote umgehend offline nehmen.
Das solche Lock-Anzeigen ein Problem für die Branche sind, weiß auch Martin Dotti vom sehr ähnlichen klingenden, etablierten Mitbewerber www.boat24.com. „Die Namensähnlichkeit führte dazu, dass wir seit Wochen von Kunden-Anfragen überschwemmt werden. Immer wieder landen verunsicherte Kunden/Interessenten bei uns im Support. Wir kriegen jede Woche Meldungen und Anfragen zu betrügerischen Anzeigen, die gar nicht bei uns, sondern bei „Doppel-O“ geschaltet werden. Da die Kunden dort aber scheinbar keine Antwort bekommen und die gemeldeten Betrugsanzeigen nicht gelöscht werden, wenden sie sich an uns“.
Das verursache viel Mehrarbeit für ihren Kundenservice und bringe die gesamte Online-Branche unnötig in Verruf. Es sei in der Branche hinlänglich bekannt, dass man alle eingehenden Angebote vor dem Online-Stellen prüfen müsse.
Für potenzielle Gebrauchtboot-Käufer bedeutet dies vorsichtig zu sein: Man sollte von einem in Frage kommenden Bootstyp immer weitere Angebote von anderen Anbietern vergleichen, um ein Gefühl zu bekommen, ob der Preis ungewöhnlich billig erscheint. Kommt es zu einem Gespräch mit dem Verkäufer dazu, dass irgendwelche finanziellen Voraus-Leistungen für eine Besichtigung oder „Reservierung“ verlangt werden, oder der Besichtigungsort des Bootes ungewöhnlich erscheint, sollte man lieber die Finger von dem Angebot lassen.