Fisher 25Motorsegler für alle Wetter im Gebrauchtboot-Test

Lasse Johannsen

 · 28.08.2025

Die Fisher 25 soll das Beste aus zwei Welten miteinander vereinen. Schon rein optisch bestätigt sie diesen Anspruch mit Ruderhaus und der markanten Takelung.
Foto: YACHT/C. Irrgang
Name und Aussehen der Fisher 25 verraten ihr Vorbild – das kleine Fabelwesen ist halb Kutter und halb Yacht. In eine Schublade stecken lässt es sich nicht. Der Gebrauchtboot-Test

Es gibt Boote, die kennt jeder. Die Fisher 25 ist so eines, und das, obwohl sie nur 270-mal gebaut wurde. Doch die markante Erscheinung der kleinen Fischkutter-Nachbildung prägt sich einfach jedem ein, der das individuelle Gefährt im Hafen oder auf See einmal zur Kenntnis nahm. Und das kann überall passieren, denn der in den Jahren 1975 bis 2008 in Südengland gebaute Motorsegler wurde weltweit ausgeliefert – stets auf eigenem Kiel.

Das erstaunt angesichts der Bootsgröße, denn mit ihren 25 Fuß hat die Mini-Ketsch noch die Abmessungen eines Kleinkreuzers. Doch wer an Bord kommt, vergisst schnell, dass der Rumpf nicht länger ist als ein Folkeboot. Das Backdeck ergibt eine große Vorschiffsfläche, die hohe Schanz kaschiert einen gewaltigen Aufbau, und durch Plicht, Deckshaus und Kajüte ergeben sich mehrere Lebensräume völlig eigener Atmosphäre. Kurz – man wähnt sich tatsächlich auf einem echten Schiff. Dem vielleicht kleinsten der Welt, auf dem ein solches Gefühl überhaupt aufkommen kann.


Weitere Gebrauchtboote im Test:


So ging es auch den Testern der YACHT. „Wer Fischkutter liebt, wird auch die Fisher 25 lieben“, schrieb Chefredakteur Harald Schwarzlose schon vor mehr als vierzig Jahren in Ausgabe 4/1976 und führte aus, dass auch die äußerst solide Bauweise dem optischen Vorbild folge. Ein Bootsgewicht von 4,5 Tonnen, zwei davon im Kiel, verblüffte bei der Größe schon damals.

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Doch das Konzept sichert Langlebigkeit, wie ein Besuch in Rerik zeigt. „Erst nach vielen Jahren im täglichen Einsatz kann durch eine fachkundige Prüfung Qualität und Wert einer Segelyacht beurteilt werden“, schrieb YACHT-Leser Kurt Ledtje und lud zum Gebrauchtboot-Test seiner 25 Jahre alten „Rodina“ ein. „Hier knarzt und knackt nirgends etwas“, sagt der überzeugte Eigner zur Begrüßung an Bord.

Wetterunabhängiges Bordleben auf See und im Hafen

Ledtje hatte sein Boot auf der Londoner Ausstellung besichtigt und in Auftrag gegeben. Im April 1995 überführte er es – natürlich auf eigenem Kiel – in fünf Tagen aus dem Solent auf die Elbe nach Hamburg, wo er seinerzeit zu Hause war.

Ein Jahr beträgt damals die übliche Lieferzeit, Sonderwünsche hatte Ledtje nicht. Er hätte auch eine Slup-Takelung mit weißen Segeln oder unter Deck zum Beispiel einen Salon mit Dinette bekommen können. Bei der Northshore Yachts Yard Limited in Itchenor, wo auch die Southerly- und die Vancouver-Yachten entstehen, ist fast alles möglich. 1981 hat man dort die Produktion von Fairways übernommen, wo die von Gordon Wyatt und David Freeman erdachte Fisher 25 seit 1975 gebaut wurde.

Damals wollten die beiden Yachtkon­strukteure an ihren Erfolg mit der Fisher 30 anknüpfen. Dieser konsequent für wetterunabhängiges Bordleben auf See und im Hafen – auch in extrem kalten und heißen Regionen – erdachte Motorsegler fand mit Kutter-Optik, Ketschtakelung, Kanuheck und Ruderhaus schnell seine Fangemeinde, der er bis heute als das Blauwasserschiff dieser Größenordnung schlechthin gilt. Unter Kennern genießen die später bei Northshore entstandenen Boote den Ruf, qualitativ höherwertig ausgebaut zu sein als die der ersten Jahre. Echte Veränderungen hat es allerdings nicht gegeben.

Vor etwa zehn Jahren ist die Form an die größte Werft Asiens, Neil Marine auf Sri Lanka, verkauft worden, wo man die Fisher 25 immer noch bauen lassen kann. Von ihren Konstrukteuren Wyatt und Freeman wurde eine leichte Modellpflege vorgenommen. Dabei ist etwa der WC-Raum von vorn nach mittschiffs gewandert, was einen veränderten Salon ergibt. Die Fotos des Prototyps sind auf der Internetseite der Werft (www.neilmarine.com) zu sehen.

Gegensatz zwischen Arbeitsfahrzeug und Yacht

Es ist bereits spät im Oktober, als Eigner Kurt Ledtje an Bord willkommen heißt und übers Deck nach achtern führt. Als Einzige in der Fisher-Familie hat die 25er kein Kanu-, sondern ein Spiegelheck, sodass sich eine äußerst geräumige, selbstlenzende Plicht ergibt, die den gesamten Raum des Rumpfes hinter dem Steuerhaus einnimmt.

Durch eine Schiebetür geht es in das Innere des Steuerhauses. Hier sitzt der Rudergänger auf einer kleinen Bank hinter Rad und Armaturen an Backbord und hat durch Scheiben und Dachluke gute Sicht in alle Richtungen. Die Stehhöhe ist mit etwa 1,80 Meter eingeschränkt. An Steuerbord befindet sich eine Sitzbank, die hervorgezogen werden kann, um ihre Fläche zu vergrößern. Zwei, notfalls drei Personen haben in dem Deckshaus Platz, aus dem es sich auch unter Segeln gut steuern lässt.

Der Ausbau aus massivem Teak und Teak-furniertem Sperrholz macht den hohen Anspruch der Werft und das Vorbild skan­dinavischen Bootsbaus deutlich. Offensichtlich wird mit dem vermeintlichen Gegensatz zwischen Arbeitsfahrzeug und Yacht kokettiert, wie schon aus den ersten Sätzen der Werbebroschüre hervorgeht. Dort wird – im absoluten Grenzbereich britischen Understatements – ausgeführt, die Fisher-Yachten seien „von ihren Eignern als die feinsten ihres Typs empfohlen“.

Viel beeindruckender aber ist dabei das Raumangebot und dessen Nutzung. „Wir halten die Konzeption der Fisher 25 in Relation zu ihrer Größe für optimal“, schrieben schon die Tester 1976. „Mehr Komfort kann man wohl kaum aus einer solchen Boots­größe herausholen.“

Der Salon bietet eine Stehhöhe von 1,80 Meter und drei Personen ausreichend Platz. Eine große L-Sofakoje an Backbord kann zur Doppelkoje umgebaut werden. Dazu wird die standardmäßige, lange Back abgesenkt, die auch am achteren Schott hochgeklappt werden kann, was dann einen völlig freien Raum unter Deck ergibt. Auf dem Testschiff wurde ein fester Tisch nachgerüstet, der eine großzügige U-Sofakoje ermöglicht.

Das Wetter spielt sich draußen ab

An Steuerbord befindet sich eine Hunde­koje mit darüber ausziehbarem Navigationstisch. Davor, an dem auf See ruhigsten Punkt des Schiffes, eine komfortable Pantry mit Spüle, halbkardanisch aufgehängtem Herd mit Ofen, Schubladen und Ablagefächern für Geschirr. Werftseitig ist unter der Hundekoje ein Kühlfach eingebaut.

Vor dem Salon ist an Backbord ein WC-Raum untergebracht, der naturgemäß sehr klein ausfällt, aber sämtliche üblichen Funktionen bietet. Gegenüber gibt es einen Spind mit Lamellentür und davor ein geräumiges Vorschiff mit sehr hoch liegenden Kojen, zwei Bullaugen in der Bordwand und Ab­lagen. Die Tankkapazitäten sind mit 180 Litern für Frischwasser und Diesel reichlich.

Die Maschine wird am Innensteuerstand bedient. Der Yanmar 3 GM bringt mit seinen 27 PS gute 5 Knoten Marschfahrt bei 2200 Umdrehungen. Verbaut ist die Antriebstechnik unter dem Ruderhaus, wo sich der Boden mit wenigen Handgriffen vollständig entfernen lässt. So entsteht ein Motorraum mit viel Platz für Wartungsarbeiten.

Als die Maschine läuft, beginnt hier am Rad im Ruderhaus ein ungewöhnlicher Segeltag – denn das Wetter ist nicht dabei; es spielt sich vor dem Fenster ab. Es ist zu sehen, wie sich die Bäume am Ufer biegen, wie Regenschauer über das Salzhaff jagen, aber die Tür ist zu, und hier drinnen stört das alles nicht. Die Komfortzone muss nur für die Segelmanöver verlassen werden.

Die handlichen Tücher sind schnell gesetzt, und es geht zunächst an den Wind. Rund 50 Grad am wahren Wind sind möglich. Doch unter Segeln weite Strecken gegen den Wind aufzukreuzen, das entspricht nicht dem Anforderungsprofil des kleinen motorisierten Gefährts. Und auf allen anderen Kursen werden ihm gute Reisegeschwindigkeiten und angenehmes Seeverhalten unter Segeln attestiert.

Keine strukturellen Probleme bei der Fisher 25 bekannt

Der Tag auf dem Salzhaff bestätigt das. Unaufgeregt bewegt sich die „Rodina“ wie eine größere Yacht. Zum Segeln wird die Mechanik des Innensteuers abgekoppelt, mit der Pinne lässt sich das Boot dann sehr direkt segeln, wobei der Rudergänger an den Aufbauten vorbei freie Sicht nach vorn hat. Da sie sehr kursstabil ist, kann das Ruder dabei auch kurzzeitig sich selbst überlassen werden.

Wie sich die Fisher 25 bei „richtigem Schietwetter“ segelt, beschreibt der dama­lige Tester Schwarzlose in YACHT 4/1976. Seinerzeit muss die Besatzung vor Damp „mit 7–8 Beaufort und grober, auflandiger See“ fertig werden. Dabei benehme sich der kompakte Motorsegler wie ein typischer Kut­ter, behäbig und gutmütig. „Hektik kennt man an Bord nicht. 4,5 Tonnen Gewicht bestimmen die Bewegungen. Auch mit der Krängung lässt sich das Boot Zeit. Es segelt eher aufrecht, ähnlich wie eine holländische Flachboden-Yacht, und so ist der Aufenthalt in der Kajüte und im Steuerhaus stets an­genehm.“

Aufgrund der soliden Bauweise sind nur wenige der üblichen Alterungserscheinungen typisch für in die Jahre gekommene Exemplare der Fisher 25. Von den vor 1990 gebauten Booten ist bekannt, dass die Fensterrahmen im Ruderhaus durch Korrosion undicht werden und dann getauscht werden müssen. Im gleichen Zeitraum wurde auch der Decksbelag aus Treadmaster noch nicht mit Epoxidharz aufgeklebt, und es kommt dort zu Ablösungserscheinungen. Strukturelle Probleme, die üblicherweise nach einer bestimmten Nutzungsdauer an neuralgischen Stellen auftreten, sind hingegen nicht bekannt.

Wer ein solides und kompaktes Schiff zum wetterunabhängigen Fahrtensegeln sucht, der sollte sich den kleinen Kutter genauer anschauen. Mit den üblichen Maß­stäben ist er dabei vielleicht nur schwer zu messen. Unter ihren Fans aber genießen die Fisher-Motorsegler seit dem ersten Tag Kult- Status. In Großbritannien, Holland und Kanada existieren aktive Eignerzusammenschlüsse. Doch auch hierzulande werden bisweilen Treffen organisiert. Kurt Ledtje war stets dabei. Seit 25 Jahren verbringt der Ersteigner den Sommer auf seiner „Rodina“, rund 1000 Seemeilen ergeben sich dabei pro Saison. Ein anderes Schiff käme für ihn dazu nicht in Frage – was ja auch eine Art Test­ergebnis ist.

Die Verwandtschaft

Haber 800
Foto: YACHT/H.-G. Kiesel
  • Colvic Watson 26: Grundsolider Motorsegler nach Kutter-Art aus Schottland. Große Plicht mit Steuerstand im nach achtern offenen Aufbau
  • Dartsailor 27: Motorsegler mit Deckssalon und Innensteuerstand aus den Niederlanden. Wurde auch mit Achterkajüte gebaut
  • Haber 800: Polnische Pilothouse-Yacht mit wenig Tiefgang und viel Wohnkomfort. Entsteht immer noch, in zahlreichen Varianten
  • Hunter Pilot 27: Kimmkieler mit Deckssalon und Innensteuerstand aus England. Reine Segelyacht, sehr komfortabel ausgebaut
  • Jutahela Marina 75: Schiffiger Motorsegler in GFK-Holz-Kompositfertigung aus Finnland. Innensteuerstand im geschlossenen Deckshaus
  • Kitt 25: Dänischer Motorsegler mit Achterkajüte und großer Plicht mit Steuerstand im nach achtern offenen Aufbau
  • LM 26: Sehr gut segelnder Motor­segler aus Dänemark. Innensteuerstand und Pantry im Ruderhaus, geräumige Plicht
  • Mascot 24: Dänischer Motorsegler mit großem Salon unter Deck. Steuerstand unter dem nach achtern offenen Aufbau
  • Møn 27: Eher ein Motorboot mit Hilfsbesegelung. Achterkajüte und Mittelcockpit. Steuerstand und Pantry unter offenem Aufbau
  • Winga 78: Sehr geräumiger und komfortabler Motorsegler mit Achterkajüte und Mittelcockpit, geschütztem Fahrstand und Pinne

Die Fisher 25 im Detail

Riss der Fisher 25Foto: YACHT/N. CampeRiss der Fisher 25

Technische Daten der Fisher 25

  • Konstrukteur: Wyatt & Freeman
  • Werft: Northshore Yachts Yard Ltd
  • Bauweise: GFK-Massivbauweise
  • Gesamtlänge: 7,69 m
  • Wasserlinienlänge: 6,40 m
  • Breite: 2,85 m
  • Tiefgang: 1,13 m
  • Gewicht: 4,5 t
  • Ballast/-anteil: 2,0 t/45 %
  • Großsegel: 9,3 m²
  • Besan: 4,2 m²
  • Genua: 14,0 m²
  • Maschine (Yanmar 3 GM): 19,8 kW/27 PS
  • Treibstofftank: 180 l
  • Frischwassertank: 180 l
  • Stückzahl (gebaut 1975–2008): 270

Preise

  • Grundpreis ab Werft 2008: 100.000 €
  • Gebrauchtbootpreis: 30.000–50.000 €

Stand 02/2025, wie die ausgewiesenen Preise definiert sind, lesen Sie hier!

YACHT-Bewertung der Fisher 25

Echtes Charakterschiff für wetterunabhängiges Fahrtenschippern unter Segeln und Motor. Komfortabel und seetüchtig

Konstruktion und Konzept

Äußerst solide Bauweise

Gelungener Kompromiss aus Motor- u. Segelboot

Bei allen Bedingungen gut von innen zu steuern

Großes Cockpit

Segelleistung und Trimm

Angenehmes Seeverhalten

Für einen Motorsegler gute Allroundeigenschaften

Wenig Höhe am Wind

Wohnen und Ausbauqualität

Hochwertiger Ausbau in Teak

Wenig Stehhöhe im Ruderhaus

Sehr kleiner WC-Raum

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