Traditionswerft in NotVilm Yachts rutscht in die Insolvenz

Martin Hager

 · 16.08.2024

Traditionswerft in Not: Vilm Yachts rutscht in die InsolvenzFoto: YACHT/N. Krauss
Eine Vilm 115 auf dem Bodden bei Vilm
Pleite für deutsche Traditionswerft: Vilm Yachts ist insolvent. Die Hintergründe rund um den Niedergang und die Zukunftsaussichten für die Yachtbauer auf Rügen sind bislang unklar

Die Werft Vilm Yachts in Lauterbach auf Rügen hat Insolvenz angemeldet. Das Unternehmen, bekannt für seine hochwertigen wie seegängigen Segelboote, ist zahlungsunfähig und möchte sich im Rahmen einer „Insolvenz in Selbstverwaltung“ eigenständig sanieren. Bei diesem speziellen Verfahren im Insolvenzrecht behält die Geschäftsführung weitestgehend die Kontrolle und arbeitet eng mit einem Sachverwalter zusammen, der vom zuständigen Amtsgericht bestellt wird. Diese Vorgehensweise wird üblicherweise gewählt, wenn der Betrieb als sanierungsfähig eingestuft wird und gute Perspektiven für eine erfolgreiche Restrukturierung aufgezeigt werden.

Vilm Yachts wurde 1990 in Lauterbach auf der Insel Rügen gegründet und entwickelte sich schnell zu einem angesehenen Namen in der Szene. Mit einer Kombination aus traditionellem Handwerk und modernem Bootsbau schufen die Werft Boote, die sich besonders im Nord- und Ostsee-Revier großer Beliebtheit erfreuen. Das aktuelle Modellportfolio umfasst nur die Vilm 115, ein 11,50 Meter langes Judel/Vrolijk-Design. Besonders auffällig an der 7,5 Tonnen verdrängenden GFK-Slup ist das Cockpit mit tiefliegendem Boden, dem hohen umlaufenden Süll und vor allem der festen Sprayhood aus GFK, die die Crew konsequent schützt. Die Spritzkappe trägt zudem den Traveller, der so Halsen entschärft. An den Frontscheiben arbeiten bei Regen und überkommendem Wasser elektrische Scheibenwischer.

Prototyp Insieme 40: Vilm Yachts führte finale Arbeiten nicht aus

Was zum Niedergang der Werft geführt hat, ist aktuell noch unklar. Die Geschäftsführung von Vilm Yachts war für die YACHT nicht zu erreichen, auch der Insolvenzverwalter lieferte keine Erklärung. Die beiden Langfahrtsegler Julia und Markus Luckeneder arbeiteten die letzten zwei Jahre intensiv mit der Werft zusammen, denn sie hatten die Bootsbauer mit dem Bau eines Prototyps ihrer Insieme 40 beauftragt und das Schiff im Mai dieses Jahres übernommen. „Für uns kam die Insolvenz sehr überraschend“, sagte Julia Luckeneder im Gespräch mit der YACHT. Das neue Boot sollte nach Angaben der Eigner Ende Mai beim Ancora Yachtfestival gezeigt werden. Nachdem die Werft finale Arbeiten nicht ausführte und damit der Auftritt bei der Messe platzte, organisierten die österreichischen Eigner einen Yachttransport für ihre vollständig bezahlte Insieme 40 zu einer Werft im slowenischen Izola, wo die letzten Arbeiten durchgeführt wurden.

Ob und wie der Werftbetrieb zu retten ist, bleibt abzuwarten. Die „Insolvenz in Selbstverwaltung“ ermöglicht es dem Management, das Unternehmen fortzuführen, Arbeitsplätze zu erhalten und eine höhere Rückzahlungsquote für die Gläubiger zu erzielen.


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