SuperyachtenNautor Swan und Sanlorenzo kooperieren – Massimo Perotti über die Partnerschaft

Martin Hager

 · 13.03.2024

Massimo Perotti ist CEO von Sanlorenzo
Sanlorenzo gehört zu den erfolgreichsten Yachtbauern der Welt. Bis dato war die Werft ausschließlich auf Motoryachten fokussiert. Nun wurde bekannt, dass das italienisch-finnische Unternehmen Nautor Swan und Sanlorenzo eine strategische Partnerschaft eingehen. Wir wollten wissen, was die Verschmelzung der zwei starken Marken genau bedeutet und wohin sich Sanlorenzo entwickelt

Massimo Perotti gehört zu den schillerndsten Persönlichkeiten der Superyacht-Welt. Er führte das Unternehmen Sanlorenzo an die Börse und ist ein engagierter Treiber innovativer Technologien, von denen die gesamte Branche profitiert. Wir trafen den erfolgreichen Geschäftsführer in Düsseldorf zum ausführlichen Gespräch.

Sanlorenzo hatte vor zwei Jahren bereits versucht, Perini Navi zu kaufen, was nicht geglückt ist. Dass Nautor Swan und Sanlorenzo eine langfristige strategische Partnerschaft anstreben, kam dennoch überraschend. Welche Art von Verbindung gibt es zu Nautor, und sind Sie selbst Segler?

Nautor ist – wie auch Perini Navi – eine großartige Marke mit vielen Parallelen zu Sanlorenzo. Nautor hat eine lange Tradition, ist sehr designorientiert und liefert Yachten mit absoluter Spitzenqualität. Momentan führen wir eine Due-Diligence-Prüfung durch, die in etwa zwei Monaten abgeschlossen sein wird. Danach wird der Vertrag mit Leonardo Ferragamo abgeschlossen, der dank seiner jahrzehntelangen Erfahrung im Segelsport wirklich als Partnerschaft betrachtet werden sollte.

Wird es viele Synergien zwischen beiden Marken geben?

In jedem Fall. Wir können unser industrielles Knowhow zusammenlegen, Synergien im Einkauf nutzen und im Yachtbau, im Service und im Vertriebskanal eng zusammenarbeiten. Und Leonardo bringt seine ganze Erfahrung mit Segelbooten und Regatten sowie sein Image als einer der wichtigsten italienischen Segler mit und möchte noch lange mitwirken. Swan hat ein großes Erbe, genau wie Sanlorenzo. Es ist wichtig, dieses Erbe zu bewahren und weiterzuentwickeln. Wir müssen also Innovation einbringen, aber immer die Tradition der Marke bewahren. Unsere Kunden wollen genau das: Tradition! Wenn Sie einen Porsche 911 kaufen, und Sie sind ein Porsche-Typ – in Italien sagen wir Porschista –, dann kaufen Sie einen 911. Dann kaufen sie keinen anderen Porsche, man kauft einen 911er. Der 911 ist das Beispiel dafür, wie Porsche 1938 begann. Sie haben den 911 zehn- oder zwölfmal geändert, aber der 911 hatte immer das gleiche Design. Wir werden also innovativ sein, wir werden das Geschäft ausweiten, aber die Tradition bewahren. Wir haben einen Kundenstamm von rund 1.000 Personen, Nautor einen von 2.800.

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Was ist konkret geplant?

Wir werden nach und nach in neue Geschäftsbereiche expandieren, um die Rentabilität des Unternehmens zu verbessern und das Unternehmen wachsen zu lassen. Der Segelyachtmarkt ist eine Nische in der Nische, und viele Segler im Maxi-Bereich sind ziemlich alt und steigen irgendwann auf Motoryachten um. Hier verschmelzen also Märkte und unsere Marken.

Wir haben das Gerücht gehört, dass Ihre Tochter Seglerin und in den Deal mit Nautor verwickelt ist. Stimmt das?

Ja, das ist wahr. Wir werden uns gemeinsam Nautor widmen und müssen noch viel lernen. Bei Sanlorenzo konzentriere ich meine Bemühungen hauptsächlich auf das Produkt und auf Innovationen. Besonders in der Yachtbranche ist das Produkt der Schlüssel zum Erfolg. Wenn man ein Boot kauft, wird die Entscheidung aus dem Bauch heraus getroffen. Es geht um Leidenschaft, um Freiheit! Als Erstes sieht man die Schönheit und den Komfort, dazu kommt die Vorstellung, wie viel Freiheit einem dieses Produkt bieten kann. Das ist der Grund, so viel Geld auszugeben.

Wie kommt es, dass Ihre Tochter sich so sehr für Segeln interessiert?

Sie hat es sich selbst beigebracht. Sie ist eine Frau, die sehr viel Understatement betreibt und so nachhaltig und ökologisch vertretbar lebt, wie sie nur kann. Das hat sie mit einigen der neuen Kunden gemein, die wir in der Branche sehen. Diese Generation nimmt das Thema Umweltschutz wirklich ernst und sich sehr zu Herzen.

Wird Ihre Tochter in die Geschäfte von Nautor involviert sein?

Ja, das wird sie. Sie interessiert sich sehr für die Marke und die fantastischen Produkte.

Was haben Nautor und Sanlorenzo noch gemeinsam?

Nautor baut 30 Yachten pro Jahr, wir liefern 80 Einheiten ab. Beide Marken setzen also nicht auf Massenproduktion. Jedes Schiff wird einem Kunden auf den Leib geschneidert. Viel Komfort und höchste Qualität stehen ebenfalls für Nautor und Sanlorenzo. Plus: Wir haben Kunden, die uns äußerst verbunden sind. 70 bis 80 Prozent unserer Kunden kaufen wieder ein Boot von uns, wenn sie etwas Neues suchen. Wir schaffen es, unseren Kunden eine Art Familiengefühl zu vermitteln, bei uns fühlen sie sich wohl. Angekommen in einem Klub Gleichgesinnter.

Können Sie uns auch etwas zur Übernahme von Simpson Marine sagen, einem der wichtigsten Händler für Sanlorenzo in der APAC-Region?

Das war ein logischer Schritt. Wir sind weiterhin der Meinung, dass die Asia-Pacific-Region und insbesondere China der finanziell am stärksten wachsende Teil der Welt sein wird. Wir haben in den vergangenen zehn Jahren schon ein stattliches Wachstum gesehen, allerdings vorwiegend in Südostasien. Für den Superyacht-Sektor sind die Aussichten gut, denn Präsident Xi Jinping hat ein neues Gesetz auf den Weg gebracht, das die Insel Hainan zur steuerfreien Zone macht. Wenn man jetzt also in Hainan eine Yacht kauft, spart man sich die Steuern. Zudem fließen große Investitionen in den Bau neuer Marinas zwischen Dakar und Hongkong. Es gibt also Anzeichen für eine große Öffnung des Yachtmarktes in China.

Wie ist Ihre Einschätzung zur Zukunft des Marktes?

Es gibt natürliche etliche geopolitische Themen, die man im Auge behalten muss. Wir erwarten, dass die Zentralbank in der zweiten Jahreshälfte die Zinssätze senken wird. Wenn das geschieht, wäre das ein schönes, gutes Zeichen für die Kunden. Wir haben nicht das Gefühl, dass der Markt zum Stillstand gekommen ist, merken aber, dass Kunden vorsichtiger Geld ausgeben als in den sehr erfolgreichen Jahren von 2021 bis jetzt. Nun kann man sich ausrechnen, dass sich der Markt irgendwann wieder auf einem normalen Niveau einpendeln muss. Doch wehtun wird uns das aufgrund unserer vollen Auftragsbücher nicht.

Die Entwicklung neuer Modelle ist sehr teuer. Werden Sie weiterhin mehrere neue Modelle pro Jahr auf den Markt bringen?

Neue Modelle sind der Treibstoff unseres Geschäfts, und wir wollen mit unseren Neuheiten immer einen Vorsprung im Markt haben, vor allen Dingen im Hinblick auf Innovationen.


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