MesseTrends und Highlights auf der 55. boot Düsseldorf – geteiltes Echo

YACHT-Redaktion

 · 29.01.2024

Die neue Hallberg-Rassy 69 war einer der Zuschauermagneten
Foto: YACHT/Ben Scheurer
Neun Tage lang war die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt Zentrum der internationalen Wassersport-Branche. Wir haben Aussteller befragt, wie sie die Messe erlebten

Einmal im Jahr wird der Düsseldorfer Stadtteil Stockum zum Mekka für alles, was auf dem Wasser Rang und Namen hat oder einfach nur gern darauf unterwegs ist. Seit Jahrzehnten ist die boot Düsseldorf Familientreffen, wichtigstes Netzwerk-Event und für viele Hersteller wertvolle Verkaufsplattform mit direktem Kundenkontakt. Trotz der winterlichen Witterung am ersten Wochenende und des beginnenden Bahnstreiks zur Messehalbzeit reisten nach offiziellen Angaben rund 214.000 Besucher aus 120 Ländern zur 55. boot an. Zwar lagen die Besucherzahlen damit unter denen des Vorjahres (237.000), dennoch zeigten sich Veranstalter, Aussteller und Besucher insgesamt zufrieden.

Weniger Besucher auf der boot Düsseldorf

Allein am ersten Wochenende zog es fast 55.000 Besucherinnen und Besucher auf die Messe. Darunter viele Branchenfachleute, für die das erste Wassersportevent des Jahres wichtigste Dialog-Plattform sowie Impuls- und Ideengeber ist. Aber auch viele Kunden und Kaufinteressenten informierten sich an den Ständen der rund 1.500 Aussteller aus 67 Nationen über die Innovationen und Neuheiten aus der Branche. Nicht wenige machten gleich vor Ort Nägel mit Köpfen. boot-Düsseldorf-Chef Petros Michelidakis berichtete vom hohen Kaufinteresse unter den Besuchern: „Viele Boote wurden direkt hier auf der Messe vom Stand weg verkauft. Und Tauchturm und Actionpool ermöglichten das sofortige Testen von neuestem Zubehör und Boards direkt vor Ort.“

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Die Mitmachaktionen beim Tauchen, Segeln, Surfen und Paddeln gehörten in der Tat wieder zu den großen Publikumsmagneten der Messe und zogen vor allem den Nachwuchs an.

Das sagen die Aussteller

Auch Andreas Schöchl, Inhaber von Sunbeam Watersports, zeigte sich mit der Messe sehr zufrieden:„Die neue Sunbeam 29.1 kam sensationell gut an und bestätigt die neue Linie, die mit der 32.1 begonnen hat. Gefühlt ist die Anzahl der Besucher weniger als letztes Jahr gewesen, das konkrete Kaufinteresse jedoch höher.“

Besser als erwartet lief die Messe für Samuel Dubois, CEO von Jeanneau: „Die Atmosphäre war wirklich gut, auch während der Woche war viel los. Die Qualität der Besucher war ebenfalls sehr gut, sie kamen aus ganz Europa, aber auch aus Asien, dem Nahen Osten und Nordamerika.”

So sieht es auch Torsten Bastiansen, Export Sales Manager bei X-Yachts: “Die Kunden waren generell sehr positiv und interessiert, wir hatten Kunden aus 42 Ländern auf dem Stand – Rekord.”

Daniel Kohl, Deutschland-Repräsentant für Dufour/Fountaine Pajot, sagt: „Die Messe ist besser gelaufen, als wir erwartet haben im Vergleich zum Vorjahr, es gab wieder viele internationale Besucher. Bis auf Donnerstag waren alle Tage gut besucht. Das Interesse richtet sich bei uns vor allem auf das Segment 40 Fuß. Die Nachfrage nach kleineren Booten ist sehr gering.”

Maxim Neumann, Vertriebschef Hanseyachts (u. a. Hanse, Dehler, Moody): “Die boot Düsseldorf 2024 hat unsere Erwartungen übertroffen. Die Nachfrage nach unseren großen Yachten über 46 Fuß ist nach wie vor groß. Unsere neuen Modelle 410 und die bislang nur als Rendering präsentierte 360 kamen bei den Besuchern sehr gut an. Und unsere neue Moody DS 48 war aus unserer Sicht das Highlight der Show.“

Ähnliches berichtet der direkte Konkurrent. Marcus Schlichting, Marketingchef Bavaria Yachtbau:„Besonders an den Wochenenden, aber auch an allen anderen Wochentagen haben wir uns über die hohe Besucherfrequenz auf unserem Stand in der Halle 16 für Segelboote gefreut. Insgesamt haben wir mehr als 15.000 Besucher gezählt, die sich von der Bavaria Cruiser 34 bis hin zur Bavaria C57 fast gleichmäßig auf die von uns sechs ausgestellten Yachten verteilt haben. Als Deutschlandpremiere in Düsseldorf und durch den Gewinn des European Yacht of the Year Award war die Schlange an der Bavaria C46 allerdings immer etwas länger. Positiv überrascht waren wir neben Anzahl der Besucher aus ganz Europa auch über das Fachwissen der Besucher, die sich mit konkreten Fragen an unsere Händler gewandt haben.“

Stefan Matschuck, Geschäftsführer North Sails Deutschland, freut sich ebenfalls über das Messe-Publikum: “Nach neun Tagen in Düsseldorf ziehen wir ein positives Fazit. Wir hatten insbesondere unter der Woche viel fachkundiges Publikum an unserem Stand. Die boot ist und bleibt ein tolles Forum, dem wir gern beiwohnen. In diesem Jahr gilt das ganz besonders, weil wir vor Ort unser neues Tuch Renew der Öffentlichkeit präsentieren konnten. Entsprechend hoch war die Resonanz aus Fachpublikum und von Kundenseite. Wir kommen nächstes Jahr gern wieder.“

Viel Abwechslung auf der boot Düsseldorf

Viele Besucher zog es zu den zahlreichen Bühnenprogrammen mit den Stars der Szene oder zu den hochkarätigen Workshops, von denen sowohl für Freizeitsportler als auch für Experten einige auf dem Programm standen. Das Classic Forum bot zum Beispiel Kurz-Kurse zum Selberausprobieren auch für die Jüngsten an. In der Kinder-Werft konnten sie ihr erstes Segelboot bauen. Zahlreiche Boote aus verschiedenen Epochen wurden hier präsentiert und die Entwicklung des Bootsbaus im Wandel der Zeit gezeigt. Highlight war die “Victoria”, ein Nachbau einer römischen Flussgaleere des LWL-Römermuseums Haltern am See in Halle 14. Grundsätzlich aber richtete sich der Blick, wo man hinsah, in Richtung Zukunft.

Seit Jahrzehnten gilt die Messe als der Trendsetter der Branche. Auffällig beim Streifzug durch die Hallen war in diesem Jahr wieder der Trend hin zu Nachhaltigkeitskonzepten in allen Bereichen. Der Meeresschutz und innovative, nachhaltige Technologien spielen eine immer wichtigere Rolle im Wassersport, und die Messe hat sich zu einer zentralen Dialog-Plattform für politische und touristische Entscheider entwickelt. Das Nachhaltigkeitsforum Blue Innovation Dock hat sich zum echten Innovationstreiber herausgebildet. Hier wurden neue Ideen und Visionen für mehr Nachhaltigkeit beim Bootsbau, bei der Entwicklung neuer Antriebe sowie beim Bewirtschaften von Marinas und im Tourismus ausgetauscht.

Versicherer zufrieden mit der boot Düsseldorf

Diejenigen, die ihr Ohr immer ganz dicht an der Branche haben, sind die Yachtversicherer. Martin Baum, Geschäftsführer Pantaenius Yachtversicherungen, sagt: „Die boot 2024 hat für uns ihren Stellenwert als Leitmesse deutlich unter Beweis gestellt. Wir blicken zurück auf neun sehr geschäftige Tage mit zahlreichen Besuchen an unseren Messeständen in den Hallen 10 und 3. Die aktuelle Preisentwicklung schlägt sich in den Versicherungssummen der angefragten Boote nieder. Hier verzeichnen wir über alle Längen hinweg einen deutlichen Anstieg im Vergleich zum Vorjahr, wobei die allgemeine Nachfrage nach kleineren Trailerbooten im Vergleich zum Vorjahr etwas gedämpft zu sein scheint. Ungebrochen unterdessen der Trend im Bereich Multihulls.”

Die Hamburger Yachtversicherung Schomacker berichtet, ihr Messestand sei sehr gut besucht gewesen, besonders ab dem Montag. Die Anzahl der Kontakte sei im Vergleich zum letzten Jahr sehr deutlich gestiegen. Die Anfragen nach Versicherungen für Motor- und Segelyachten hätten sich zum vergangenen Jahr fast verdoppelt. Da auch Bestandskunden den Stand gern besucht hätten, sei die Messe für den Versicherungsmakler zudem ein wichtiges Kundenbindungsinstrument. Geschäftsführer Andreas Medicus sagt: „Die boot war wie immer professionell organisiert und ist für uns nach wie vor die wichtigste Plattform für den Kontakt zu Yachteignern und Chartercrews und auch für das B-to-B-Geschäft.“

Geteilt sieht das Bild in der Charterbranche aus: Christian Zaloudek, Geschäftsführer Sarres Schockemöhle Yachting, sagt: „Für uns lief die Messe gut, auch wenn spürbar weniger Besucher da waren. Kroatien und Griechenland sind sehr gut nachgefragt im Mittelmeer, in Italien liefen Sardinien und die toskanischen Inseln gut. Die Türkei und Frankreich schwächeln nach wie vor. In den Fern-Destinationen laufen die Seychellen sehr gut, auch wegen der guten Fluganbindung. In der Karibik lässt die BVI-Nachfrage wegen derzeit hoher Schiffspreise nach, der Preis-Leistungs-Sieger ist da zurzeit Martinique. Unsere Kunden merkten an, dass man wenig Schiffe aus der Charter-Palette so ohne Weiteres einmal anschauen kann, man muss mittlerweile seine vollen Daten hinterlassen, Termine machen und lange warten. Es waren dieses Jahr auch nur wenig Kats zu sehen.“

Peter Kollmann-Jehle, Master Yachting, ergänzt: „Wir sind zufrieden. Gefühlt war es etwas weniger Publikumsverkehr als letztes Jahr. Aber die Besucher, die kamen wussten, was sie wollten, das ist natürlich angenehm. Griechenland lief super, gefreut hat uns, dass die Karibik nach langer Durststrecke wieder ins Blickfeld der Kunden gerät. Unsere Trainings für Kat-Charter liefen auch sehr gut, da scheint es Fortbildungsbedarf zu geben.“



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