InsolvenzAus für Sweden Yachts Group – Rutgersson-Werft zahlungsunfähig

Jochen Rieker

 · 18.03.2024

Insolvenz: Aus für Sweden Yachts Group – Rutgersson-Werft zahlungsunfähigFoto: Werft
Die Yachten von Malö besitzen zu Recht einen legendären Ruf. Der Betrieb, in dem sie gebaut wurden, ist jedoch insolvent
Es ist nicht die erste Pleite. Jetzt aber könnte sie final sein. Eine Insolvenzverwalterin wickelt die Sweden Yachts Group ab. Auch ein deutscher Eigner, der sich in Kungsviken eine Malö hat bauen lassen, zählt zu den Betroffenen

Für Georg Wrobel sollte diese Saison ein Traum in Erfüllung gehen. Der Chirurg aus Lippstadt in Nordrhein-Westfallen, seit zwei Jahren im Ruhestand, hatte im renommierten Bootsbaubetrieb von Mattias Rutgersson auf der schwedischen Halbinsel Orust den Neubau einer Malö 43 in Auftrag gegeben. Mit ihr plante er weite Seereisen. Bewusst hatte er sich für den gemäßigten Kurzkieler mit dem legendären Mahagoni-Ausbau entschieden, der bei Schietwetter wie eine heimelig eingerichtete Trutzburg wirkt.

Mehrmals war der Eigner in Kungsviken, um den Bau zu begleiten. Der geriet in der Folge der Corona-Pandemie bald ins Stocken. Nichts Ungewöhnliches, dachte Georg Wrobel, weil ja allerorten von Lieferschwierigkeiten die Rede war. Ab und an schickte ihm Werftchef Rutgersson Handy-Fotos vom Baufortschritt, verbunden meist mit der Rechnung für die nächste Teilzahlung.

Bis Ende vorigen Jahres überwies Wrobel im Vertrauen auf die Seriosität der schwedischen Bootsbauer, die er als kompetent und liebenswert erlebt hatte, insgesamt 522.000 Euro nach Schweden. Nur die Schlussrate, die erst zur Übergabe der fertigen Yacht fällig würde, fehlte noch. Jetzt steht der Arzt vor einem Fiasko. Denn die Sweden Yachts Group ist zahlungsunfähig.

Das teilte ihm die zuständige Insolvenzverwalterin mit, Paula Save. Statt mit seinem Traumboot, das in diesen Wochen eigentlich ausgeliefert werden sollte, sieht sich Georg Wrobel jetzt mit einem mehr oder weniger leeren GFK-Kasko alleingelassen, ohne Maschine, Mast, Installationen, Bordelektronik, Polster und nur mit etwa der Hälfte des Holzausbaus. „Vermutlich ist die Schale nicht viel mehr wert als 70.000 Euro“, fürchtet er.

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Und Wrobel ist nicht allein. Nach seinen Informationen sind fünf weitere Käufer betroffen, die jeweils zwischen 238.000 und einer Million Euro angezahlt haben. Manche stehen ohne irgendwelche Restwerte da, andere mit Yachten in unterschiedlichen Fertigungsstadien.

Immerhin: Die zum Teil gebauten Boote gehören fraglos den Eignern. Hoffnung auf Rückerstattung der fälschlich berechneten Baufortschrittszahlungen muss sich jedoch niemand machen. Nach Auskunft von Insolvenzverwalterin Save gibt es praktisch keine relevante Konkursmasse.

Da Mattias Rutgersson nicht über eine eigene Infrastruktur verfügte, sondern die Werft- und Winterlagerhallen lediglich angemietet hatte, müssen die Betroffenen ihre Yachten jetzt entweder mit horrenden Verlusten verkaufen oder für erhebliche Mehrkosten anderswo zu Ende bauen lassen.

Der Werftchef hat wohl alles Geld, das er von gutgläubigen Käufern eingesammelt hatte, veruntreut und zuletzt auch keine Löhne mehr bezahlt. Georg Wrobel vermutet, dass er die Geschäfte nur „in einer Art Schneeballsystem zum Schein aufrechterhalten konnte“. Auch die Pacht für die Hallen ist er schuldig geblieben, weshalb diese jetzt geräumt werden müssen.

Rutgerssons Ruf in der Region ist, wie jüngste Recherchen der YACHT ergaben, wohl schon länger fragwürdig

Zweifel an seiner Seriosität wurden bisher freilich nur in der Region und nur hinter vorgehaltener Hand geäußert. So ist bisher auch die jüngste Pleite noch gar nicht an die Öffentlichkeit gelangt, obwohl Paula Save bereits seit Wochen als Verwalterin eingesetzt ist. In den Lokalmedien ebenso wie in der schwedischen Yachtpresse war der drohende Konkurs bisher kein Thema. Das aber dürfte sich in dieser Woche ändern. Denn voraussichtlich am 21. März ist die erste Anhörung in dem Fall. Alles deutet daraufhin, dass der Konkurs zügig festgestellt und verkündet wird.

Rutgersson hat offenbar bereits seit 2019 keine ordentlichen Jahresabschlüsse mehr vorgelegt, wozu er gesetzlich verpflichtet gewesen wäre. Das stützt den Verdacht, dass er über Jahre vorsätzlich den finanziellen Schiefstand verschleiern wollte. Vermutlich hat er sich auch dabei auf die besonderen Herausforderungen durch die Corona-Pandemie berufen. Doch am Ende wurden die Unwuchten in seinem System einfach zu groß.

Ob er mit einer Anklage wegen betrügerischer Konkursverschleppung wird rechnen müssen, ist noch unklar. Joakim Hermansson, ein erfahrener schwedischer Fachjournalist und jahrzehntelanger Branchenkenner, der für das Magazin “Praktiskt Båtägande” schreibt, verwies gegenüber der YACHT auf die Schwierigkeit, den Vorsatz gerichtsfest nachzuweisen.

Bisher fehlt auf der Webseite der Sweden Yachts Group jeder Hinweis auf die Zahlungsunfähigkeit des BetriebsFoto: Screenshot/swedenyachtsgroup.seBisher fehlt auf der Webseite der Sweden Yachts Group jeder Hinweis auf die Zahlungsunfähigkeit des Betriebs

Bisher ist trotz des laufenden Insolvenzverfahrens noch nicht einmal die Homepage der Sweden Yachts Group mit einem entsprechenden Hinweis versehen. Dort wird weiterhin für den Qualitätsbootsbau geworben, als sei nichts geschehen:

„Die Sweden Yachts Group ist einer der weltweit führenden Yachthersteller. Wir sind die stolzen Hersteller von CR Yachts, Sweden Yachts, Malö Yachts und Regina Yachts. Alle unsere Boote werden in unserer Werft in Kungsviken auf der historischen Bootsbauinsel Orust, Schweden, gebaut. Wir sind ein Unternehmen, das stolz darauf ist, solide Boote mit guten Segeleigenschaften und hochwertiger Innenausstattung zu bauen.“

Falls Sie ebenfalls zu den Betroffenen zählen, melden Sie sich bei uns: mail@yacht.de


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