BrancheLagebericht zum Yachtmarkt zeigt Licht und Schatten

Pascal Schürmann

 · 27.11.2023

Noch läuft das Geschäft für die Werften, zumindest bei großen Yachten
Foto: David Ebener/Bavaria Yachtbau
Aktuelle Daten zur Lage der Bootsbranche geben gleichermaßen Anlass zur Hoffnung und Sorge. Welche Bereiche gut laufen und welche eher nicht

Diese Zahlen sind wie ein Lichtstreif am Horizont: Im Rahmen der diesjährigen Umfrage der boot Düsseldorf haben gegenüber dem Jahr 2020 satte 42 Prozent mehr der befragten Messebesucher ihre Bereitschaft zum Kauf eines Segelbootes in der näheren Zukunft signalisiert. Und 39 Prozent der Befragten gaben an, einen Chartertörn buchen zu wollen. Das berichtete Petros Michelidakis, Direktor der boot, Mitte November in Hamburg.

„Der Markt ist noch da!“, betonte er, auch wenn die Segelbootsbranche infolge der aktuell vielfältigen Krisen insgesamt stagniere. Geld sei, bei aller verständlichen Konsumzurückhaltung, ebenfalls genug vorhanden. „Besucher der boot Düsseldorf sind kaufkräftig, sie verfügen durchschnittlich über ein Nettohaushaltseinkommen von 7.000 Euro“, so Michelidakis.

Steigerungen bei Charter und Ausbildung

Eine gleichfalls vorsichtig optimistische Einschätzung der Lage gab Karsten Stahlhut ab. Der Geschäftsführer des Bundesverbands Wassersportwirtschaft sagte, dass nahezu alle Betriebe hierzulande unter dem Konjunkturrückgang, den gestiegenen Kreditzinsen sowie den Auswirkungen der Energiekrise und der internationalen Konflikte leiden würden. Dennoch gebe es einzelne Branchensegmente, die zumindest wieder das Umsatzniveau der Vor-Corona-Jahre erreicht hätten. „Das gilt vor allem für den gesamten Segel- und Motorboot-Ausbildungsbereich“, so Stahlhut.

Wir wollen Strandurlauber dazu bringen, den Schritt aufs Board und Boot zu machen” (Petros Michelidakis zur boot-Initiative “Destination Seaside”)

In der Chartersparte sei sogar eine leichte Steigerung zu verzeichnen. Im Schnitt seien die Yachten in diesem Jahr 19 Wochen im Jahr gebucht worden. Vor Corona waren es nur 18. Stahlhut wies allerdings darauf hin, dass sich angesichts der zuletzt stark gestiegenen Preise sogenannte Kaufchartermodelle momentan nur noch im Mittelmeerraum rechnen würden, wegen der dort längeren Segelsaison. „Für die Charterflotten an der Ostsee könnte das heißen, dass die angebotenen Yachten nun länger im Bestand bleiben als bislang.“

Je größer die Yachten, desto stabiler der Absatz

Im deutschen Bootshandel gebe nach wie vor das Kleinsegment Anlass zur Sorge, das sind laut BVWW-Definition Boote unter siebeneinhalb Meter Länge. Auch der Verkauf von Yachten bis 12 Meter sei schleppend. Je größer hingegen die Yachten, desto stabiler entwickle sich wie schon in der Vorjahren der Absatz. Die hiesigen Großserienwerften seien bis ins zweite Quartal nächsten Jahres ausgelastet. Ob die Folgen der jüngsten Sturmflut den Bootsbauern ein spürbares Zusatzgeschäft bescheren, ließe sich noch nicht absehen.

Am meisten mangele es jedoch an Konzepten, wie man junge Menschen nachhaltig für den Bootssport begeistern könne. Das betonten beide, Stahlhut und Michelidakis. Auf der boot werde man daher versuchen, mit vielfältigen Initiativen Küstenurlauber aufs Wasser zu locken. „Darin steckt viel Potenzial“, glaubt Petros Michelidakis.


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