Jochen Rieker
· 11.09.2018
Der bayerische Händler, jahrzehntelang exklusiver Vertriebspartner von Bavaria und 50-Prozent-Teilhaber der Werft, vertreibt künftig auch Dufour
Wie das Unternehmen aus Bernau in der Nähe des Chiemsees soeben gegenüber YACHT online mitgeteilt hat, soll der Schritt dazu dienen, absehbare Verkaufsausfälle durch das seit Monaten laufende Insolvenzverfahren von Bavaria zu kompensieren.
Auch wenn die Homepage noch ganz auf Bavaria gepolt ist: Yachten Meltl wird bereits bei der heute eröffnenden Bootsmesse in Cannes Dufour vertreten, ebenso wie Ende des Monats auf der Interboot in Friedrichshafen und auf allen Folge-Messen.
Damit reagiert die Vertriebsagentur, die neben ihrer Präsenz in Deutschland auch über ein weitverzweigtes Filial- und Servicenetz im Mittelmeerraum verfügt, auf die bisher erfolglosen Versuche Bavarias, einen neuen Investor für die Sanierung der überschuldeten Werft zu finden.
Yachten Meltl steht für einen möglichen Neuanfang zwar weiterhin als Bavaria-Händler zur Verfügung, sofern er noch gelingen sollte. Die Geschäftsführung mochte jedoch "nicht länger auf das Prinzip Hoffnung setzen", wie Volker Rohde erklärte: "Wir werden künftig eine Mehrmarken-Strategie verfolgen."
Es ist also kein harter Bruch, kein tektonisches Beben – und doch geht von der Nachricht Signalwirkung aus. Denn damit sichert sich erstmals offen einer der wichtigsten Händler gegen die Folgen einer etwaigen Zerschlagung der einst größten deutschen Sportbootwerft ab.
Meltl und Bavaria – das gehört für viele Segler untrennbar zusammen. Bis heute gelten die Bootshändler aus dem Chiemgau als weltweit erfolgreichste Agentur der fränkischen Werft.
Und die Verbindung ging ursprünglich noch viel tiefer: Dorothea und Josef Meltl hatten Bavaria bereits 1984 aus einer drohenden Insolvenz befreit. Von da an bis zum Verkauf der Werft an Investoren im Jahr 2007 waren die Vertriebspartner aus Bernau auch Co-Gesellschafter. Diesen Sommer hatte Dorothea Meltl kurzfristig sogar erwogen, selbst als Investorin einzusteigen, um Bavaria zu retten, war dann aber mangels seriöser Geschäftspartner abgesprungen.
Der Werft bleiben jetzt nur noch wenige Tage, um einen Ausverkauf abzuwenden. Bis Ende September läuft die Frist, die der Gläubiger-Ausschuss dem Insolvenzverwalter eingeräumt hat.