YETI-IndexWie die Yachtbranche den ökologischen Fußabdruck misst

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 · 02.03.2025

Grün: 2023 launchte Feadship die 84 Meter lange „Obsidian“.
Foto: Feadship
Intakte Ozeane sind für die Yachtindustrie ein wichtiger Bestandteil. Ein Hilfsmittel hierfür ist der YETI-Index, der es ermöglicht, den ökologischen Fußabdruck einer Yacht zu messen und mit anderen zu vergleichen.

Superyachten, die praktisch keine Schadstoffe mehr ausstoßen, könnten wahr werden. Hoffnung machen Meldungen wie die, dass MAN Cryo eine 118,80 Meter lange Giga der niederländischen Feadship-Werft mit einem besonderen Antrieb ausgestattet hat. An Bord von Projekt 821, „Breakthrough“, lagert flüssiger Wasserstoff, der verdampft. Das heiße Gas strömt in die Brennstoffzelle, die einen emissionsfreien Betrieb ermöglicht – für die Hotellast und kürzere Distanzen. Schon 2023 sorgte Feadships „Obsidian“ (84 m) für Furore, die dank enormer E-Speicherkapazität bei zehn Knoten Fahrt bis zu 35 Seemeilen vollelektrisch fährt.

Die Entwicklung „einer Benchmark für Yachten“

Dass die weltweit erste Superyacht mit Brennstoffzellen­antrieb aus dem Hause Feadship stammt, ist kein Zufall. Haus-Konstrukteur Bram Jongepier interessieren saubere Antriebe schon lange, seit vielen Jahren arbeitet sein Team von De Voogt Naval Architects daran, entsprechende Schiffe zu kreieren, wohl wissend um die höheren Entwicklungs- und Baukosten. Auch deshalb suchte er eine Möglichkeit, verschiedene Megayachten bezüglich ihrer Einwirkung auf die Umwelt zu vergleichen und damit „eine Benchmark für Yachten“ zu entwickeln. „2018 schrieb ich Weihnachtskarten an die Kollegen der Branche und lud sie ein, mich auf dieser Reise zu begleiten“, sagt er. „Die Antwort war überwältigend, im März 2019 trafen wir uns das erste Mal.“

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Das Ziel des YETI-Index

So kamen Vertreter von Werften wie Benetti, Damen, Lürssen und Royal Huisman zusammen, diskutierten und legten den Grundstein für YETI, den Yacht Environmental Transparency Index, und damit für eines der Top-Vorhaben der Water Revolution Foundation. Diese hatten Branchenmitglieder beim Superyacht Forum 2018 gegründet. Ziel des YETI-Index ist es, den ökologischen Fußabdruck einer Yacht in der Betriebsphase zu bestimmen und zu verringern. Sowohl die Yachtindustrie als auch die Eigner sollten die aktuellen Umweltauswirkungen ihres Schiffes verstehen – aber auch, woher sie kommen und welche Systeme wie beteiligt sind. Ein Beispiel: Allein die Hotellast einer Superyacht ist für rund 70 Prozent des gesamten Energiebedarfs verantwortlich. Genauer gesagt bewertet YETI die Auswirkungen von Motor- und Segelyachten ab 30 Meter Länge, indem sie mit dem durchschnittlichen Betriebsprofil verglichen werden.


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Das Ergebnis ist eine einzige Punktzahl, die sagt, wo das Schiff steht – auch im Vergleich zum Rest der Flotte. Auf den zweiten Blick wird deutlich, warum dies so ist und welche Möglichkeiten es gibt, seine Umweltleistung zu verbessern. Diese Werte interessieren alle Beteiligten: Designer, Werft, Marinas, Vercharterer, Käufer, Geldgeber oder Versicherer. Sie alle profitieren von einem „guten“ YETI-Score.

So wird die Umweltbelastung dargestellt

YETI führt zudem einen Begriff für die Industrie ein, um die Umweltbelastung auszudrücken: Ökopunkte. Damit lassen sich die diversen Auswirkungen von CO2, CO, HC, Nox oder Ammoniak in einer einzigen Zahl darstellen. Spezifische Auswirkungen werden separat ausgewiesen, um Transparenz und Kontrolle zu ermöglichen. Einfach gesagt: Je mehr Ökopunkte, desto größer der negative Einfluss auf Natur und Mensch.

Zwei Tools stehen aktuell zur Verfügung: YETI Lite und YETI Pro. Die Lite-Version ist für jeden frei zugänglich, hier geben die Nutzer die Basisdaten ihrer Yacht über ein Tablet in das Tool ein, etwa die Länge, Gross Tonnage und den Energiebedarf für den Hotelbetrieb. Dazu setzen sie optional das Häkchen bei „Segelyacht“. Am Ende steht im Display ein Wert, zum Beispiel eine 32,2, der sich leicht mit anderen, ähnlich dimensionierten Yachten vergleichen lässt. Die YETI-Pro-Version geht differenzierter an die Sache heran, die Datenmenge ist größer, der Score um mindestens zehn Prozent akkurater. In der Profiversion wird nach dem Motorhersteller gefragt, nach der Treibstoffart, den Filtern und Katalysatoren, aber auch nach der Maximalgeschwindigkeit. Dazu kommen Fakten zu den Solarpaneelen, zur Segelfläche und Höhe des Riggs. Auch die Energiequellen für den Hotelbetrieb fließen mit ein, etwa der Anteil von Landstrom.

Der Score, der hier angezeigt wird, ist vielfältiger zu nutzen. Er gibt einen Überblick über diverse Bereiche, die Nutzer können einzelne Daten, wie zur Müllverwertung an Bord, verändern und direkt sehen, wie der Gesamtwert reagiert. Somit ist die Pro-Version auch eine ideale Datengrundlage für Refits, denn selbst kleinere Modernisierungen wirken sich mitunter deutlich auf den Gesamtwert aus.


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