Stapelläufen gehen Taufzeremonien voraus, die minutiös geplant und abgehalten werden – nicht selten unterfüttert von einer guten Portion Aberglauben. Die Erstwasserung der Southern Wind 108 „Kalantis“ bildete keine Ausnahme, es gab großes Bohei im Hafen von Kapstadt. Aber, aus welchem Grund auch immer, begleitete Mondschein den eigentlichen Akt der Überführung ins angestammte Element. Noch dazu zierten die Kielbombe und Teile der Finne ein handbemaltes Kalmar-Motiv. Gut möglich, dass der Benamsung des 35,51 Meter langen Carbonbaus ein Kofferwort zugrunde liegt: KAL-mar und At-ANTIS.
Ziemlich genau vor einem Jahr wasserte die unter italienischer Führung stehende Werft das Schwesterschiff „Kiboko 4“. Die erste Baunummer der SW108, „Gelliceaux“, sorgte im Sommer 2023 mit ihrem Launch für Aufsehen auf den Kaianlagen von Kapstadts Victoria & Alfred Waterfront. Leichtbau verfolgt Southern Wind immer, sportlich ausgerichtet sind alle Supersegler vom Kap. Und doch gibt es diese feinen, frei konfigurierbaren Unterschiede, an denen sich festmachen lässt, dass Eigner mehr wollen. Wie ein Rigg aus High-Modulus-Fasern, wobei Carbon ohnehin der Standard ist. Die hochmoduligen Carbonfasern sind nochmals leichter, dünner und teurer bei gleicher Zugfestigkeit. Ausdruck über Ambitionen, meist in Richtung Regatten, gibt auch die Wahl der Beschläge. So setzt nicht jeder Eigner auf Titan von Klampe über Reling bis Kopfbrett. Der von „Kalantis“ schon.
Nicht ohne Grund kategorisiert die Werft den hochindividuellen Neubau als Performance-Explorer-Yacht. Die Titan-Spezialisten von Rigging Projects lieferten auch praktische Details für die Langfahrt: numerische Codierung der Reffleinen, gefärbte Dyneema-Scheuerschutzkappen, konisch zulaufende Festmacherleinen und eine spezielle Schleppleinenkonfiguration. Laut Southern Wind bringt der erfahrene Eigner mit der dritten SW108 eine neue, markante Note in die Reihe ein, die seine Persönlichkeit widerspiegelt – ein junger, leidenschaftlicher Segler mit klaren Zielen: einerseits auf Regattakursen erfolgreich sein, andererseits komfortabel und schnell um die Welt reisen.
Die Doppelanforderung stellte das Entwicklungsteam vor besondere Herausforderungen. Marco Alberti, CEO von Southern Wind, erklärt: „Das Pflichtenheft war sehr klar und ambitioniert: vollen Komfort beim Erkunden entlegener Teile der Welt genießen und gleichzeitig mit echter Absicht bei Regatten antreten. Diese Dualität hat uns noch mehr angespornt, unsere Lösungen für Vielseitigkeit und Leistung zu verfeinern, mit dem Ziel der perfekten Balance.“
„Kalantis“ entspringt wieder der Zusammenarbeit zwischen Farr Yacht Design und Nauta Design. Die südafrikanischen Yachtbauer fertigten diesmal vollständig aus Carbon; der Aufbau von Rumpf, Deck und Schotten wird in Absprache mit den Auftraggebern bestimmt. Der Liftkiel reicht von vier bis 6,2 Meter tief sowie zahlreiche Titankomponenten. Mit einer Verdrängung von 74 Tonnen soll die jüngste SW108 eine echte Segelmaschine werden, als die sie sich auf dem Überführungstörn in das Mittelmeer noch nicht
Als besonders Merkmal hebt Southern Wind die Seaside Lounge hervor, eine neuartige Heck- und Achterdeck-Anordnung, die sich öffnen lässt und einen Beachclub mit direktem Meerzugang bildet. Das Vordeck wurde mit einer Vertiefung angepasst, um ein maßgefertigtes 5,20-Meter-Beiboot aus Carbon zu verstauen. In der Wanne lässt sich ein zusätzlicher Loungebereich einreichten.
Das Deck prägen klare Geometrien und Southern Winds charakteristischer GT-Look und doch gibt es ein neues Feature. Der Eigner wünschte so viel natürliches Licht wie möglich im Innenraum, ohne das schlanke Profil zu beeinträchtigen. Durch den neu gestalteten Aufbau zieht sich ein zentrales Oberlicht, das am vorderen Ende über die volle Breite des Dachs reicht. Erhellt wird der Salon zusätzlich über die abgewinkelten Seitenfenster und zwei je einen Quadratmeter große Rumpffenster.
„Kalantis“ Vier-Kabinen-Layout lässt Platz für bis zu acht Gäste. Die Eignersuite befindet sich im Vorschiff, drei weitere Gästekabinen sind mittschiffs angeordnet. Die vordere Vip-Kammer, vom Eigner „Petit Salon“ genannt, ist ein vielseitiger Raum, der je nach Bedarf in ein Studio, Einzelkabine oder eine Doppelstockbett-Kabine umgewandelt werden kann. Diese Anordnung schafft einen großzügigen L-förmigen Gemeinschaftsbereich, während auf der Steuerbordseite vorn eine komfortable TV-Lounge positioniert ist.
Während der Taufzeremonie sagte Eignervertreter Matthew Satchwell: „Jedes Mal, wenn ich Southern Wind Shipyard besuche, wird mir bewusst, dass es mehr als eine Werft ist, es ist eine Familie. Man sieht es an der Art, wie die Menschen miteinander sprechen, wie die Teams sich gegenseitig unterstützen und in jedem Detail. Als stolzer Südafrikaner muss ich sagen: Wenn unsere Leute zusammenkommen, passiert etwas Besonderes. Dieser Mzansi-Geist, Herz, harte Arbeit, Stolz und Entschlossenheit können das Unmögliche in etwas Bemerkenswertes verwandeln.“