Superyacht „CeFeA“Gigantische Jolle mit Maxi-Maßen

Sören Gehlhaus

 · 29.06.2025

Silberstreif am Segelhimmel: "Cefea"-Eigner Marc Giorgetti genießt die Steuerposition in Lee.
Foto: Guillaume Plisson
Mit den 34 Carbon-Metern setzt Solaris Yachts neue Volumenstandards für Maxis, und doch verbindet der „CeFeA“-Riss von Soto Acebal Eleganz mit Aggressivität. Eigner ist der oberste Solaristo, Werft-Mehrheitseigner Marc Giorgetti. Exklusive An- und Einblicke.

Verbindung zu Luxemburg und Marc Giorgettis Einfluss

Seine Verbindung zu Luxemburg kann das neue Flaggschiff von Solaris nicht leugnen. Jedenfalls nicht unter dem 911 Quadratmeter großen Gennaker. Nahezu von Liek zu Liek prangt auf ihm ein roter Löwe. Einfach nur der Wappentier-Spleen eines luxemburgischen Eigners? Nein, viel mehr als das. Denn faktisch ist die italienische Werft vom Kleinstaat nicht zu trennen. Und das liegt an einer Person: „CeFeA“-Eigner Marc „Gio“ Giorgetti. Als der CEO einer der größten Unternehmungen des Landes seine erste Solaris 2003 in Aquileia bauen ließ, stimmte die Chemie. „Wir redeten über die Geschäfte und wurden schließlich Partner“, erinnert sich Giorgetti an den Bau seiner ersten 72.

Die Anteilseignerschaft knüpfte er aber an eine Bedingung: die Ausrichtung auf das Luxussegment. Seit letztem Jahr ist er sogar Mehrheitsgesellschafter der Solaris-Gruppe, zu der die Hightech-Werft Performance Boats und mittlerweile auch CNB gehören. Hauptberuflich leitet Marc Giorgetti mit seinem Bruder Félix Giorgetti das nach seinem Vater benannte und von diesem gegründete Baugeschäft. „Wir sind Allrounder; von einer Straße bis zu einem Krankenhaus, von Wohngebäuden bis zu Büros, Schulen, Brücken – was immer eine wachsende Stadt braucht. Wir beschäftigen 1.800 Mitarbeiter in mehreren Tochtergesellschaften und setzen rund 500 Millionen Euro um“, berichtet Marc Giorgetti.

Meistgelesene Artikel

1

2

3

Ästhetik und Konstruktion von „CeFeA“

Wer „CeFeA“ sieht, denkt nicht von ungefähr an Wally. Der flache Aufbau, die klaren Formen, das schiere Deck und überhaupt: diese Ästhetik des Minimalen. Was sie von den frühen durch und durch eleganten Hightech-Formaten unterscheidet, ist diese für Solaris typisch gewordene Prise Aggressivität in den Rumpflinien.

Verliehen wird sie vom Argentinier Javier Soto Acebal, einem einstigen Eleven von Germán Frers. Acebal konstruiert seit 2013 für Solaris, stets sind es Yachten mit breiten Hecks und Rumpfkanten. Im Flaggschiff fallen die Chines weich aus und tauchen auch in der Bugsektion auf. Dadurch bleibt das Unterwasserschiff schmal, bei größerer Rumpf-, sprich: Wohnfläche. Zudem sorgen die Kimmkanten für Stabilität, wo bei anderen Rumpfformen schon keine mehr ist. Wenn man so will, ist es eine konstruktiv verordnete Krängungslimitation. Schließlich sollen die Decks möglichst lange trocken bleiben.

Dazu passt die Aussage von Projektmanager Carlo Torre: „Uns war es wichtig, dass die Krängung nicht über 15 Grad hinausgeht.“ Daher auch die Entscheidung für zwei Ruderblätter, die über der Wasseroberfläche und bei der Maximalbreite von 7,90 Metern aus dem Rumpf treten. Vorn verordnete Acebal einen minimal rückwärts geneigten Steven, in den die Buglinien nicht so, wie man es vermuten würde, scharf, sondern stumpf auslaufen.

Einflüsse und Zusammenarbeit

Das Anheuern von Carlo Torre stellt eine weitere Parallele zu den stil- wie Genre-bildenden Flushdeckern dar. Der Italiener war Wallys erster Hausdesigner und prägte die Marke in seinen sechs Jahren dort entscheidend, zuletzt als Technischer Leiter. Mit seinem eigenen Studio Monaco Yacht Temptation (MYT) verantwortete Torre das Ex- und Interior von „CeFeA“. Und schließlich ist die ausführende Werft Performance Boats zu nennen.

In Forlì fertigte ein internationales Team aus Kompositexperten bereits die Wallys „Nahita“ und „Barong D“ und auch die letzte von insgesamt drei 72-Fuß-Solaris, die Marc Giorgetti besaß. Sie war einer der letzten Risse des US-Konstrukteurs Doug Peterson und hieß zwar auch „CeFeA“– ein Akronym aus den Vornamen seiner Kinder –, zeigte sich aber mit klassischem Deckshaus und in Metallicgrau. Giorgetti gefiel die Zusammenarbeit mit Performance Boats, und – man ahnt es schon – auch in diese Werft investierte der Luxemburger.

Performance Boats kooperierte für die 33,77 Meter lange „CeFeA“ mit Gurit, die den Laminataufbau ermittelten und Prepreg-Carbon sowie Corecell-Kerne lieferten. Für ein Höchstmaß an struktureller Festigkeit und Schalldämmung wurde der Rumpf bei 90 Grad in einem 40-Meter-Ofen getempert. Das Resultat: „CeFeA“ verdrängt mit 78 Tonnen ganze zehn Tonnen weniger als die 34,14 Meter messende Baltic „Liara“. Die gleiche Gewichtsdifferenz ergibt sich nach unten hin zu „Barong D“. Die Wally ist knapp 20 Zentimeter kürzer als die Solaris 111, in deren sechs Meter lange Kielbombe allein 19,5 Tonnen Blei flossen.

Eine 40-Quadratmeter-Suite

Den Baufortschritt verfolgte Marc Giorgetti aufmerksam und regelmäßig. „Das Projekt hat mich viel gelehrt. Ich habe Freude am Ausbau des Superyachtsektors und plane, eine sehr aktive Rolle bei der Entwicklung dieses Segments zu übernehmen“, so Giorgetti, der sich mit seinem Team 18 Monate Zeit für die Planungsphase nahm. Carlo Torre unterstreicht: „Viele Menschen haben Angst vor einem weißen Blatt Papier. Bei der 111 war das nicht der Fall, nicht von meiner und auch nicht von Eignerseite.“ Schließlich ging es dem Projektteam darum, verborgenes Potenzial von leicht und doch schnell zu segelnden Maxis aufzuzeigen. Und dazu zählte für Marc Giorgetti in erster Linie der Wohnkomfort.

„Maxi-Yachten müssen den Fokus stärker auf äußere Wohnbereiche legen und Kabinen bieten, die vergleichbar mit denen auf Motoryachten sind“, ist sich der „CeFeA“-Eigner sicher und meint damit seine 40-Quadratmeter-Suite im Heck. Oder wie Torre es auf den Punkt bringt: „Die Abmessungen entsprechen eher dem Raum eines Hauses.“ Dazu passen zudem: das frei stehende Bett, zwei getrennte Duschbäder, ein Tagesbett und eine großzügig dimensionierte Büronische.

Allzu lang hält es einen jedoch nicht im Innern; dafür wird die Heckterrasse zu verlockend von den Glasschiebetüren in Szene gesetzt. Über einen zentralen Niedergang ist die morgendliche Schwimmeinheit mit anschließendem Sonnenbad nur einen Katzensprung entfernt. Tatsächlich liegt zwischen der letzten Stufe und dem Bettende weniger als ein Meter. „Wenn ich will, habe ich vollen Zugang zum Wasser, ohne jemals jemanden zu sehen“, beleuchtet Marc Giorgetti die Vorzüge des achterzentrischen Layouts.

Inneneinrichtung und Materialien

Der Materialmix fällt unaufgeregt und überschaubar aus und deckt sich weitestgehend in allen Bereichen. Carlo Torre ließ Wände, Schränke und Mobiliar mit mattem Walnussfurnier verkleiden, wobei der Schnitt häufig wechselt und das dunkle Holz teils in Stabform Lamellen bildet. Wiederkehrend ist auch die taupefarbene Alcantara-Wandverkleidung. Zwei Doppelkabinen liegen vor dem Eignergemach und noch hinter dem Salon, der etwas erhöht über dem Motorenraum sitzt und backbords an eine drei Stufen tiefer liegende Dinette grenzt. Davor befindet sich eine dritte Gästekabine und gegenüber die geschlossene Galley, die Teil des Crew-Areals mit fünf Betten ist.

Innovationen und Technologie

Wie man Motorboot-Enthusiasten vom Segeln überzeugen kann, hängt für Giorgetti entscheidend von der leichten Bedienbarkeit ab. „Heutzutage gibt es eine Menge hervorragender Technik auf Segelbooten. Auch einen High-Performance-Cruiser kann man mit einer sehr kleinen Crew segeln“, spielt Giorgetti auf eine Erfindung mit dem keineswegs übertriebenen Markennamen Magic Trim an.

Die 1998 vom gleichnamigen italienischen Ingenieur patentierten Hydraulik-Rammen gingen aus Luca Bassanis „Wallygator“ hervor. Und da überrascht es nicht, dass auch Carlo Torre hier fleißig mitspezifizierte. Die flexiblen Taljen, deren gegenüberliegende Rollen ein hydraulischer Stempel auseinanderdrückt, holen das 329 Quadratmeter große Selbstwendevorsegel und das 357-Quadratmeter-Großsegel derart schnell und unkompliziert, dass für Wenden und Halsen zwei Leute ausreichen.

Segelgarderobe und Handling

Die Magic-Trim-Zylinder arbeiten unter Deck und entlasten auf „CeFeA“ sechs Harken-Winschen. Die Segelgarderobe komplettiert am Wind ein rollbares Stagsegel, wohingegen raumschots zusätzlich ein Roll-Code-Zero oder ein 911-Quadratmeter-Gennaker per Schlauch gesetzt werden.

Weil Giorgetti auf ein Großsegel mit weit ausgestelltem Top verzichtete und die vier Salingspaare um nahezu 24 Grad gepfeilt sind, müssen keine Backstagen am 46 Meter langen Mast gefahren werden. Das stehende Gut laminierte Future Fibres (ECsix) aus Carbon. Auch die Segel sprechen eher für sportliches Cruising denn verbissenes Regattieren. Doyles Superyacht-Tuch Stratis durchziehen Verstärkungen aus Carbon- und Technora-Fasern, schwarz eingefärbte Aramid-Filamente.

Zielgruppe und Umweltbewusstsein

Obwohl er sich dem schnellen Segeln verschrieben hat und gern selbst am Rad steht – die Fotos dieses Artikels belegen dies eindrucksvoll –, meldet Marc Giorgetti nur gelegentlich für Regatten. Viel entscheidender ist der unkomplizierte Betrieb, auch um neue Eigner und ihre Familien für das Segeln zu begeistern: „Der Komfort der 111 ist vergleichbar mit dem von Motoryachten. Ich bin ein großer Verfechter des Segelns; es gibt nichts Besseres, als vom Wind angetrieben an Motorbooten vorbeizurauschen. Eigner werden auch aus ökologischen Gründen umdenken.“

Obwohl der Teleskopkiel von 6,05 bis 3,90 Meter reicht, birgt der Tiefgang manch Einschränkung bei der Wahl des Ankerplatzes. Aber auch die Solaris 111 kann nicht auf einen Cummins-Diesel verzichten, der mit 312 Kilowatt Leistung auf eine feste Wellenanlage wirkt.

Spiel mit Wallys Grandezza

Am Ende ist „CeFeA“ viel mehr als die Erfüllung eines Eignertraums; für Marc Giorgetti stellt sie auch eine real existierende Studie dar, mit der er eine neue Klientel für das Maxisegeln begeistern will. Ex-Wally-Designer Carlo Torre nennt die 111 trocken-treffend ein „perfekt ausbalanciertes Paket“.

Zweifelsohne spielt das Solaris-Flaggschiff mit Wallys Grandezza und schafft doch etwas dezidiert Neues: Platz! So beträgt das Raumvolumen stolze 132 Gross Tons – eine Kennzahl, die von Segelyachtwerften kaum angegeben wird und die das Selbstverständnis von Solaris’ Supersegler-Sparte vorzüglich verdeutlicht. Damit fallen die Interiorbereiche der gut 34 Meter langen Carbon-Slup so groß aus wie auf gleich langen Open-Formaten mit Motor. Bleibt abzuwarten, wie das luxemburgisch-italienische Maximierungskonzept einer kleinen und großen Schwester von „CeFeA“ steht.


Technische Daten “CeFeA”

yacht/cefea-kopie_d23164375ff8e5f78f871664efa6a54cFoto: Werft
  • Länge über alles: 33,77 m
  • Länge (Rumpfform): 32,16 m
  • Breite: 7,90 m
  • Tiefgang: 3,90–6,05 m
  • Verdrängung (leer): 78 t
  • Gross Tonnage: 132 GT
  • Material: Prepreg-Carbon
  • Motoren: 1 x Cummins QSB6.7
  • Motorleistung: 1 x 312 kW
  • Rigg: Southern Spars, Carbon
  • Stehendes Gut: Future Fibres ECsix
  • Segel: Doyle Stratis Carbon Technora
  • Segelfläche (am Wind): 686 m²
  • Code Zero: 565 m²
  • Gennaker (A2): 911 m²
  • Winschen: Harken
  • Generator: 1 x Northern Light 32 kW
  • Naval Architecture: Javier Soto Acebal
  • Exteriordesign: Carlo Torre, MYT
  • Interiordesign: Carlo Torre, MYT
  • Werft: Solaris Yachts, 2021

Meistgelesen in der Rubrik Yachten