Sunreef 43M EcoSuperkat bricht Vakuuminfusions-Rekord

Sören Gehlhaus

 · 25.02.2025

Große Aktion in Danzig: Zweiträger-Portalkrane brachten die Rumpfkonstruktion des Sunreef 43M Eco von der Laminier- in die Ausrüstungshalle.
Foto: Sunreef
Die Danziger Werft lotete mit der Sunreef 43M Eco die Grenzen des Vakuuminfusionsverfahrens aus. Nun wird der 43 Meter lange Kat mit reichlich Solarpaneelen, Batterien und 49-Meter-Mast ausgerüstet.

Sunreef betreibt in Danzig eine der größten CNC-Fräsen Europas, die bis zu 30 Meter lange Bauteile in Form bringt. Kürzlich waren es aber die beiden Zweiträger-Portalkrane, die gut zu tun hatten. Zwei Wochen benötigten die polnischen Yachtbauer, um die 43 Meter lange und 15,40 Meter breite Rumpfkonstruktion des ersten Sunreef 43M Eco aus der Negativform zu lösen. Vor der Entformung galt es Faserhalbzeuge – aus Glas und zur Verstärkung aus Carbon – auf 1.700 Quadratmeter vollständig mit Harz zu durchtränken – und das während eines einzigen „Schusses“. Damit dürfte die Danziger Werft einen Weltrekord erzielt haben, den zuvor Horizon Yachts aus Taiwan mit einer gleichlangen, aber einrumpfigen Motoryacht innehielt. Den Titel des längsten Segelkats der Welt trägt die 47 Meter lange „Artexplorer“, die in Italien aus Alu entstand.

Die vom französischen Elektroingenieur Francis Lapp gegründete Kat-Werft wendet das Vakuuminfusionsverfahren seit 2007 an. Dabei werden die in einer Negativform gelagerten Sandwichmaterialien der Rumpf- und Decksstrukturen inklusive der Bauteil-versteifenden Stringer in eine luftdichte Folie verpackt, die es ermöglicht, das Bauteil unter Vakuum zu setzen. Danach werden passend zu Form und Größe die Anzahl der Harz-Infusionsstellen festgelegt und mit Schläuchen verbunden. Unterdruck saugt das Harz aus vorbereiteten Behältern in das Sandwichmaterial, bis das optimale Harz-Faser-Verhältnis erreicht und und sämtliche Luft entwichen ist.

Eignervertreter lobt die Arbeit von Sunreef

Die Schweizer Superyacht-Experten von Ocean Independence treten als Projektmanager und Vertreter des Auftraggebers auf. „Hier geht es nicht nur um den Maßstab, sondern um präzise Ingenieurskunst“, erklärt Thomas Carey, Projektmanager bei Ocean Independence. „Nach der Entformung des Rumpfes übertraf die Oberflächenbeschaffenheit bereits bei der ersten Inspektion die Erwartungen, noch vor der endgültigen Vorbereitung für die Lackierung.“

Jetzt soll es schnell vorangehen. Sunreefs modularer Ansatz sieht die gleichzeitige Arbeit an Schotten, technischen Systemen, Innenausbau und den Decks vor. „Die Effizienz des Bauprozesses wird jetzt deutlich“, sagt Carey. „Was vor zwei Jahren mit umfassenden Designdiskussionen begann, wird nun in einem beeindruckenden Tempo umgesetzt. Der Ansatz der Werft ermöglicht es uns, mehrere Aspekte gleichzeitig voranzutreiben, und es ist unsere Aufgabe, alle Elemente zusammenzuführen.“

Sunreef Eco: Solar, Batterien, Hydrogenerator

Bereits in diese Phase eingebunden ist Kapitän Jim Thom, der Erfahrungen mit Fife-Preziosen und von Törns durch extreme Breitengrade mit bringt: „Die elektrischen Systeme bringen tiefgreifende Vorteile für die Umwelt. Die Stille unter Fahrt und vor Anker wird dem Erlebnis an abgelegenen Orten eine weitere Dimension verleihen.“ Über die Baubetreuung hinaus treibt Kapitän Jim Thom die ehrgeizigen Pläne des Eigners für weltweite Fahrt voran. Dann soll eine Segelfläche von 1.000 Quadratmetern an der Kreuz und 1.600 Quadratmetern vor dem Wind am 49 Meter langen Carbonmast von Lorima stehen.

Unter Segeln soll der Sunreef 43M Eco über die beiden Propeller und die E-Motoren à 250 Kilowatt Leistung Strom erzeugen. Die Festkörperbatterien mit einer Kapazität von 1 MWh speisen bei Sonne zudem 250 m² große Solarpaneele, die Sunreef selbst entwickelt und herstellt. Ein Teil der PV-Module wird auf den Bordwänden sitzen. Vollelektrisch soll sich der 43-Meter-Kat für bis zu zwölf Stunden durch Flauten schieben. Noch 2025 sollen bis zu zwölf Gäste an Bord kommen, zudem wird in Danzig an einem zweiten 43M Eco gebaut. Sunreef lieferte in der Vergangenheit Motorkats an die Sport-Superstars Fernando Alonso und Rafael Nadal.


Meistgelesen in der Rubrik Yachten