Sören Gehlhaus
· 14.10.2025
Das Team von Dixon Yacht Design ist hierzulande für die Moody-Modelle neuester Generation bekannt. Jetzt legen die Briten mit „Dragonfly“ ein Superyacht-Konzept vor, das einige Merkmale der Kreuzungen aus Cruiser- und Motoryacht enthält. Wie hohes Innenraumvolumen oder ein Übermaß an stufenloser Decksfläche. Diese Vorteile bringt der knapp 40 Meter lange und 18,50 Meter breite Katamaran von Natur aus mit, auch wenn er sich aus einigen Perspektiven nicht als solcher zu erkennen gibt.
Komplexitätsmindernd und komfortmaximierend auf den Betrieb der Alukonstruktion sollen sich vor allem zwei parallel nebeneinander arbeitende Flügelsegel auswirken. Sie stehen frei auf dem Topdeck und erlauben schiere Flächen darunter: Die Decks bleiben frei von Stagen, Tauwerk oder Winschen. Das Segelhandling dürfte die Segel- und Motorwelt weiter zusammenbringen. Einfach soll es gehen: Knopf drücken und innerhalb von zehn Sekunden ist man in Fahrt unter halbstarren Segeln, die in der Folge automatisch getrimmt werden und die Multihulls-typisch geringen Krängungswerte weiter reduzieren. Im Ruhezustand bewegen sich die Flügel frei mit dem Wind.
Für den Vortrieb griffen Bill Dixon und sein Team auf ein bestehendes Segel- bzw. Mastsystem von Rondal zurück, Aero Wing Sails bekannt von Royal Huismans Projekt „Aera“. Das Flügelsegel wiederum entwickelten die Niederländer in enger Zusammenarbeit mit Dr. Iain Percy, CEO und Gründer von Artemis Technologies. Der setzt, ähnlich wie im SailGP, auf Flügelsegel aus leichten, flugzeugähnlichen Materialien, die sich vollständig um die vertikale Achse drehen können.
Über Trimmklappen lässt sich das Profil verändern und so die Leistung der Flügel kontrollieren. Zum Depowern können sich diese Klappen derart verdrehen und am oberen Ende twisten, um aufrichtendes Moment zu erzeugen. Neben der bekannten Effizienzvorteile betonte Percy gegenüber YACHT auch die geringere Abnutzung, da die halbstarren Profile nicht flattern. Das würde sie wartungsarm und kostengünstig machen, da weniger Komponenten weniger Verschleiß und keinen Austausch der Segel nach nur wenigen Jahren bedeuten.
Iain Percy steht dem Spin-off der America’s-Cup-Kampagne Artemis Racing vor, das sich Dekarbonisierung in allen Bereichen auf die Fahne geschrieben hat und selbst Lotsenboote fliegen lässt. Percy ist Olympiasieger im Finn Dinghy (2008) und Starboot (2008) sowie Silbermedaillengewinner im Starboot (2012) und mehrfacher Weltmeister. Er nahm zudem Veteran an vier America’s Cup-Herausforderungen teil.
Für das Aero Wing Sail erdachten Artemis und Rondal eine Mastlegevorrichtung, schließlich richtet man sich mit der wieder aufkeimenden Technologie zunächst an Eigner von Großyachtprojekten. Und da die weltweit unterwegs sind und viel erkunden wollen, kippen beide Flügelmasten auf gut zwölf Meter Durchfahrtshöhe ab und werden von Teleskop-Pfeilern abgestützt. In den Mittagsstunden spielen dann die optionalen Soalarpaneele auf den Masten ihre Vorteile aus und erzeugen Strom. Zusätzlich soll während des Segelns über die E-Motoren und das Mitdrehen der Propeller Energie generiert werden.
Das Layout entwickelte Dixon zusammen mit dem britischen Studio Michael Leach Design, das umfangreiche Erfahrung im Design großer Superyacht-Katamarane mitbringt. Der große Salon auf dem Hauptdeck verbindet sich nahtlos mit den hinteren Deck- und Cockpitbereichen. Die Tender werden mittschiffs gelagert, um die Ästhetik nicht zu beeinträchtigen. Eine mehrstufige Badeplattform bietet bequemen Zugang zum Wasser.
Die Unterkünfte im Vorschiff können als einzelne Eignersuite oder als zwei VIP-Kabinen mit einer Schiebewand dazwischen konfiguriert werden. Von hier aus besteht direkter Zugang zum Vordeck. Vier großzügige Gästekabinen befinden sich im Rumpf, während die Crew-Quartiere, Messe und Wirtschaftsräume im vorderen Bereich untergebracht sind. Das Oberdeck ist ungewöhnlich offen gestaltet und bietet Sicht nach vorne und hinten. Verschiebbare Glaselemente bieten Schutz vor Wind, wenn die Yacht vor Anker liegt.