Ein flacher Multihull an Land kann etwas von einem Raubtier in Lauerstellung haben, besonders wenn seine Rümpfe performante Formen von Morrelli & Melvin aufweisen und neongrün getüncht sind. Doch der vom Longeron bis zu den Badeplattformen 24,10 Meter lange und 9,50 Meter breite Persico Cat 72’ feiert seinen Saisonstart nicht im Mittelmeer. Nach Fertigstellung der Lackarbeiten und des Innenausbaus bei Persico in La Spezia stehen erste Seatrials vor der Küste Floridas im Kalender. In Pensacola übernimmt das “American Magic”-Team, das seine Expertise aus dem 37. America’s Cup einbringt und mit dreiköpfiger Crew ans Limit segelt – wobei 20 Zentimeter über der Wasseroberfläche Schluss ist. Skimming und nicht Foiling lautet die Devise.
Anders als Imocas oder die Baltic 111 „Raven“ setzt American Magics Kat auf Ruder mit beweglichen T-Foils. Zudem fahren in Lee ein Sieben-Meter-Foil und ein Steckschwert aus, wodurch der Tiefgang von 0,65 Metern auf 5,31 Metern ansteigt. Ab neun Knoten Wind sollen die Hilfsflügel Geschwindigkeitsvorteile und den 21-Tonner ab 13 Knoten in den flachen Flug sowie auf 20 Knoten bringen. Machbar ist mehr: 40 Knoten vor dem Wind und 26 Knoten am Wind. Persico fertigte größtenteils aus Carbon mit Nomex-Kernen als Grundlage. Zum Vergleich: Ein Gunboat 72 – aus Vollcarbon, aber mit Flybridge – kommt auf 29 Tonnen Verdrängung.
Für den sicheren Tiefflug sorgt das Flight Control System von Gomboc, das die Flughöhe automatisch reguliert. Die gleichnamige Simulationssoftware, die seit 2010 bei den neuseeländischen America’s Cuppern zum Einsatz kommt, nutzten die Multi-Fachleute von Morrelli & Melvin auch bei der Entwicklung der Hydrofoils. Damit es nicht zu Maleschen kommt, senkt das Steuersystem automatisch den Rumpf schrittweise ab und passt die Geschwindigkeit an das Sicherheitsbedürfnis des Eigners an. Den um 45 Grad drehbaren Carbonmast von Southern Spars halten zusätzlich Backstagen.
Auch wenn der Persico Cat 72’ an ein America’s Cup Team geht, soll es kein reines Geschoss sein. Das pragmatisch-wohnliche Interieur mit Kork und Sichtcarbon entwarf Design Unlimited, die in der voll ausgestatteten Galley einen Pizzaofen unterzubringen hatten. Seine Energie erhält der “Performance Sailing Catamaran” von einer BMW-Batteriebank mit 40 Kilowattstunden Kapazität und zwei 20-Kilowatt-Dieselgeneratoren. Die Solarpaneele auf dem Dach sollen bis zu 2 Kilowatt Strom liefern. Bei Flaute geben zwei E-Motoren von Torqeedo je bis zu 25 Kilowatt über Wellenanlagen an die Propeller weiter – beim Segeln werden sie ohnehin die meiste Zeit aus dem Wasser schauen.