Die M72 wirkt zunächst wenig Mylius-typisch. Die Italiener bestellten ihre schnellen Risse bislang weitestgehend beim Italiener Alberto Simeone, der zeitgenössich-elegante Linien schuf. Die neuen 22 Meter sind beinahe radikal anders. Allein der Bug – ein Statement: voluminös und mit Negativ-Steven, der in ein maximal abgefastes Vordeck übergeht, das für einen Namen steht: Shaun Carkeek. Sein gleichnamiges Konstruktionsbüro aus Southampton schuf eine ähnliche Form bereits 2018 für Nikals Zennströms Fast40 „Rán VII“. Für den Schweden folgte eine 52-Fuß-Version, auf deren Baisis Carkeek die 54er-Schwester „Daguet 5“ entwarf.
Mylius hat den komplex geformten Carkeek-Rumpf der ersten M72 bereits fertiggestellt. Laminiert wurde in eigenen Hallen unter vollständiger Verwendung von Prepreg-Kohlefasern. Zu berücksichtigen waren Ballasttanks, die jeweils 1.000 Liter Wasser fassen, weit achtern sitzende Doppelruder und Schächte für Liftkiel (3,9 – 5,7 m), den einziehbaren Anker sowie für die Antriebseinheit. Auch das Rigg verspricht hohes Leistungspotenzial. Am 29,90 Meter langen Mast aus High Modulus Carbon werden ein Groß mit Square Top sowie J2, Code 0 oder A3 gesetzt. Am Wind stehen 366 Quadratmeter Tuch im Luftstrom.
Für die erste M72 sucht Mylius noch einen Eigner. Der technische Leiter Francesco Bianchi sagt dazu: „Wir wollten das Konzept des superschnellen Cruisers auf ein neues Niveau heben. Da die Arbeiten bereits sehr weit fortgeschritten sind, benötigt die M72 nur noch eine letzte persönliche Note des Kunden. Ein zusätzlicher Vorteil, wenn man bedenkt, dass zwischen dem Projekt und dem Bau einer solchen Yacht mehr als zwei Jahre vergehen.“
Mylius beauftragte Carkeek damit, Volumina zu schaffen, die eines echten Blauwasserbootes würdig sind. Gefüllt wurden sie von Parisotto + Formenton Architetti, die mit glatten Oberflächen sportlich-modern gestalteten. Die vorgeschlagene Version verfügt über ein Drei-Kabinen-Layout mit Hauptkammer im Bug und zwei Gästekabinen achtern, denkbar wären hier auch Crewbereiche inklusive Galley. Gekocht wird im Salon, den Kielschacht davor flankieren eine Pullman-Koje steuerbords und ein Arbeitszimmer gegenüber.
Die Werft aus Piacenza baute von der neuen Mylius M60 FD seit 2018 bereits fünf Boote, eine weitere Einheit befindet sich im Bau. Unter deutscher Flagge segelt die M66 RS „Schorch“. Der italienische Unternehmer Luciano Gandini übernahm die Werft im Jahr 2011 und segelt selbst die Mylius 80 „Twin Soul B“. Mittlerweile leiten seine Tochter Valentina als CEO und Giovanni Manni als Geschäftsführer die Werftgeschicke. Ansprechpartner für Deutschland ist Alois Neukirchen von West Yachting.