Der Maxi Yacht Rolex Cup vor Porto Cervo bildete einmal mehr den Höhepunkt der Maxi-Saison. Zum ersten Mal wurde die Rolex IMA Maxi 1 World Championship ausgesegelt. Dafür nahmen die Veranstalter des Yacht Club Costa Smeralda (YCCS) und der International Maxi Association (IMA) Meldungen von Yachten mit IRC-Ratings zwischen 1.700 und 2.200 und Längen über 30,51 Meter entgegen.
Doch es sollte nicht sein. Ausgerechnet im WM-Jahr setzten sich die Wetterkapriolen fort. Nachdem bereits die ersten zwei Tage dem Mistral zum Opfer gefallen waren, folgten auf den ersten Renntag mit wechselhaften Bedingungen zunächst eine instabile Wetterlage mit Schauerböen und ein erneuter Lay Day aufgrund von 40-Knoten-Böen. Erst der letzte Event-Tag brachte den 43 Crews die gewünschten Bedingungen mit Windspitzen zwischen 20 und 30 Knoten und Ritten durch die natürliche Segelarena Bomb Alley. Jene gut zehn Meilen lange und von Felsen gesäumte Passage zwischen dem Norden Sardiniens und dem La-Maddalena-Archipel liefert regelmäßig spektakuläre Bilder und navigatorische Herausforderungen.
Nach einem Schlag nach Luv machten sich die Starter aus Maxi 1 und 2 in Richtung Süden auf, um die Inseln Mortorio und Soffi auf einem 42,5-Meilen-Kurs zu umrunden. Danach ging es gen Norden, um sich den übrigen Klassen anzuschließen, die eine 34,5-Meilen-Runde im Uhrzeigersinn um La Maddalena segelten. Lag in Maxi 1 nach Tag eins noch Wendy Schmidts 85-Fußer „Deep Blue“ in Führung, war der 85-Fußer von Botin Partners am Finaltag chancenlos. Die Crew hatte eine Malesche an der Lattentasche zu reparieren und kämpfte sich ins Ziel, war aber leider aus dem Rennen. Weitere Favoriten wie „Capricorno“, ein brandneuer 82-Fußer aus Judel/Vrolijk-Rechnern, und „Magic Carpet 3“, die erfolgsverwöhnte Wallycento mit Jochen Schümann als Taktiker, mussten das Küstenrennen abbrechen.
Stattdessen setzte sich „Leopard 3“ des Niederländers Joost Schuijff durch und gewann die Rolex IMA Maxi 1 Weltmeisterschaft mit einem Vorsprung von drei Punkten auf die 82-Fuß-Wally „Django HF“. Auf Platz drei rangierte die Wallycento „V“, die punktgleich mit „Deep Blue“ und „Bullitt“ des neuen YCCS-Kommodores Andrea Recordati lag. „Damit ist ein Traum in Erfüllung gegangen“, freute sich Schuijff. „Wir haben jahrelang hart am Boot, am Team und an der Qualität meiner Steuer-Performance gearbeitet. Wir haben viel trainiert und hatten im Juli eine Trainingswoche, in der wir einige Probleme aus dem Weg räumen konnten. Letztes Jahr kämpften wir noch mit einigen der großen Segel, dieses Jahr ist die Qualität unserer Ausrüstung gut und nichts ist ausgefallen.“
Unter ihrem Vorbesitzer Mike Slade gewann „Leopard 3 vor Porto Cervo 2016 die Maxi Racing-Klasse. Letztes Jahr wurde das Farr-Design aus dem Jahr 2007 stark modifiziert und um etwa zehn Tonnen abgespeckt. In dieser Saison stießen der America's-Cup-Gewinner und mehrfache Weltmeister Ed Baird und der Gewinner des Volvo Ocean Race, Mike Sanderson dazu. „Leopard 3“ wurde auf Küsten- und Hochseeregatten optimiert und kam mit den schwierigen Bedingungen gut zurecht. Schuijffs Resümee: „Up-and-Down ist nicht unsere Stärke. Wir hatten gehofft, dass sich das Wetter heute so entwickelt, wie es sich entwickelt hat, mit höherem Reaching-Anteil.“
In der Gruppe Maxi 2 (die ehemaligen Maxi 72) lag „Proteus“ von George und Christina Sakellaris mit nur 20 Sekunden Rückstand auf die IRC-korrigierte Zeit auf dem ersten Platz, gewann aber durch Rückrechnung von Peter Harrisons „Jolt“. „Es war ein großartiges Rennen bei hervorragenden Bedingungen. Dieses Boot mag Wind und schweres Wetter, solange es nicht mehr als 30 Knoten sind“, sagte Sakellaris, der sich am Steuer mit seiner Tochter abwechselte. Dies ist das erste Mal, dass die Sakellaris‘ diesen Titel gewannen, nachdem sie es viele Jahre lang versucht haben. Der erfolgsverwöhnte US-Maxi 72 „Bella Mente“ war nicht am Start.
Nach dem ersten Rennen am Mittwoch führte Juan Balls Swan 115 „Moat“ die Supermaxi-Klasse an, aber ein Sieg von Niklas Zennströms und Filip Engelberts 43,6 m langer „Svea“ sorgte heute dafür, dass die schwedische J die Super-Maxi-Klasse in der Wertung gewann. Für „Svea“ war es der dritte Triumph in Folge und für Zennström persönlich der siebte (einschließlich seiner vier vorherigen Mini-Maxi-Siege).
„Es war sehr aufregend und hat viel Spaß gemacht“, sagte Bouwe Bekking, Taktiker auf „Svea“. „Heute war es wirklich schön. Wir hatten 18 Knoten in der Bomb Alley und etwa 22 bis 23 Knoten auf dem Reach – es hat nicht gehämmert.“ „Svea“ lieferte sich enge Rennen mit „Moat“, die vor allem auf den Reach-Abschnitten Meilen gutmachte. Die deutsche Wally 101 „Y3k“ ging am Finaltag nicht über die Startlinie und reihte auf Platz vier hinter der zweiten J, „Velsheda“, ein.
Ähnlich wie „Proteus“ musste sich „Oscar 3“ in Maxi 3 allzu oft mit Platz zwei zufriedengeben. Doch dieses Jahr brachen Aldo und Elena Parisotto den Bann mit ihrer Mylius 65FD, wenn auch mit minimalem Vorsprung auf den französischen Vorjahressieger Jean-Pierre Barjon mit „Spirit of Lorina“. Seinen sechsten Maxi-Cup-Erfolg heimste Riccardo de Michele mit seiner „H20“ in der Maxi-4-Wertung ein. Beim zweiten Auftritt der Multihull-Klasse lag der Gunboat 66 „Gaetana“ bei seiner Premiere nach korrigierter ORCmh-Zeit vor Adrian Kellers „Allegra“ und Lord Irvine Laidlaws Gunboat 80 „Highland Fling 18“.