„Magic Carpet e“30 Meter lange Supermaxi-Rakete – wohl ohne Foils

Sören Gehlhaus

 · 13.11.2024

„Magic Carpet e“ wurde bei Persico in La Spezia gewassert. Die Verdier-Konstruktion zeigte sich vergleichsweise schmal, die weit achtern liegende Mastposition ähnelt der von Imocas. Foils sollen die 30-Carbon-Meter nicht erhalten, jedoch ...
Foto: Studio Borlenghi
Maxi-Eigner Sir Lindsay Owen-Jones gab bei Guillaume Verdier neue 30 Meter in Auftrag, die Persico aus Carbon baute. Die Italiener sind bekannt als Produzenten der AC75-Foil-Arme. Fliegen soll „Magic Carpet e“ aber nicht

Zum Namen würde es nur zu gut passen, also wortwörtlich: „Magic Carpet e“ – ein foilender Supermaxi. Gleichwohl dürfte es, wenn überhaupt ein skimmendes Exemplar werden, Details dazu weiter unten im Artikel. Es würde aber eben auch den ehrgeizigen Maxi-Kampagnen von Sir Lindsay Owen-Jones entsprechen. Der britische Ex-Rennfahrer ist leidenschaftlicher Regattasegler, dieses Jahr noch auf seiner 100 Fuß Wally „Magic Carpet 3“, einer über zehn Jahre alten, hochdekorierten Reichel/Pugh-Konstruktion. Als Wallycento gehörte sie ursprünglich der Wally Class an, die in den letzten Jahren jedoch zusehends zerbröckelte. Eigner züchteten ihre eigentlich wohnlichen Racer hoch, um im offenen Maxi-Zirkus konkurrenzfähig zu bleiben. Für „Magic Carpet 3“ bedeutete das 2018 ein neues Aero-Rigg. Eine Konstante gab es: Dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden des Kosmetikkonzerns L’Oréal stand stets Jochen Schümann taktisch beratend zur Seite.

Nun ist es an der Zeit den Maxizirkus mit einer neuen Konstruktion aufzumischen. Bei Persico Marine in La Spezia kam ein 30-Meter-Geschoss ins Nass mit Linien von Guillaume Verdier. Der Franzose ist bekannt für seine Imocas, von denen drei bei Persico entstanden, und den 100-Fußer „Andoo Comanche“. Im Superyacht-Bereich war der Franzose jüngst auf zwei Rümpfen aktiv mit dem 47-Meter-Kat „Artexplorer“.

„Magic Carpet e“: Hochleistungsmaschine, aber kein Foiler

„Magic Carpet e“ zeigte sich im bekannten Marineblau, aber ohne Einschnürung im Heck. Verdier setzt auf eine Deltaform. Das Mini-Cockpit und der nicht durchgesteckte Mast sitzen weit achtern. Die Genuaschienen sind deutlich in der hinteren Deckshälfte verortet. Die A-Sails dürften über die große Luke mit den weißen Schienen davor geborgen werden. Gut möglich wäre ein Canting Keel, waren diese doch in der Wally Class verboten und damit im ursprünglichen Pflichtenheft von „Magic Carpet 3“ tabu. Dazu würde auch das scheinbar höhere Längen-Breiten-Verhältnis des neuen Fliegenden Teppichs unter Segeln passen. Technische Daten gibt es keine, nur ein weiteres Foto von Sir Lindsay Owen-Jones und Gemahlin, wie sie neben einem, wohlgemerkt aufgeholten, Blatt der Doppelruderanlage stehen.

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Die Foiler-Absage lieferte Werft-CEO Marcello Persico: „Projekte wie ,Magic Carpet e’ treiben uns an, Grenzen zu überschreiten. In einer Zeit, in der es scheint, dass jede innovative und schnelle Segelyacht ein Foiler sein muss, beweist dieses Projekt, dass es praktisch keine Grenzen für die bahnbrechenden Konzepte gibt, die für eine ,traditionelle Yacht‘ entwickelt werden können. “Magic Carpet e” legt die Messlatte in der Hochleistungstechnologie definitiv auf ein bisher unerreichtes Niveau.“ Persico Marine aus dem lombardischen Nembro bei Bergamo war der offizielle Lieferant der Foil-Arme für die AC75 des 37. America‘s Cups.

Größengrenzen für Foiler

Ab einer gewissen Größe stoßen segelnde Foiler an ihre Grenzen. So hat der 34 Meter lange Baltic-Bau „Raven“ zwar überdimensionale Foil-Arme erhalten, soll aber beim Skimming bleiben und nicht vollständig abheben. Im Flugmodus steigen die Lasten in Rumpf und Rigg überproportional zu größer werdenden Segel- und Flügelflächen. Zum einen erzeugen die Unterwasserflügel ein deutlich höheres aufrichtendes Moment, zum anderen ergeben sich aus hohen Geschwindigkeiten starke scheinbare Winde, spitze scheinbare Windwinkel und damit sehr flach getrimmte Segel. Die Folge sind hohe Belastungen von Rigg und Rumpfstruktur. Hinzu kommt: Je niedriger das Startgewicht, desto früher hebt man ab. Mit Kiel – eine Sicherheitsvorkehrung, auf die auch „FlyingNikka“ setzt – muss umso mehr auf jedes Gramm geachtet werden.

„Magic Carpet e“ sei aber nicht nur auf Regatten getrimmt, sondern soll auch ein außergewöhnliches Interieur und hohen Komfort bieten. Wie viel, wird die offizielle Enthüllung im Frühjahr 2025 in Saint-Tropez zeigen. Eine letzte Spekulation sei erlaubt: Das „e“ im Namen könnte für elektrische Segel- und Antriebssysteme stehen. Gänzlich ohne Dieselgeneratoren dürfte der 100-Fußer allerdings nicht auskommen.

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