Sören Gehlhaus
· 14.10.2020
Mit der Les Voiles de Saint-Tropez ging eine der bekanntesten Mittelmeer-Regatten über die Bühne. Für viele war es das erste und letzte Wettsegeln des Jahres.
Dass sich die für Anfang Oktober typisch hohe Segeldichte vor Saint-Tropez einstellen konnte, lag vor allem an einem neuen Konzept. Das hatte sich der Veranstalter bereits vor Ausbruch der Pandemie selbst auferlegt. Ganz unabhängig von Hygieneregeln ging es darum, das Gedränge im pittoresken Alten Hafen zu entzerren. So ließ man in der ersten Woche zunächst 130 Yachten zwischen zehn und 24 Metern an den Start gehen. Danach war an vier Tagen die „Super Series“ an der Reihe, bestehend aus großen Schonern, Maxi-Racern und schnellen Cruisern regattabegeisterter Eigner.
Die „Voiles“ waren immer schon ein Event, das klassische und moderne Segelyachten zusammenbringt. Den Ursprung bildet ein Spaßrennen zwischen einer 12-mR-Yacht eines Franzosen und der Swan 44 eines US-Amerikaners im Jahr 1981. Fortan wuchs das ungewöhnliche Wettsegeln zu einer Veranstaltung namens „La Nioulargue“ heran, benannt nach der Untiefe La Nioulargo. Nur zwei Jahre später stießen J-Class-Yachten und Maxis dazu. Nach mehrjähriger Pause als Folge einer tragischen Kollision führt die Société Nautique de Saint-Tropez die Traditionsregatta seit 1999 als Les Voiles des Saint-Tropez fort. Legendär sind das dicht gedrängte Treiben und die Feiern vor malerischer Riveira-Kulisse. Dieses Jahr blieb man unter sich. Es gab keine Abendveranstaltungen, das Eventgelände schrumpfte von 1500 auf 400 Quadratmeter und das Tragen eines Mundnasenschutzes sowie Desinfektion und Temperaturmessung am Eingang waren obligatorisch.
Auf dem Wasser gab es vor allem in der ersten Woche die gewohnten Bilder: Preziosen wie die Gaffelkutter von William Fife oder Nathanael Herreshoff trafen auf neuere Meteryachten und IRC-Renner. In der IRC-D-Gruppe startete Pierre Roinson, Präsident der Société Nautique de Saint-Tropez (SNST). Sein Resümee nach der Auftaktwoche: „Die Ausrichtung der 22. Ausgabe war eine gewaltige Herausforderung und ein Wagnis. Mein Dank geht an alle Helfer, Partner und Segler. Für viele war es die erste und letzte Regatta des Jahres! Ich konnte beobachten, wie sich Crews direkt nach den Rennen von Steg zu Steg austauschten. Das war in den letzten Jahren etwas verloren gegangen.“
Der Beginn der Super Series brachte den 20 Startern westliche Wind mit über 20 Knoten. In der Klassiker-Division gab es ein Duell der Schoner „Elena of London“ und „Puritan“. Bei den modernen Rissen taten sich im Raumschots-Surf der 30 Meter lange Rekord-Maxi „Leopard 3“ in der IRC-1-Klasse hervor und Mani Frers’ 60-Fuß-Konstruktion „Spectre“. Der schnelle Daysailer hatte den britischen Segelprofi Nick Rogers an Bord und trat in der am heißesten umkämpften Gruppe IRC 2 an. Darin setzte sich nach zwei folgenden Leichtwindtagen mit „Ryokan 2“ eine Wally 80 souverän gegen sieben Konkurrenten durch. Im generell stark ausgedünnten Feld bildeten die Wallys erstmals keine eigene Klasse. Im letzten Jahr schrumpfte ihre Gruppe auf vier Teilnehmer, 2016 kam es zur Rekordmeldung von 16 Wally-Formaten.
Der SNST-Vorsitzende Pierre Roinson gab sich zufrieden: „Wir freuen uns sehr, dass wir diese Voiles zusammen mit großer Unterstützung der Stadt durchführen konnten. Indem wir wachsam und vorsichtig geblieben sind, haben wir jegliche Probleme vermieden. Wir werden weiterhin die großen Boote vom Rest der Flotte trennen, aus Sicherheitsgründen und weil wir weiterhin vor dem Hafen starten möchten.“
Hier gibt es die Gesamtergebnisse der Super Series.