Mit Rumpflängen von 57 Metern soll der Alu-Katamaran von Echo Yachts nicht nur der Größte seiner segelnden Art werden, sondern auch eine Wiederbelebung des DynaRig einleiten. Auf zwei Masten verteilt sollen insgesamt 1660 Quadratmeter Segel im Wind stehen und effiziente Langstreckentörns zulassen. Das rahbasierte Segelsystem, das sich aus der Mastmitte zu den Enden der Rahen hin ausrollt, bietet enorme Vorteile: Da weder Leinen noch Blöcke sich an Deck oder auf den Aufbauten befinden, gilt es als sicher. Zuletzt wurde das DynaRig auf der 106,70 Meter langen „Black Pearl“ installiert, deren Bau die niederländische Oceanco-Werft vor über zehn Jahren ebenfalls mit Dykstra Naval Architects anging. Für den neuen Katamaran von Echo Yachts entwickelten die Niederländer das Exterieur-Design, Layout und Teile der Konstruktion.
„Black Pearl“ war nach der 2006 gewasserten „Maltese Falcon“ (88 m, Perini Navi) erst die zweite Yacht, die mit einem DynaRig segelt. An den drei 70 Meter hohen und frei drehbar gelagerten Carbonmasten mit je sechs geschwungenen Rahen setzt die Crew bis zu 15 Segel mit maximal 2900 Quadratmeter. Und weil alle 15 Rahsegel elektrisch binnen acht Minuten im Wind stehen, lohnt das Motoren selbst bei kurzen Distanzen nicht. „Maltese Falcon“ und „Black Pearl“ überquerten beide den Atlantik ohne die Hauptmaschine anzuwerfen – für Segler dieser Größe keine Selbstverständlichkeit.
Das freistehende, drehbare Rah-Rigg wird seit Ende 2020 von den neuseeländischen Mastbauern Southern Spars und den britischen Kompositprofis von Magma Structures als DynaRig vermarktet. Erfunden wurde es bereits in den 1960er Jahren von Wilhelm Prölß, da hieß es noch Dyna-Rigg als Kurzform von „dynamisches Rigg“. Der deutsche Schiffbauingenieur zeigte sein System 1968 auf dem Modell eines Frachters, der aber nie mit Segelkraft ablegte. Southern Spars ist ein Teil der North Technology Group, der Muttergesellschaft von unter anderen North Sails und Hall Spars.
Bei den schiffbaulichen Berechnungen werden Echo Yachts und Dykstra von One2Three Naval Architects unterstützt. Die australischen Konstrukteure haben sich auf Aluminium- und Mehrrumpfdesigns spezialisiert und mit der westaustralischen Werft bereits den 84 Meter langen Motor-Trimaran „White Rabbit“ und den dazugehörigen Versorger-Kat „Charley 2“ (51 m) realisiert, beide mit Heimathafen Singapur. Inwieweit auch der 57 Meter lange DynaRig-Segler dem offensichtlich Multihull-vernarrten Eigner dieser beiden Superyachten zugeschrieben werden kann, liegt im Reich der Spekulation.