„Black Pearl“107 Meter langer Gigasegler erstmals im Charter

Sören Gehlhaus

 · 06.09.2025

Die 9 mal 14 Meter große Kinoleinwand spannt die Crew an der untersten Rahe des Kreuzmasts auf.
Foto: Superyacht Connections
Ab sofort kann auf der 107 Meter langen „Black Pearl“ geurlaubt werden. Wer Glück hat, erlebt 24,5 Knoten. Wer es nicht so eilig hat, entfaltet die Propeller, erzeugt Strom und senkt die Nebenkosten. Wöchentliche Charter-Rate: 1,2 Millionen Euro

Zugegeben, die Benennung in „Black Pearl“ zeugt nicht unbedingt von überschäumender Kreativität. Nach dem Erfolg des Hollywood-Krachers ist es wohl eine der am häufigsten verwendete englische Benamsung unter Yachten. Überaus innovativ waren die 106,80 Meter aus Stahl (Rumpf) und Alu (Aufbauten) sehr wohl, als sie 2018 bei Oceanco nahe Rotterdam mit Hybridantrieb und Hydrogeneration vom Stapel liefen. Dabei versteht sich der 2500-Tonnner vorrangig als Segelyacht. Im Segment der Gigasegler keine Selbstverständlichkeit. Die 143 Meter lange „Sailing Yacht A“ ist als Motoryacht mit Segelunterstützung registriert. So gesehen gilt „Black Pearl“ nach der 125 Meter langen „Koru“ von Jeff Bezos als zweitgrößte Segelyacht der Welt.

Eine Woche auf „Black Pearl“ für 1,2 Millionen Euro

Aus den freistehenden, 70,60 Meter in den Himmel ragenden DynaRig-Carbonmasten rollen insgesamt 2934 Quadratemeter Tuch. Die Vorteile des sich elektrisch drehenden Rah-Riggs: keine Stagen, es laufen keine Schoten über Deck und die Segel fahren per Knopfdruck aus und ein. Das Konzept von „Black Pearl“ erdachte Ken Freivokh, der Designer der DynaRig-Pionierin „Maltese Falcon“ (88 m). Die letztlich finale Gestaltung trägt den Stempel des italienischen Designstudios Nuvolari Lenard. Wer sich über Superyacht Connections an Bord einbucht – die wöchentliche Rate liegt bei etwa 1,2 Millionen Euro –, darf bis zu 13 Personen mitbringen und auf der Flybridge selbst Ruder gehen. Sicherlich wird die Crew den Koloss dann nicht auf den Rekordspeed von 24,5 Knoten pushen, Spaß dürfte es dennoch machen.

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Ohne Emissionen von fossilen Brennstoffen über den Atlantik

Im letzten Jahr querte „Black Pearl“ den Atlantik in zwölf Tagen, fast ausschließlich unter Segeln mit bis zu 20 Knoten und weitestgehend ohne Emissionen von fossilen Brennstoffen. Üblicherweise laufen bei Seglern dieses Formats stets Generatoren mit. Wenn die Blätter der beiden Verstellpropeller ausgebreitet sind, kommen die 107 Meter minimal langsamer voran. Dafür ruhen dann die Generatoren, es wird Strom über zwei je 400 Kilowatt starke E-Motoren erzeugt und in Batterien gespeichert, die den Energiehunger der Segelsysteme und der Hotellast stillen. „Black Pearl“ vertraut zudem auf ein ausgeklügeltes Wärmerückgewinnungssystem, für die ursprünglich geplanten Solarpaneele auf den Segeln und Aufbauten sind alle Anschlüsse vorhanden.

„Black Pearl“ mit einem Interieur à la Louis XVI

Die Gestaltung der Unter-Deck-Bereiche beschreibt der britische Vercharterer als eine Hommage an den Geschmack von Louis XVI. Erdacht hat das pompöse Interieur Valentina Zannier von Nuvolari Lenard und der französische Architekt Gerard P. Villate, die eng mit dem Auftraggeber zusammenarbeiteten. Zehn bis 14 Gäste erwarten ein gläserner Lift, ein Spabereich sowie ein Kino auf dem Unterdeck und eins an der frischen Luft. Das wohl größte Außenkino auf See entsteht, wenn die Crew eine 9 mal 14 Meter große Leinwand an der untersten Rahe des Kreuzmasts aufspannt.

Drei Projekte mit DynaRig im Bau

Das freistehende, drehbare Rah-Rigg wird seit Ende 2020 von den neuseeländischen Mastbauern Southern Spars und den britischen Kompositprofis von Magma Structures als DynaRig vermarktet. Erfunden wurde es bereits in den 1960er Jahren von Wilhelm Prölß, da hieß es noch Dyna-Rigg als Kurzform von „dynamisches Rigg“. Der deutsche Schiffbauingenieur zeigte sein System 1968 auf dem Modell eines Frachters, der aber nie mit Segelkraft ablegte. Southern Spars ist ein Teil der North Technology Group, der Muttergesellschaft von unter anderen North Sails und Hall Spars.

Derzeit befinden sich drei DynaRig-Projekte im Bau. Greenpeace orderte ein 75 Meter langes Schiff mit 2000 Quadratmeter Segelfläche und Wasserstofftechnik, das bis 2027 bei Freire in Galizien entsteht. Das zweite Format mit DynaRig ist ein 56-Meter-Kat, den Echo Yachts in Westaustralien baut. Zum dritten vollautomatischen Rahsegler sind keine Details bekannt.

Charteranfragen für „Black Pearl“ nimmt Superyacht Connections entgegen.


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