Sören Gehlhaus
· 31.01.2023
Das Kleinserien-Flaggschiff verbindet die „Keep-it-simple“-Philosophie der Y7 mit voluminösen Innenräumen, die Norm Architects und Design Unlimited gestalteten. Für schnelles Segeln reichen dem 30 Meter langen Tripp-Design zwei Personen
Seit der Werftgründung im Jahr 2015 durch Michael Schmidt zeichnen sich YYachts-Modelle durch einfache Bedienbarkeit aus. Dass die Y9 durchaus auch auf Segelleistung getrimmt ist, zeigen die leichtgewichtige Carbonkonstruktion und der lange Bugspriet an. Den 55-Tonner bewegen am Wind 430 Quadratmeter und raumschots mit Gennaker bis zu 859 Quadratmeter Segel. Während der Überführung von Greifswald ins Mittelmeer loggte der „Bella“-Kapitän 26 Knoten Topspeed und ein Etmal von 240 Seemeilen. Dass wie schon auf der Y7 zwei Personen an Deck ausreichen sollen, liegt an der Knopfdrucksteuerung der Segelsysteme und daran, dass Manöverstress vermieden wird durch Selbstwendefock und ein Großsegel, das dank schmalem Topp ohne Backstagen gefahren wird. Zudem ist das Cockpit frei von der Großschot, die am festen Bimini zwischen Solarpaneelen angeschlagen ist – getreu der Keep-it-simple-Philosophie von YYachts: Eine Yacht muss auf das Notwendige reduziert werden, ohne den Komfort einzuschränken.
„Bella“ ist die erste Vertreterin einer neuen Kleinserie, ein 90-Fuß-Einzelbau legte mit „Prevail“ bereits 2021 in Greifswald ab. Die Y9 vertraut ebenfalls auf Linien von Bill Tripp, gut zu erkennen an dem markanten Deckshaus. Die Entstehung der Y9 geht laut YYachts-Geschäftsführer Dirk Zademack auf mehrere Gespräche mit Eignern zurück: „Eigentlich waren die Kunden an einer Länge von 100 Fuß interessiert. Doch ab dieser Größe werden Yachten meiner Erfahrung nach unverhältnismäßig teuer, weil viele Sonderanfertigungen eingebaut werden müssen. Mit unserem Knowhow haben wir daher den Komfort einer 100-Fuß-Yacht auf einer Länge von 90 Fuß umgesetzt.“ Der Raumgewinn ergibt sich aus dem voluminösen Rumpf mit breitem Heck, in das der Tender quer einparkt. Auf „Bella“ ist das erstmals ein Y-Tender, ein Carbon-Kat mit einer Länge von 4,35 Metern und nur 230 Kilogramm. Der Luftschlauch füllt und leert sich über integrierte Pumpen in nur 45 Sekunden, wodurch sich im leeren Zustand die Breite um 30 Zentimeter verringert. Der Y-Tender wird konventionell über Außenborder oder elektrisch angetrieben.
Pro Rumpfseite liefern fünf große Fenster Einblicke in das Interieur, das Norm Architects aus Kopenhagen und Design Unlimited aus Lymington für die erste Y9 entwickelten. Die beiden Designstudios kreierten einen skandinavisch-eleganten Look, der dem Prinzip des „Soft Minimalism“ folgt; geölte Eiche und graue Stoffe sowie Paneele bestimmen die Farbpalette. Katrine Goldstein, Geschäftsführerin von Norm Architects, sagt: „Die Y9 folgt in ihrem Design der bereits preisgekrönten Y7, ist aber viel komplexer und geht tiefer. Sie wird ein luxuriöser Rückzugsort sein, um sich von den ständigen Reizen des Alltags zu erholen.“ Auf „Bella“ befindet sich das Eignerapartment im Bug, und entsprechend verteilen sich die großzügigen Crewareale auf das Heck. Insgesamt offeriert YYachts für die Y9 fünf Layout-Optionen, von denen drei auf eine achtern liegende Eignersuite setzen.