Barcolana 56Mit Fendern und 1700 Booten über die Linie

Sören Gehlhaus

 · 15.10.2024

Typisch Barcolana: alle zusammen los. Dieses Jahr kamen 1756 Crews nach Triest
Foto: Studio Borlenghi
Die 56. Ausgabe der Kultregatta lockte 1757 Boote auf den Golf von Triest. Mittendrin war die ehemalige Barcolana-Siegerin Wendy Schmidt auf ihrer 52-Meter-Ketsch „Elfje“. Das Volksfest unter Segeln startete bereits Anfang Oktober mit einer Reihe von Vorab-Events

Das Regattasegeln im Dickschiff-Kollektiv gibt es seit 1969. Stets wird die Barcolana am zweiten Sonntag im Oktober auf dem Golf von Triest angeschossen. Und regelmäßig gehen über 1000 Boote an den Start. Zeitgleich. Über eine Linie. Wer nicht gut wegkommt und das 13 Seemeilen lange Abschlussrennen ohne Schererei starten möchte, der bringt Fender aus.

Die 1757 Crews kämpften am Start mit leichten Winden unter fünf Knoten. Die Großen entschieden sich für einen Start in der Mitte der Linie auf der Barcola-Seite, wo die einheimischen Segler aus Triest nach den letzten Böen des morgendlichen Ostwinds suchen. Gegenan kam Mitja Kosmina auf dem 90-Fußer „Prosecco Doc Shockwave 3“ am besten weg. Topfavoritin „Arca SGR“ musste sich erst einiger kleinerer Boote entledigen, bevor der 100-Fußer freien Wind einfing. Kurz dahinter tummelte sich die Schweizer Psaros 33 „MSC“, die als 11. und damit als mit Abstand kleinste Teilnehmerin vorn bei den Line Honours mitmischte.

Favoritin „Arca SGR“ startete schwach

Als Erste auf Triests Wahrzeichen am Meer, die Piazza Unità d'Italia, hielt dann doch „Arca SGR“ zu und war nach 1 Stunde, 28 Minuten und 14 Sekunden First Ship Home. Im Flautenkrimi des letzten Jahres segelte der 100 Fußer von Furio Benussi 20 Minuten langsamer. „Prosecco Doc Shockwave 3“ folgte zwei Minuten später. Das Duell mit der Swan 90 „Woodpecker Cube – Generali“, am Ruder stand die 49er-Olympionikin Jana Germani aus Triest, entschied Paolo Cian auf „Fiamme Gialle Nice“ für sich. Alles aus dem beinahe 30 Jahre alten 80-Fuß-Maxi „Anemos II“ holten Mauro Pelaschier und Tommaso Chieffi heraus. Der Lohn dafür war Rang sieben.

Ex-Siegerin kam mit noch größerer Yacht

Wendy Schmidt, die Line-Honours-Siegerin aus dem Jahr 2022, kam diesmal nicht mit der Botin 85 „Deep Blue“, sondern mit ihrer Primäryacht „Elfje“. Die 52 Meter messende Alu-Ketsch lief 2014 mit sieben Meter Maximaltiefgang und Sechs-Meter-Bugspriet bei Royal Huisman vom Stapel und kreuzte als 37. Die Ziellinie vor Triest. Die US-Amerikanerin und ihr Mann, der langjährige Google-CEO Eric Schmidt, unterhalten mit ihrer Stiftung Schmidt Ocean das 110 Meter lange Forschungsschiff „Falkor Too“.

Die Barcolana als Zwei-Wochen-Event

Das Segelspektakel Barcolana beginnt Anfang Oktober mit diversen Regatten und Wassersportaktivitäten. So wurde nachts um die Wette gesegelt, es gab Wettfahrten für Foiler, Inklusions-Wokrshops und ein Zusammentreffen von Klassikern, von denen 104 antraten. Zudem fand das Frauen-Event „Women in Sailing“ mit einer Mixed-Regatta statt, und Gourmetköche traten in Begleitung von professionellen Skippern im Golf von Triest gegeneinander an und kochten für das am selben Abend stattfindende Abendessen. Im Rahmen der Barcolana hielt Solaris Yachts auch den Solaris Adriatic Cup ab und über 60 Fuß lange Yachten kämpften um die Maxi Trofeo Portopiccolo. Und sogar im Schnee gab es ein Barcolana-Event: alpines Skifahren mit Meerblick.

Barcolana-Rekord: Kollektivstart mit über 2500 Booten

1969 trafen sich erstmals 51 Yachten zum Saisonausklang vor Triest. Seither findet die Barcolana jeden Herbst statt, dieses Jahr zum 55. Mal. Die Regatta ist offen für Boote aller Größen und Arten sowie Amateur- und Proficrews. Ursprünglich sollte die Regatta vor der winterlichen Segelpause lediglich ein lockeres Absegeln für Crews aus der Region sein. Längst kommen zu dem mittlerweile mehrtägigen Segel- und Kulturfestival aber sogar Teams aus Übersee. 2014 gingen erstmals mehr als 2.000 Yachten an den Start, und zur 50. Austragung gab es gar einen Rekord: 2.689 Boote machten sich auf den 15-Meilen-Kurs im Golf von Triest. Die Barcolana gilt damit als größte Regatta der Welt.

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