„Anahita“Gezähmter Ultim-Tri aus dem Sailing Valley

Sören Gehlhaus

 · 26.11.2025

Cruising-Ausrichtung: Der von VPLP konstruierte 100-Fuß-Tri „Anahita“ ist auch auf genüssliches Verweilen ausgelegt.
Foto: Global Yacht Technology
Das bretonische ​Sailing Valley nimmt den Blauwasser-Markt in den Blick. Für den 100-Fuß-Tri „Anahita“ vereint Global Yacht Technology große Namen aus dem Offshore-Sport. CDK baut das VPLP-Design in Lorient.

Ein 31 Meter langer Trimaran, der spielerisch 25 Knoten schafft und in sechs Tagen den Atlantik überquert. Dann aber in der Karibik verweilt und weiter der Barfußroute folgt. Ein Traum? Bald Realität! Ein Ultim-Geschoss für Privatleute, blauwassertauglich und mit sämtlichen Annehmlichkeiten einer Yacht hat sich Global Yacht Technology (GYT) ausgedacht und bereits an einen ersten Eigner verkauft. Die französischen Projektierer betreuen den „Anahita“-Bau, der 2027 abgeschlossen sein soll. Der Dreirumpfer wird 21 Meter breit und der ​Mast von Lorima 37 Meter weit in den Äther reichen. Nicht von ungefähr sind es so ziemlich genau die Abmessungen von Ultim-Trimaranen.

Direkter Spross von Ultim-Geschoss

Das Debütprojekt von GYT vertraut auf jene Kombination aus Konstruktionsbüro und Werft, die für das Gros der Offshore-Renner auf drei Rümpfen verantwortlich ist: VPLP Design aus Vannes und CDK Technologies mit Hallen im bretonischen Lorient. Allerdings sind die Schwerter von „Anahita“ nicht gebogen wie die der voll foilenden Ultims und reichen nur zwei statt 4,50 Meter tief. ​Die Trimaran-Konfiguration wurde laut GYT bewusst gewählt, da sie gegenüber Katamaranen mehr Stabilität, Leistung und Sicherheit biete und zudem seetüchtiger, schneller und ausgewogener sei.

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Dreamteam für „Anahita“

Im ​„Sailing Valley“ bei CDK entstehen auch Boris Herrmanns neuer Imoca und der Ultim-Neubau ​„Gitana 18“, der noch in diesem Jahr in sein Element kommen könnte. Das Projektteam besteht aus dem Who‘s who der französischen Offshore-Gilde. Den Aufbau liefert Mer Concept von François Gabbart, ​Michel Desjoyeaux bringt sich mit Mer Forte bei den Segelsystemen und Anhängen ein. ​Derzeit wird der Hauptrumpf von „Anahita“ mit Prepreg-Carbon in einer zweiteiligen Form aufgebaut. Das geschieht trocken wie präzise, da die mit Harz vorimprägnierten Fasern erst beim Tempern reagieren.

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Man rechnet mit einem Gesamtgewicht von etwa 34 Tonnen (!). Damit würde der 100-Fuß-Tri rund 60 Prozent weniger verdrängen als Ein- und Zweirumpfer in vergleichbarer Länge und Bauweise. Das dürfte direkte Auswirkungen auf die Geschwindigkeit haben: „Anahita“ soll bis zu 25 Knoten loggen und den Atlantik in nur sechs Tagen überqueren. Gleichzeitig soll sie durch ihre Bauweise auch bei anspruchsvollen Bedingungen außergewöhnlichen Komfort und Sicherheit bieten. Laut GYT ermöglicht die Energieautonomie längere Aufenthalte fernab von Hafen-Infrastrukturen. Unter anderem trägt eine Solarfläche von insgesamt 36 Quadratmetern dazu bei.

Ungewöhnliches Raumkonzept

Gewohnt und geschlafen wird ausschließlich auf dem zentralen Rumpf. Für das Interieur holte das Team Christophe Chedal Anglay an Bord, der reichlich Erfahrung bei der Ausgestaltung von schnellen wie großen Cruising-Katamaranen mitbringt. Mit 123 Quadratmetern Innenwohnfläche hält „Anahita“ trotz ihrer schlanken Rumpfform großzügige Räumlichkeiten bereit. Möglich macht das ein ungewöhnliches Layout: Auf Höhe des Decks verbreitert sich der Aufbau und erlaubt jeweils eine Kammer zu den Flanken, eine große Eignerkammer belegt das vordere Hauptdeck mit zwölf Quadratmetern, Panoramablick und direkter Deckszugang inklusive.

Das Cockpit misst 25 Quadratmeter und wurde für optimale Bewegungsabläufe und das Leben auf See konzipiert. Die Steuerstände schweben jeweils wie Brückennocks über den Trampolinen, nicht unähnlich zu den Ultims, bei denen aber rundum geschützt Ruder gegangen wird. Hinzu kommen rund 160 Quadratmeter Trampolinfläche zwischen den Rümpfen, die GYT als „Meeresgarten" bezeichnet. Die Initiatoren haben weitere Baunummern des 100-Fuß-Tris in Planung und betonen, dass die Raumaufteilung sowie Materialien und Oberflächen vollständig auf Kundenwünsche angepasst werden können.

Hinter Global Yacht Technology stehen drei Gründer mit unterschiedlichen Fachkompetenzen: Projektmanager Ronan Guérin bringt Erfahrung als Hochleistungssportler und Kenntnisse in Konstruktion, Verbundwerkstoffen und Mechanik ein. Ulysse Harin begleitete als Eignervertreter Superseglerprojekte unter anderem bei Nautor Swan und leitet die Finanz- und Vertriebsstrategie. Gwenaël Bardou verantwortet die vollumfängliche Qualitätssicherung und arbeitete sowohl für Airbus als auch an großen Mehrrumpfbooten und bringt sich mit seiner Komposit-Expertise ein. Gemeinsam mit ihren Partnern will GYT den Luxussektor aufmischen, mit Leistung, Komfort und Innovation.


Überbordendes Hauptdeck: Auf die flügelartig aufgespannte Fläche verteilen sich Salon und drei (!) Doppelkabinen mit der größten an der Stirnseite.
Foto: Global Yacht Technology

Technische Daten „Anahita“:

Abmessungen:

  • Länge: 31 m
  • Breite: 21 m
  • Tiefgang: 2 m
  • Masthöhe (über Wasser): 37 m
  • Verdrängung: ca. 34 t
  • Innenwohnfläche: 123 m²
  • Eignersuite: 12 m²
  • Hauptcockpit (außen): 25 m²
  • Lounge- und Sonnendeckbereiche: 18 m²
  • Trampolinfläche: 160 m²
  • Solarfläche: 36 m²
  • Klasse: Bureau Veritas
  • Werft (Rümpfe): CDK Technologies
  • Konstruktion: VPLP Design
  • Konzept/Projektmanagement: Global Yacht Technology

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