Drei, zwei, ein – Hoist, der Gennaker geht hoch, steht sofort perfekt. Die Logge schnellt bei nur 12 Knoten wahrem Wind in den zweistelligen Bereich. An der Pinne: niemand Geringeres als Luca Bassani, Chef Designer und Gründer von Wally Yachts. Ein Mann, der es gewohnt ist, Maßstäbe zu setzen – und mit der Wallyrocket 51 ein neues Kapitel im Performance-Segelsport aufschlägt.
Doch der Reihe nach: Am 14. Oktober 2024 wurde die Wallyrocket 51 offiziell zu Wasser gelassen. In der sportlichen Regattaszene verbreitete sich die Nachricht wie ein Lauffeuer. Kein Wunder: Der Name Wally ist unter Seglern ein Begriff – und dass die italienische Edelmarke nun den Konkurrenzkampf mit etablierten Klassen wie der TP52 oder der ClubSwan 50 aufnimmt, sorgt für Aufsehen. Braucht es das? Vielleicht nicht. Aber wie bei einer 69-Fuß-Hallberg-Rassy oder einer Y9 gilt: Es geht nicht ums Müssen – es geht ums Wollen. Und das mit Stil und purer Überzeugung.
Konzipiert wurde die 15,5 Meter lange Rennyacht von den spanischen Designern Botin Partners – bekannt durch ihre Erfolge im America’s Cup und mehr noch der TP52-Serie. Ziel war es, eine Yacht zu schaffen, die nicht nur als One-Design-Klasse funktioniert, sondern auch in IRC- und ORC-Feldern ganz vorne mitsegelt. Das Ergebnis: ein schlanker, aggressiv gezeichneter Racer mit langem Überhang und radikalem T-Kiel.
Gebaut wird die Wallyrocket 51 in kompromissloser Leichtbauweise: Der Rumpf besteht aus Schaumkern mit Carbon-Sandwich-Laminat, das Deck wird aus Nomex-Wabenkern gefertigt – einem ultraleichten Aramidmaterial, das im Hightech-Yachtbau und im Flugzeugbau zum Einsatz kommt. Laminiert wird ausschließlich mit Prepreg-Kohlefaser. Prepreg ist ein Material, bei dem das Kohlefaser-Laminat bereits mit Harz vorimprägniert ist. Moderner, leichter und steifer lässt sich eine Yacht derzeit kaum bauen.
Das Resultat: ein Leergewicht von lediglich 6,25 Tonnen – rund 700 Kilo weniger als etwa die TP52 "Platoon" und satte zwei Tonnen leichter als eine ClubSwan 50. Also bis ins letzte Gramm optimiert. Das Gesamtgewicht lässt erahnen, wohin die Reise geht: auf die Überholspur.
Die Segelwerte lesen sich ebenso beeindruckend: Am Wind 167 m², Downwind 363m² wobei der Gennaker 265 m² groß ist. Zum Vergleich für Segler mit normaleren Booten: Die Hanse 510 bringt es auf 206 m² Segelfläche des Gennakers. Mit der TP52 ist die Wallyrocket 51 hingegen beinahe auf Augenhöhe – aber bei deutlich geringerem Gewicht.
Das Decklayout ist kompromisslos auf Regattabetrieb ausgelegt: Doppelsteuerstände, flache Aufbauten, klare Laufwege, perfekt positionierte Winschen. Alles ist auf schnelles, präzises Handling getrimmt. Gesegelt wird mit einer sportlichen Crew von acht bis elf Personen – oder optional mit elektrischen Winschen, die auch einen reduzierten Crewbetrieb bei Offshore-Rennen oder Owner-Driver-Events ermöglichen.
Die Wallyrocket 51 segelt früh an, hält souverän Höhe und explodiert förmlich auf Raumkursen. Doch bei aller Performance bleibt sie auch ein Design-Statement. Denn wo andere Racer im Einheitsgrau daherkommen, setzt Wally auf markante Linien und charaktervolle Ästhetik – Obwohl das Boot Mattschwarz ist. Hier zählt nicht nur die Geschwindigkeit – auch das Auge segelt mit.
Trotz ihrer Eleganz lässt sich der kompromisslose Regattacharakter nicht leugnen. Die Wallyrocket 51 ist keine Yacht für gemütliche Wochenendtörns. Sie ist kompromisslos konzipiert. Für Eigner mit sportlichem Anspruch und Sinn für Stil. Für Segler, die nicht nur mitfahren, sondern vorausfahren wollen. Beim wieder neu ins Leben gerufenen Admiral’s Cup und der ORC Mediterranean Regatta in Sorrento kann das Boot sein Potenzial erstmals unter Beweis stellen.
Der ausführliche Testbericht der Wallyrocket 51 erscheint demnächst in der YACHT.