Neuer Racer-CruiserWarum die ClubSwan 41 Nautors nächster Hit wird

Jochen Rieker

 · 16.09.2022

Neuer Racer-Cruiser: Warum die ClubSwan 41 Nautors nächster Hit wirdFoto: Nautor/J. Kouyoumdjian
ClubSwan 41: riesiges Cockpit, schlanke Anhänge, reichlich Segelfläche - aber dennoch gediegener Fahrtenkomfort

Sie erinnert in Linien und Ausrichtung an das mutige Jubiläums-Modell ClubSwan 50 – und ist doch in vielem ganz anders. Wahrscheinlich wird die vorige Woche in Cannes vorgestellte ClubSwan 41 genau deshalb noch erfolgreicher

Es hat fast 20 Jahre gedauert, bis die finnische Werft nach der Übernahme durch den italienischen Mode-Zar Leonardo Ferragamo voll in die Erfolgsspur zurückgefunden hat. Aber inzwischen hat die Nobel-Marke einen absoluten Lauf.

Neue Modelle verkaufen sich fast von allein, kaum dass erste Illustrationen auftauchen. Allein von der voriges Jahr neu vorgestellten Swan 58 sind bereits 22 verkauft, von der ein paar Jahre älteren 48 über 50 – so viele, dass die Werft für kommendes Jahr eine in 100 Details modifizierte Mark-II-Version herausbringt.

Ganz nebenbei komplettieren die Finnen quasi nebenbei noch ihre sportliche Modelllinie, die es in dieser Spreizung von keinem anderen Serienbootsbauer weltweit gibt. Sie reicht von der puristischen ClubSwan 36 bis zum Super-Maxi und Line-Honors-Jäger ClubSwan 125. Gerade feiert in Porto Cervo die kaum weniger spektakuläre CS 80 ihre Weltpremiere. Michael Good war für die YACHT bereits mit ihr unterwegs; sein Bericht erscheint in Kürze.

Ambitioniert: Die ClubSwan 41 soll für Regatten und fürs Reisen taugen

Das absehbar meistverkaufte und für die Marke wohl wichtigste Modell kommt aber erst nächste Saison auf den Markt: die neue ClubSwan 41. Sie überbrückt der Länge nach wie auch konzeptionell die bisher große Lücke zwischen der 36 und der 50, beide auf ihre Art extremer. Und sie soll, fast kann man sagen: wird jene Eigner bei der Stange halten, die bisher sehr erfolgreich und zufrieden mit den vergleichsweise alten Swan 45 und ClubSwan 42 regattieren – beide seit Jahren ausgelaufen.

Die Entwicklung der CS 41 war also einerseits überfällig, andererseits knifflig, weil das Boot mehrere Funktionen zugleich erfüllen muss. Es ist als One-Design-Klasse konzipiert, die im Rahmen der internationalen Swan-Regatten quasi ein eigenes Ökosystem findet, soll aber auch unter ORC erfolgreich sein, was den Zugang zu vielen Hochsee-Klassikern eröffnet. Und nebenbei stand auch die Eignung fürs Fahrtensegeln im Lastenheft. Keine einfache Aufgabe für Konstrukteur Juan Kouyoumdjian, der die gesamte aktuelle Sport-Range für Nautor entworfen hat.

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Während die ClubSwan 41 visuell stark an die 50er angelehnt ist, was sich etwa im negativen Deckssprung ausdrückt sowie im breit auslaufenden Heck mit im Cockpit achtern hohl ausgeformten Rumpfseiten, bleibt sie technisch und im Ausbau konventioneller  |  Renderings: Juan Kouyoumdjian

Rumpf und Deck werden unter Vakuum aus E-Glas-Gelegen, Sandwichkern und Epoxidharz laminiert. Darin ähnelt sie eher der 36er als der in Kohlefaser konstruierten 50er. Auch der L-Kiel mit schmaler Finne und achtern weit überstehendem Ballastkörper lehnt sich an den kleineren Sportster an. Bei Lage sorgt diese Bauart für einen leichten Twist, der ähnlich einer Trimmklappe mehr Auftrieb nach Luv erzeugt.

Die ClubSwan 41 erhält ein Zwei-Saling-Rigg mit relativ viel Mastfall nach achtern und geteilten Backstagen. Dadurch kann sie ein mächtiges Squarehead-Groß tragen, während die Genua nur leicht überlappt. Mit 97,4 Quadratmeter Segelfläche am Wind bei moderaten 6,2 Tonnen Verdrängung kommt sie auf eine Segeltragezahl von 5,4 – deutlich mehr als übliche Performance-Cruiser.

Wegen der Backstagen verfügt sie über acht Winschen, was im Regattaeinsatz eine gut orchestrierte Crew erfordert. Wer mit ihr cruisen will, bindet ein Reff ein und kann die Backstagen festgesetzt lassen. Dann sollte sie mit Autopilot auch für ein oder zwei Segler gut zu beherrschen sein.

Modular: die ClubSwan 41 unter Deck

Vom Ausbau gibt es bisher keine Renderings, lediglich Skizzen von Designer Lucio Micheletti. Man darf bei Nautor davon ausgehen, dass die Atmosphäre unter Deck hochwertig und warm ausfällt, auch wenn hier der Wohnkomfort nicht an allererster Stelle steht.

Die ClubSwan 41 wird über reichlich Stauraum verfügen; die Kojenmaße erscheinen großzügig. Allerdings wird es nur eine Nasszelle geben, die dafür recht geräumig ausfällt. Nach YACHT-Informationen soll das Raumangebot insgesamt in etwa zwischen dem der älteren CS 42 und dem der Swan 45 liegen. Das dürfte sie für viele Eigner attraktiv machen, denen die 36er zu sportlich, die 48er zu schwer und die 50er zu teuer ist. Bei der Erfolgswelle, die Nautor seit einigen Jahren surft, braucht es folglich wenig Fantasie, hier einen neuen Hit zu vermuten – auch wenn der Preis noch gar nicht feststeht.

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Reduziert, aber kein reiner Racer. So wird die ClubSwan 41 unter Deck aussehen  | Illustrationen: Lucio Micheletti