Michael Good
· 13.03.2020
Pogo Structures in der Bretagne arbeitet an einem großen Fast-Cruiser. Das Konzept bleibt markentypisch: Leichtbau, Schwenkkiel und eine Menge Potenzial
Für die ultimative Koppelung von Hochsee-Rennsport und den Ansprüchen zum Familien- und Tourensegeln sind die Schiffe aus dem Pogo-Programm ja hinlänglich bekannt. Kaum eine andere Marke verfolgt und meistert den schwierigen Kompromiss so konsequent wie die Yachtbauer in Benodet. Die aktuelle Linie ihrer "Bateaux Croisière" umfasst derzeit vier Typen zwischen 30 und 50 Fuß Länge.
Mit der neuen Pogo 44 betreibt die Werft nun engagierte Linienpflege, behält aber die etwas kleinere, altgediente Pogo 12,50 (YACHT 1/2012) weiterhin im Programm. Die Konstrukteure aus dem Büro von Finot/Conq haben den Auftrag bekommen, ihr eigenes Design von damals radikal zu aktualisieren und komplett neu aufzubauen. Markant ist das breite Heck mit dem flachen Spant; doppelte Ruderblätter sind deshalb unumgänglich. Anders als die 12.50 wird die neue Pogo 44 aber nur noch mit dem hydraulischen Schwenkkiel erhältlich sein, ein Festkiel wird derweil nicht mehr angeboten. Beachtlich sind die Tiefgänge von minimal 1,38 bis 3,10 Meter, wenn die Ballastflosse vollständig ausgeschwenkt ist.
Spannend auch die Gestaltung des Decks mit dem nach vorn auffällig stark eingezogen Kajütaufbau, ähnlich wie bei der kleinen Schwester Pogo 36 (Test in YACHT 1/2017). Die nach vorn abgewinkelten Aufbaufenster erlauben auch unter Deck freie Sicht nach vorn und in die Segel. Dazu kann die Werft dank der flächenreduzierten Deckstrukturen Pfunde sparen. Überhaupt ist die größtmögliche Gewichtseinsparung bei Pogo ein wichtiges Thema. Mit einem Gewicht von nur 5,9 Tonnen wird die 44 im Vergleich ein richtiges Fliegengewicht sein, trotz vollwertigem Innenausbau und einem nicht unerheblichen Ballastanteil im Kiel. Die Werft stellt sowohl die Rümpfe als auch die Decks durchgängig im Vakuum-Infusionsverfahren mit Schaumkern her.
Pogo Structures baut alle Boote mit einer doppelten Pinnensteuerung, auch die großen Modelle. Für die neue Pogo 44 allerdings werden zwei Steuerräder als Option machbar sein. Dazu muss sich der Kunde zwischen dem Standard-Alurigg und einem Rigg aus Kohlefaser entscheiden. Die Carbon-Option ohne Achterstag ermöglicht es, ein flächigeres Großsegel mit einem weit ausgestellten Segelkopf (Square-Head) anzuschlagen. Das Rigg steht an Deck sehr weit achtern, sogar noch hinter der Schiffsmitte. Damit fällt die Genua im Vergleich sehr groß aus. Die Segeltragezahl liegt mit einem Wert von knapp 5,9 weit über dem Durchschnitt für vergleichbare Performance-Boote. Eine kleine Stagfock sowie ein rollbarer Code Zero werden zudem als Option erhältlich sein. Im "Normalbetrieb" bleiben dann alle Vorsegel in einer Reihe stehen, so wie bei einer Class 40 oder Imoca 60.
Innen wird das Boot mit zwei geräumigen Doppelkabinen achtern ausgebaut, dazu sind im Vorschiff wahlweise eine oder zwei Kabinen möglich. Und statt des zweiten Toilettenraums vorn würde sich an der Stelle auch eine abgetrennte Duschkabine realisieren lassen. Im Salon wird die Pantry als lange Zeile mit großen Arbeitsflächen und vielen Stauräumen seitlich realisiert. Gegenüber ist die Sitzgruppe in L-Form um den abklappbaren Salontisch platziert.
Der Prototyp der neuen Pogo 44 ist jetzt im Bau und soll im Juli dieses Jahres fertig werden. Auch haben die Franzosen bereits eine erste Preisvorstellung für das neue Modell bekannt gegeben: Ausgestattet mit einem 50-PS-Innenborder von Volvo Penta und Saildrive soll die rassige Französin ab Werft 323.340 Euro kosten, inklusive 19 Prozent Mehrwertsteuer, allerdings noch ohne Segel und ohne Elektronik.
Pogo 3, Mini 6.50, Serienboot