Neuentwicklungen unter 30 Fuß sind leider rar geworden. Umso bemerkenswerter ist daher das neue Design von Flaar, das einige Alleinstellungsmerkmale in sich vereint. So ist die Flaar 24 komplett aus Kohlefaser gebaut, was eine Verdrängung von gerade einmal 750 Kilogramm ermöglicht. Das und der üppige Segelplan, der sogar eine – heute selten gewordene – überlappende Genua ermöglicht, ergeben ein fast schon verstörend hohes Leistungspotenzial.
So liegt die Segeltragezahl der Flaar 24 bei 6,8 – zum Vergleich: Übliche Performance-Cruiser haben Werte um 5,0. Das macht sie zu einer Räuberin auf Revieren mit leichten bis mittleren Winden. Ihr natürliches Habitat sind Seen wie der Balaton, von dem sie stammt, aber auch für Bodensee, Chiemsee, Attersee oder Zürichsee wäre sie eine vielversprechende Wahl.
Dafür kommt sie serienmäßig mit einem Schwenkkiel, der sich über eine Spindel in wenigen Sekunden elektrisch heben und senken lässt. Der Kielkasten ragt nur wenig in den Innenraum. Der Flossenkiel selbst klappt nach achtern unter den Rumpf, was den Tiefgang von üppigen 1,80 Metern auf nur noch 60 Zentimeter verringert – gut für flache Uferzonen und zum Slippen.
Im Test musste sich die kompakt-kraftvolle Ungarin gleichwohl auf einem bisweilen buckeligen Küstengewässer bewähren. Bei Hacksee und bis zu 20 Knoten Wind war die Flaar 24 im Rahmen der Erprobungen für Europas Yacht des Jahres vor Port Ginesta weit über ihre Spezifikation gefordert.
Am Wind tat sie sich dabei erwartungsgemäß schwer und brauchte phasenweise das zweite Reff zur kleinen Fock. Das lag auch daran, dass sie sehr neutral auf dem Ruder liegt und weniger Feedback vermittelt, als in solchen Situationen wünschenswert wäre. Solange sie den Druck nicht durch Angleiten partiell loswird, braucht es Konzentration, sie ohne allzu viel Lage durch Wellen und Böen zu bringen.
Das ändert sich aber schlagartig, wenn sie 20, 30 Grad tiefer gesteuert wird. Dann springt die Logge sofort um zwei Knoten Fahrt nach oben, die Heckwelle reißt ab, und der Spaß beginnt. Raumschots braucht es nicht viel, um dauerhaft zweistellig zu bleiben. Top-Werte um 15, 16 Knoten beim Test belegen das zweifellos vorhandene Leistungspotenzial.
Es ist aber kaum weniger beeindruckend zu erleben, wie sie bei extremem Leichtwind jeden Hauch in Fahrt umsetzt. Tatsächlich vermittelt sie dabei den größten seglerischen Reiz. Während sie bei Welle permanent Aufmerksamkeit am Pinnenausleger braucht, ist das Schweben über glasiger See eine fast schon meditative Erfahrung.
Mit einem Basispreis von 77.230 Euro ist die Flaar 24 gemessen an der aufwändigen Bauweise und ihrem daraus resultierenden Leistungsvermögen ein faires Angebot. Zumal sie auch unter Deck weit mehr bietet als ein reines Sportboot (s. Galerie).