Es gibt Boote, die haben Platz. Und es gibt die S-850. Konsequent aufs Wasserwandern ausgelegt, sind auf dem Kielschwerter alle anderen Funktionen untergeordnet. Allerdings, so viel vorweg, ist das Boot dennoch gut gelungen. Zudem stößt es mit dieser Ausrichtung auch auf reges Interesse seitens der Segler. Es gibt also einen Markt abseits der immer etablierteren Performance-Cruiser – ein Segment für Boote, die ausgelegt sind auf entspanntes Wasserwandern.
Mit einem kräftigen Einbaudiesel, der Jütt-Vorrichtung, vielen Stauräumen und einem bequemen Cockpit ist die S-850 dafür gut aufgestellt. Egal ob Binnentörn oder Ostseereise, alles scheint möglich. Nur darf das Ziel nicht in Windrichtung liegen, den Weg dorthin erschweren der hohe Rumpf, das kurze Rigg mit kleinen Segeln und der hoch liegende Schwerpunkt. Zusammen mit den 2,5 Tonnen Gewicht ergibt das Defizite bei den Amwind-Segeleigenschaften, wie sich beim Test in der Neustädter Bucht zeigte.
6 bis 8 Knoten Wind, kein Strom und glattes Wasser – normalerweise gute Bedingungen für Schwertboote. Mit der optionalen Selbstwendefock ausgerüstet und einem knapp 18 Quadratmeter messenden Großsegel bestückt, braucht die S-850 jedoch viel Anlauf, um hin und wieder die 4-Knoten-Marke zu durchbrechen. Erst mit der etwas größeren Genua werden die Werte besser, dennoch verschenkt der missglückte Schnitt aller Segel viel Potenzial. Sie lassen sich zwar gut trimmen, die Beschläge sind sinnvoll dimensioniert und platziert. Beim Großsegel aber kann man nur wählen zwischen einem profilierten Tuch bei losen Wanten oder einem flachen Brett bei ordnungsgemäß getrimmtem Rigg. Da ist es keine Überraschung, wenn auch die Wendewinkel unter den Erwartungen und dem Wettbewerb bleiben.
Gibt man aber einen Schrick in die Schoten, fährt das Tourenboot entspannt und ansprechend los. Skipper und Crew sitzen dabei bequem in der Plicht oder auf dem Süll, mit Pinnenausleger und Großschot in der Hand. Alles ist gut erreich- und bedienbar, sogar durchaus einhandtauglich.
Der Markt in diesem Bereich ist überschaubar. So konnte im großen Vergleichstest der YACHT 2009 nur die Henk 25 annähernd in diese Volumen-Region vorstoßen.