Der Elektro-Außenborder schiebt die Maxus 24 Evo auf den Schweriner See hinaus, achtern glänzt golden das Schloss, und vorm Bug liegt spiegelblankes Wasser. Kein Hauch kräuselt die Oberfläche des mecklenburg-vorpommerischen Binnengewässers.
Die neue 24er der polnischen Northman-Werft unterscheidet sich von ihrer Vorgängerin namentlich nur durch den Zusatz Evo für Evolution. Aber die Weiterentwicklung ist auch optisch gut zu erkennen: Durch die Verlängerung um 35 Zentimeter, die markanten Knicke im Rumpf und den weniger kugeligen Aufbau wirkt der neue Entwurf moderner und trotz hohem Freibord nicht plump. Der Längenzuwachs zieht auch ein höheres Gewicht nach sich. Mit 2,1 Tonnen bringt die Maxus 24 Evo 400 Kilogramm mehr auf die Waage als ihre Vorgängerin. Dafür trägt sie am Wind auch drei Quadratmeter mehr Segelfläche. Besonders sind die vier Kielvarianten mit Schwert (Standard), Hubkiel, Festkiel und Twinkielen.
Äußerlich gibt es starke Ähnlichkeiten zur Antila 24.4 (Test in YACHT 13/2017). Das ist kein Zufall, stammen doch beide Entwürfe vom gleichen Konstrukteur. Die Antila ist allerdings 15 Zentimeter breiter und bietet damit noch mehr Volumen.
Einige dunkle Flächen im spiegelglatten Wasser und eine heranziehende Wolkenwand lassen auf Wind hoffen. Und tatsächlich setzt zusammen mit feinem Nieselregen eine leichte Brise ein. Der Außenborder wird hochgeklappt, und die Segel werden gesetzt. Mit 19 Quadratmetern im Großsegel und einer leicht überlappenden Genua mit 11 Quadratmetern kommt die Maxus auf 3, teilweise sogar 3,5 Knoten Fahrt. Bei gerade mal 4 bis 5 Knoten wahrem Wind sind das gute Werte.
Mit 45 Grad zum Wind stimmt auch die Höhe, gerade bei so leichtem Wind macht ein kleiner Schrick in den Schoten aber den Unterschied zwischen 3 und 3,5 Knoten. Das kleine Boot steuert sich agil und geht auch gut durch den Wind. Für 1335 Euro gibt es von der Werft ein flach geschnittenes Raumwindsegel mit Rollanlage und Antitorsionskabel. Die sehr an ein Produkt von Bartels erinnernde Rolle funktioniert sehr gut, und die etwa 25 Quadratmeter sorgen für mehr als doppelt so viel Vorsegelfläche.
Bei diesen Bedingungen bringt das einen Unterschied von einem halben bis ganzen Knoten mehr Geschwindigkeit. Bis zu 60 Grad Höhe sind mit dem flachen und von der Werft als Drifter bezeichneten Segel möglich. Und durch das unkomplizierte Wegrollen sind sogar Wenden kein Problem. Danach wird einfach wieder ausgerollt. Mit 4 Knoten Fahrt kommt das Boot sehr nahe an die mit 6 Knoten gemessene Windgeschwindigkeit.
Das Cockpit ist gut aufgeteilt. Sitzt man auf der Ducht oder dem Süll, sind die Winschen gut erreichbar. Mitsegler finden auf den 1,90 Meter langen Duchten ausreichend Platz. Da diese nicht mit dem offenen Heck abschließen, ist hier noch Raum für die Füße, wenn der Außenborder bedient wird.
Fallen, Strecker und Reffleinen sind nach achtern auf das Aufbaudach unter der Sprayhood umgelenkt. Im Standard sind schon hochwertige Beschläge enthalten: Die Winschen stammen von Andersen, im Standard Zehner, gegen Aufpreis Zwölfer und selbstholend, die Fallenstopper sind von Spinlock, Traveller und Blöcke kommen von Ronstan und das Tauwerk von Gleistein. Sehr praktisch sind auch die Instrumente von Raymarine. Die Displays der TackTick-Serie sind kabellos und versorgen sich über kleine Solarzellen selbst mit Strom. Windgeber, Logge und Lot senden ihre Signale an eine kleine Blackbox im Schiff, die wiederum die Daten an die Anzeigen weitergibt. Das spart Verkabelung, außerdem können so die Displays einfach abgenommen und verstaut werden, was vor frühzeitiger Alterung und Diebstahl schützt. Das Instrumentensystem kostet aber auch 2166 Euro extra. Für die Furlex für die Genua und die Fallenstopper kommen weitere 500 Euro zusammen.
Unter Deck zeigt sich eine klassische Raumaufteilung: Neben den Niedergangsstufen befindet sich an Backbord eine kleine, L-förmige Pantry mit zweiflammigem Spirituskocher, Kühlfach, Spüle und Stauraum. An Steuerbord gibt es für 1428 Euro extra einen abgeschlossenen WC-Raum, der mit einer Fläche von 54 mal 45 Zentimetern vor dem WC und 1,74 Meter Höhe gut nutzbar ist. Das WC kostet allerdings ebenfalls zusätzlich; am günstigsten ist das Chemieklo für 235 Euro. Im Salon befinden sich beidseitig Bänke, der Sockel des ausklappbaren Tisches beherbergt den Schwertkasten. Der Bereich der Vorschiffskoje ist nicht abgeteilt, so kann man auf dem Kojenpolster am Kopf des großen Salontischs sitzen.
Die Koje hat mit 2,07 Meter Länge und einer Schulterbreite von 1,44 Metern eine gute Größe, einzig der Fußraum ist mit 22 Zentimetern etwas knapp. Die Koje unter dem Cockpit ist quer zur Fahrtrichtung eingebaut; sie misst in der Länge auch stattliche 2,05 Meter, ist aber mit 1,20 Breite etwas schmaler. Dafür ist dieser Platz auch im Fußraum vorhanden. Die Salonbänke bieten mit 1,88 Meter Länge und schmalen 70 Zentimetern Breite nur Platz für Kinder.
Unter den Salonbänken, die Teil der Innenschale sind, befindet sich sehr viel Stauraum. Dank klappbarer Polster und Spiralfedern, die den Deckel oben halten, lassen sie sich auch komfortabel erreichen. Der nächstgrößere Stauraum ist achtern hinter der Liegefläche. Neben der enormen Größe von zweimal 80 mal 90 mal 50 Zentimetern fallen besonders die sauber mit Topcoat versiegelten Oberflächen auf. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Der Innenausbau ist gut, von einigen nicht so schön angebrachten Kantenabschlüssen abgesehen. Die Oberflächen sind aus HPL-Kunststoff gefertigt und sehen nicht schlecht aus.
Die Aufbaufenster lassen mit 132 Zentimeter Länge viel Licht ins Innere; durch zwei Luken oben und jeweils einer kleinen über Pantry, Achterkoje und im WC-Raum kann auch die Luft zirkulieren. Die letztgenannten drei sind aber eine Option und kosten zusammen 970 Euro extra.
Segler, die sich einen hohen Wohnkomfort wünschen und auch bei der Beschlagsausstattung noch einige Extras ordern, landen so ohne Weiteres 10.000 Euro über dem Werftpreis. Das ist allerdings in diesem Segment nicht unüblich, und da (von der Rollanlage des Drifters einmal abgesehen) durchweg Markenbeschläge, -instrumente und -installationen verwendet werden, auch nachvollziehbar.
Insgesamt ist die Maxus 24 Evo ein sehr gut gelungener Kompromiss aus Wohnkomfort, guten Segeleigenschaften und einem fairen Preis. Dazu kommen vier mögliche Anhänge, die das Boot für unterschiedliche Reviere attraktiv machen.
Volllaminat per Handauflage mit Polyesterharz (Rumpf), Sandwich mit Schaumkern (Deck)
Stand 05/2024, wie die ausgewiesenen Preise definiert sind, finden Sie hier!
Northman Yachts, Wegorzewo, www.northman.pl
Sportboothandel Johannsen, www.maxus-yachten.de
Die Maxus 24 Evo ist als Tourenboot für Binnentörns mit der Familie konzipiert. Diesem Anspruch wird der Kleinkreuzer voll und ganz gerecht. Ein gelungener Kompromiss aus Raumangebot und Segeleigenschaften
Der Artikel erschien erstmals in YACHT 22/2017 und wurde für die Online-Version aktualisiert.