Junda KII im TestSpannendes Sportboot-Projekt konzipiert als Zweimann-Boot

Michael Good

 · 26.08.2024

Sportliches Vergnügen für zwei: Die Junda KII ist vor allem bei Wind wie eine moderne Jolle zu segeln. Der Großschotbügel ist markant
Foto: Junda/Sebastiano Galeppi
Sie schließt die Lücke zwischen Zweimann-Gleitjolle und Sportboot mit Kiel. Hat die Junda KII das Zeug für eine neue starke One-Design-Klasse?

Der Namenszusatz „KII“ (K2) macht schon etwas stutzig und erinnert an das Kürzel „MKII“, das ja generell eine gängige Bezeichnung für ein überarbeitetes Produkt in Neuauflage ist, auch bei Schiffen. Aber nein: In dem Fall sind sowohl das Boot wie auch die Marke komplett neu. Projektinitiator Ludovico Fassitelli erklärt den etwas eigentümlichen Terminus: Der Anhang KII stehe für ein Kielboot mit zwei Personen. Und damit ist das Konzept auch schon in groben Zügen skizziert.

Ludovico Fassitelli ist in Monaco zu Hause und ein echter Sportboot-Enthusiast, aktiv und erfolgreich unter anderem in den etablierten Einheitsklassen J/70 und Melges 20. Allerdings hat sich Fassitelli schon immer an der seiner Ansicht nach zu aufwändigen Art und Weise gestört, wie diese Boote betrieben und in der Klasse gesegelt werden. Insbesondere die ständige Suche nach einer geeigneten Mannschaft von drei oder vier Mitseglern, die zunehmend hohe Professionalität sowie die damit verbundene Kostenintensität waren und sind dem Monegassen ein Dorn im Auge.

Auch interessant:

Das muss einfacher gehen, weniger aufwändig und günstiger. Mit diesen Zielsetzungen hat sich der 59-jährige Sportsmann an die Planung für ein frisches, unkompliziertes, aber nicht weniger sportliches Konzept gewagt. In Zusammenarbeit mit Kon­strukteur Umberto Felci ist dabei ein spannendes Schiffchen herausgekommen, das in eine exotische Nische vorstößt, irgendwo zwischen Zweimann-Gleitjolle und Sportboot mit Kiel. Im Fokus der Idee steht der rasche Aufbau einer international verbreiteten One-Design-Klasse mit einem attraktiven Regattaprogramm. Nach dem Prototyp sind jetzt die ersten Serienboote im Bau, und es liegen bereits einige Bestellungen vor.

Meistgelesene Artikel

1

2

3

Auch sind derzeit schon die äußerst strikt abgefassten Klassenregeln in Fertigstellung. Demnach soll das Boot auf Regatten ausschließlich von zwei Personen gesegelt werden, allerdings ohne Beschränkungen des Mannschaftsgewichts. Um die Chancengleichheit in der Einheitsklasse zu wahren, ist natürlich auch die Segelgarderobe für die Regatten streng reglementiert.

Bei Wind deutlich mehr Jollen- als Kielboot-Affinitäten

Die großen Seen in Norditalien sind berüchtigt für ihre kaum vorhersehbaren Windbedingungen. So kann sich hier aus einem lauen Lüftchen rasend schnell und ohne Ansage ein ordentlicher Hack zusammenbrauen, so wie beim YACHT-Test mit dem Prototyp auf dem Comer See. Zu Beginn des Probeschlags weht der Wind mit gerade sechs Knoten. Das reicht, um die Junda KII hart am Wind auf gute 4,0 Knoten zu beschleunigen.

Aus dem Nichts dreht der Wind nach Nord und frischt auf, bis zu 20 Knoten sind es im Mittel und 25 Knoten in knackigen Böen. Gegenan schafft das lediglich 5,80 Meter lange und rund 600 Kilogramm schwere Kielboot immerhin 5,5 Knoten, was im Bereich der Erwartungen liegt. Vielmehr überrascht die Junda mit einer soliden Höhe am Wind. Die Wendewinkel liegen bei zwischen 70 und 75 Grad. Unter Gennaker registriert die Elektronik einen achtbaren Top-Speed von immerhin 13,6 Knoten.

Die Junda KII segelt ausgewogen und mit einer spürbar hohen Formstabilität, gegeben durch das vergleichsweise breite Heck der Felci-Konstruktion mit den ausgeprägten Chines, die sich weit nach vorn durchziehen. Trotz der sehr böigen Windbedingungen im Test lässt sich das kleine Boot problemlos an der Windkante halten. Die Reaktionen sind mit denen einer Jolle vergleichbar.

Überhaupt: Das Boot zeigt vor allem bei Wind deutlich mehr Jollen- als Kielboot-Affinitäten und will aktiv und körperbetont gesegelt werden. Die Crew muss sich bewegen und auf den Gewichtstrimm achten, um es optimal schnell zu segeln. Das intensive Hiking über die Reling, wie bei vielen Sportbootklassen üblich, soll in der Einheitsklasse allerdings verboten sein. Vorschoter und Steuermann sitzen mit den Beinen stets nach innen.

Teilbarer Kohlefasermast

Das Handling ist gut, die Leinen sind bestens greifbar, und ihre Anzahl ist im Vergleich übersichtlich. Der 37 Quadratmeter große Gennaker kann aus einem sogenannten Launcher und mit einem Einleinen-System gesetzt werden. Das heißt: Das Fall, die Halseleine sowie der ausziehbare Bugspriet sind miteinander gekoppelt und werden gleichzeitig mit nur einer Leine bedient. Das funktioniert im Test sowohl beim Setzen wie auch beim Bergen gleichermaßen gut und unkompliziert.

Optisch markant ist der feste Bügel für die Großschotführung in der Mitte des Cockpits. Der hohe Schotzug ermöglicht es, den Großbaum auch ohne Traveller in die Mitte zu trimmen. Allerdings sind ein starker Baumniederholer und ein kräftiges Achterstag nötig, um das Großsegel auf alle Bedingungen einzustellen. Beide Trimmhilfen sind auf der Junda KII vorhanden und dank der guten und hochwertigen Decksausstattung auch funktional tadellos ausgeführt. Alle Klemmen und Blöcke werden übrigens von Harken angeliefert, und die Fallen, Schoten und Trimmleinen sind aus Dyneema und wo möglich verjüngt.

Der Hubkiel in T-Form wird über ein simples Kransystem aufgeholt, und das wunderschön aus Kohlefaser gebaute Ruderblatt ist klappbar. Dies erleichtert den Transport der Junda KII auf dem Trailer, und das Ein- und Auswassern des Bootes über die Sliprampe ist ebenfalls unkompliziert. Für den Transport ist der Kohlefasermast von Seldén in der Mitte zusammengesteckt und teilbar. In zwei Stücken lässt sich das Rigg dann problemlos unter dem Schiff auf dem Anhänger transportieren und braucht nicht mit langen Überhängen auf dem Boot festgezurrt zu werden. Zudem können zwei Boote komplett in einem 20-Fuß-Container eingelagert werden, etwa für einen Transport nach Übersee.

Innovativ ausgeführtes System zur Motorisierung

Gebaut wird die Junda KII auf einer Werft am Comer See. Rumpf und Deck entstehen als Sandwich-Konstruktionen im Vakuum-Infusionsverfahren mit Epoxidharz. Dazu kommen viele sehr schön gebaute Kohlefaser-Teile (Großschotbügel, Fußrasten, Ruder und Pinne), zugeliefert von einem Carbon-Spezialisten in Italien.

Besonders lobenswert ist das sehr innovativ ausgeführte System zur Motorisierung. Dabei wird ein Elektro-Außenborder von Torqeedo über eine ausgeklügelte Mechanik aus einem Stauraum am Heck ganz einfach über das Heck geklappt. Bedient wird der Antrieb dann mit einer unter dem massiven Großschotbügel installierten und dort gut geschützten Hebelschaltung.

49.500 Euro kostet das Schiff in dieser vollständigen Grundausstattung. Das entspricht einem Brutto-Preis von 58.900 Euro inklusive 19 Prozent Mehrwertsteuer. Dazu kommen die Segel (Groß, Fock und Gennaker) für rund 7.000 Euro brutto. Ein neuer, speziell für das Boot gebaute Straßentrailer ist zudem für knapp 5.000 Euro erhältlich. Für das komplette regattafertige Paket sind also etwas über 70.000 Euro zu berappen – viel Geld für ein Schiff dieser Größe. Allerdings ist dabei auch die umfangreiche Grundausstattung sowie die gute Bauausführung zu berücksichtigen.

Viele moderne Sportboote werden mit der Perspektive für den raschen Aufbau einer international starken und weit verbreiteten Einheitsklasse vorgestellt. Nur wenige aber erreichen das Ziel. Ob es die neue Junda KII schaffen kann, bleibt abzuwarten. Das Konzept jedenfalls ist dafür geradezu prädestiniert. Und wenn nicht, bleibt ein attraktives, sportliches Boot in einer handlichen Größe und mit einem weit gefassten Einsatzspektrum.

Die Messwerte zum Test der Junda KII

Bild 1

Die Junda KII im Detail

Mehr Jolle als Yacht: wenig Freibord, schlanke Anhänge, kaum KielsprungFoto: YACHT/N. CampeMehr Jolle als Yacht: wenig Freibord, schlanke Anhänge, kaum Kielsprung

Technische Daten der Junda KII

  • Konstrukteur: Felci Yacht Design
  • CE-Entwurfskategorie: C
  • Rumpflänge: 5,80 m
  • Wasserlinienlänge: 5,80 m
  • Breite: 2,30 m
  • Tiefgang (Hubkiel): 1,60 m
  • Theor. Rumpfgeschw.: 5,8 kn
  • Gewicht: 600 kg
  • Ballast/-anteil: 270 kg/45 %
  • Großsegel: 12,3 m2
  • Selbstwendefock: 7,0 m2
  • Gennaker: 37,0 m

Preis und Werft

  • Grundpreis ab Werft: 58.900 €
  • Preis segelfertig: 65.900 €

Stand 2024

YACHT-Bewertung der Junda KII

Spannendes Sportboot-Projekt aus Monaco, das sich international als neues One Design etablieren soll. Die Ausrichtung als Zweimann-Boot ist ungewöhnlich

Konstruktion und Konzept

  • + Striktes One Design
  • + Attraktive Größe
  • - Gehobener Grundpreis

Segelleistung und Trimm

  • + Aktiver Segelsport
  • + Gute Höhe am Wind
  • + Perfektes Handling für zwei

Ausrüstung und Technik

  • + Kohlefasermast teilbar
  • + Durchdachte Motorisierung
  • + Bügel für Großschotführung

Meistgelesen in der Rubrik Yachten