Jantar 21Eine trailerbare heiße Kiste im Gebrauchtboot-Test

Alexander Worms

 · 31.08.2025

Eine leichte Brise, und schon fährt die Jantar los – jedoch nicht, ohne sich dabei gehörig auf die Backe zu legen
Foto: YACHT/A. Worms
Hot Hatch, so nennen die Engländer sportliche Kleinwagen mit reichlich PS unter der Haube. Die Jantar 21 ist die bootgewordene Interpretation davon: klein und schnell, spaßig und auch ein bisschen biestig. Was taugt sie gebraucht?

Die Älteren werden sich er­innern: Gerade den Führerschein in der Tasche, musste das erste Auto her. Aber bitte nicht irgendeins – cool sollte es sein. Andererseits durfte es wenig kosten. Also fiel die Wahl auf einen schnellen Kleinwagen, der meist schon ein wenig abgerockt war. Egal, Hauptsache, er fuhr auf breiten Schlappen, hinten glänzte ein verchromtes Endrohr, und unter der Haube steckten ordentlich PS. Konnte man dann doch mit Freunden zum Festival fahren, Zelt und Schlafsäcke im Kofferraum, und an der Ampel oder auf der Autobahn auch mal einen arrivierten Familienvater in dessen Limousine ärgern. Kurz, man hatte einen Untersatz, der jede Menge Spaß machte.

Solch ein Boot ist die Jantar 21. Unter Deck reicht der Platz für zwei, und wenn die sich leiden können, sogar für einen Urlaub. Obendrauf steht ein Rigg, das dem knapp unter einer Tonne wiegenden Gefährt ge­hörig die Leviten lesen kann. Mit der großen Genua bringt es die kleine Yacht auf eine Segeltragezahl von satten 5,1. Das ist Performance-Cruiser-Terrain.

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Gepaart mit gerade mal 26 Prozent Ballastanteil sowie einer schmalen Wasserlinie, beschert dies der Crew anspruchsvolles Segeln. Das zeigt sich beim Probeschlag auf dem Rursee südwestlich von Köln. Das Revier ist bekannt für seine wechselhaften Winde. Und so dümpelt die Jantar nach dem Ablegen zunächst nur langsam dahin. Als jedoch einige, wenn auch recht schwache Böen einfallen, legt sie sich auf die Backe und rennt los wie der Teufel.

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Das Eignerpaar an Bord ist fortan beschäftigt: festhalten, nach Luv klettern, steuern, das Groß trimmen – möglichst alles gleichzeitig. Schließlich aber liegt die kleine Yacht in ihrem Wellensystem auf der Seite, das Wasser fließt ab, die Segel stehen, und die Besatzung sitzt zufrieden auf der hohen Kante. Doch nicht für lange; der Rursee wäre nicht der Rursee, wenn solch eine Bö mehr als eine Minute durchhielte. Also zurück in den Dümpelmodus, ohne dabei nach Luv von Bord zu purzeln.

Gemeinsam mit seiner Freundin hat Mario Holzportz das Schiff fest im Griff. Er kennt es mittlerweile bestens. „Die geringe Anfangsstabilität ist natürlich nicht jedermanns Sache. Wir haben uns aber daran gewöhnt, uns gefällt das so.“ Dann ergänzt er: „Das bedeutet ja auch, dass wir bei wenig Wind wenig benetzte Fläche und wenig Ballast rumfahren müssen. Hier auf dem See ist das ideal. Im Urlaub, zum Beispiel in Holland, müssen wir dann eben früher reffen“, erzählt der erfahrene Segler.

Leicht zu bewegen

Stichwort Urlaub: Der Weg dorthin lässt sich dank des Hubkiels unkompliziert bewerkstelligen, trailern ist kein Problem und an­gesichts des geringen Gewichts des Bootes auch mit einem VW Golf machbar. Ein Kran ist ebenfalls nicht erforderlich, eine Sliprampe reicht. Zum Aufriggen gibt es optio­nal einen Jüttbaum, sodass sich das Mastlegen und -stellen zu zweit rasch erledigen lässt.

Der Hubkiel wurde zunächst aus Stahl angefertigt, bei späteren Exemplaren verwendete die Werft dann teureren und gleichsam durableren Edelstahl. Auf der Suche nach einer Gebrauchten ist die zweitgenannte Version zu bevorzugen, da sich der Kiel auf einer Rohrmaske am unteren Rumpf­austritt anlehnt. In jeder Wende bewegt er sich etwas von der einen auf die andere Seite. Infolge dieser Reibung ist jeder Versuch eines dauerhaften Rostschutzes vergebens.

Beim Kauf sollte man diese Rohrmaske gut inspizieren. Sitzt sie fest am Rumpf? Sind Risse im Umfeld zu erkennen? Dazu den Kiel ganz anheben und in den Kielkasten schauen. Gab es Grundberührungen, sind dort die Folgen sichtbar, die später für Leckagen sorgen können. Mitunter treten sie erst bei hartem Segeln zutage.

Überhaupt das Thema Leckage: Wegen der vielen Beschläge und der Umlenkung der Fallen ins Cockpit gibt es einige Stellen, an denen Feuchtigkeit ins Deck eindringen kann. Das zeigt sich dann jedoch womöglich ganz woanders. Zudem gilt es, den Schaum im Schiff vor Nässe zu schützen. Eine sorgfältige Kontrolle der Beschläge ist also wichtig. Ein weiterer Punkt betrifft das Ruder. Bei aufgeholtem Kiel ist es die tiefste Stelle im Wasser. Die Unterseite des Blattes daher unbedingt auf Beschädigungen prüfen.

Ansonsten wirft die Jantar 21 kaum Fragen auf. Die Kielmechanik ist gut dimen­sioniert und robust, ihre 1:10-Übersetzung reicht aus und erfolgt über ein Magic Wheel.

Die Werft selbst gibt es nicht mehr, Ersatzteile sind von dort demnach nicht zu bekommen. Da aber immerhin rund 500 Jantar 21 gebaut wurden, lohnt es durchaus, sich mit dem Schiff zu beschäftigen. Das dachte sich auch die FSA Werft in Mardorf am Steinhuder Meer und hat sich mit spe­zialisiertem Service einen Namen in der Szene der Jantar-Eigner gemacht.

Zum Segeln entworfen

Am Testtag setzt schließlich doch noch etwas Wind ein – Zeit, erneut aufs Wasser zu gehen. Die Sportversion, in der das Boot von Mario Holzportz ausgeliefert wurde, zu erkennen an den großen Aussparungen im Baum, zeigt, was sie kann. Was ferner positiv auffällt, ist die gute Ergonomie des Cockpits.

Das Süll ist gerade richtig hoch und genau richtig angewinkelt, die Sitzposition ist sowohl auf den Duchten als auch auf der Kante prima. Die Pinne liegt super in der Hand, die Großschot, das Achterstag und der Traveller befinden sich in Reichweite des Steuermanns. So lassen sich Böen bestens parieren und das Schiff sich an die Wind­kante dirigieren. Das macht Freude. Mit ein oder zwei kräftigen Mitseglern auf der Kante sollten auch höhere Windgeschwindigkeiten kein Problem darstellen.

Ob die dann auch alle an Bord schlafen möchten, ist eine andere Frage. Die seit­lichen Kojen sind zwar lang genug, aber nur 60 Zentimeter breit. Vorn endet die Koje nach 1,90 Metern in der Länge; zu groß sollte man demnach nicht sein, um dort zu nächtigen. Immerhin: Die Polster sind gut, der Stoff wirkt hochwertig, und die Belüftung klappt bestens. Im Fahrtenmodus wünscht man sich eine Sprayhood, um zumindest im Niedergang stehen zu können, allerdings würde diese arg bei der Bedienung der Fallen stören. Ansonsten bietet die kleine Pantry etwas Komfort, und sie kaschiert zugleich den Kielkasten. Das Hauptaugenmerk jedoch liegt offensichtlich auf dem Segeln.

Große Auswahl

Natürlich gibt es eine Menge Schiffe auf dem Gebrauchtmarkt um die 22 Fuß. Und da die Jantars noch nicht so alt und demnach noch eher teuer sind, stellt sich die Frage nach Alternativen. Für rund 10.000 Euro, die man in eine gute 21er investieren sollte, ist bisweilen auch schon eine Yacht mit Stehhöhe und Innenborder zu haben, dann allerdings behaftet mit einem oft größeren Risiko hinsichtlich anstehender Reparaturen. Und mit weniger Flexibilität, da die größere Yacht nicht mehr ohne Weiteres trailerbar ist.

Wer also ein sportliches Schiff mit herausfordernden Segeleigenschaften sucht, auf dem es sich obendrein passabel zu zweit wohnen lässt, für den ist die Jantar 21 eine empfehlenswerte Wahl. Zumal: Den ein oder anderen Fahrtensegler wird man mit dem wiesel­flinken Schiffchen auch ärgern können – nur so zum Spaß natürlich.

Die Jantar 21 im Detail

Konventionell. Der Innen­ausbau ähnelt dem der meisten Hubkielyachten | Zeichnung: YACHT/N. CampeKonventionell. Der Innen­ausbau ähnelt dem der meisten Hubkielyachten | Zeichnung: YACHT/N. Campe

Technische Daten der Jantar 21

  • Konstrukteur: Andrej Skrzat
  • CE-Entwurfskategorie: C
  • Rumpflänge: 6,30 m
  • Breite: 2,50 m
  • Tiefgang: 0,28–1,30 m
  • Gewicht: 0,9 t
  • Ballast/-anteil: 0,23 t/26 %
  • Großsegel: 12,0 m2
  • Rollgenua (150 %): 12,0 m2

Rumpf- und Decks­bauweise

Polyesterharz, Handauflegeverfahren, Airex-Schaum zwischen den Schalen

Preis und Werft

  • Grundpreis ab Werft 1996: 17.870 €
  • Preis gebraucht: 9.000–15.000 €

Stand 05/2024

Werft

Ehem. Jantar Yachting GmbH in Gelsenkirchen; Werft in Polen

YACHT-Bewertung der Jantar 21

Leicht, rank, sportlich: Wer nach solchen Attributen sucht, findet einen – in späteren Baunummern – gut gebauten Kleinkreuzer mit vielerlei Einsatzmöglichkeiten

Konstruktion und Konzept

  • + Sehr vielseitig einsetzbar
  • + Unsinkbar
  • - Geringe Anfangsstabilität

Segelleistung und Trimm

  • + Auch bei Leichtwind schnell
  • + Passende Ergonomie

Wohnen und Ausbauqualität

  • + Gut nutzbare Pantry
  • - Koje im Vorschiff kurz

Ausrüstung und Technik

  • + Sehr hochwertige Beschläge
  • - Klappernder Hubkiel

Der Artikel erschien erstmals in YACHT 20/2019 und wurde für die Online-Version aktualisiert.

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