Michael Good
· 24.11.2017
Ein Mini, der sich Maxi nennt: Die französische Werft IDB Marine geht mit der ersten Serien-Scow für die Class Mini 6.50 in Produktion
Das Mini-Transat, das legendäre Rennen der nur 6,50 Meter langen Offshore-Zwerge in zwei Etappen über den Großen Teich, erfreut sich zunehmender Beliebtheit und ist zum Tummelplatz für erfahrene und angehende Hochsee-Segler geworden. War die Veranstaltung vor Jahren noch eine fast ausschließlich französisch dominierte Angelegenheit, präsentiert sich die Teilnehmerliste heute zunehmend international, auch mit deutscher Beteiligung. In der Wertung der Prototypen ist der Deutsche Jörg Riechers ausgezeichneter Zweiter geworden (YACHT online hat berichtet; ein Interview mit ihm folgt in YACHT 1/18, die am 13. Dezember erscheint).
Genauso wie der Sieger Jan Lipinski aus Frankreich und der drittplatzierte Simon Koster aus der Schweiz war auch Jörg Riechers auf einer Scow unterwegs, also auf einem Boot mit einer abgeplatteten und extrem voluminösen Bugpartie. Die erfolgreichen, radikal anmutenden Designs haben die Entwicklungen in der Class Mini 6.50 schon seit Jahren nachhaltig geprägt. So auch bei den Serienbooten wie zum Beispiel bei der Pogo 3 (Test in YACHT 3/2015) oder beim Ofcet 650, welche beide ebenfalls auffällig voluminösen Bugsektionen aufweisen.
Die französische Werft IDB Marine in Concarneau treibt die Entwicklung nun noch weiter voran und hat erste Ansichten für eine Serien-Scow freigegeben. Die Pläne für die 6,50 Meter lange und 3,00 Meter breite Flunder kommen von David Raison, welcher auch das Siegerboot von Jan Lipinski gezeichnet hat. Die Konstruktion nennt sich "Maximum", eine Weiterentwicklung der erfolgreichen "Magnum", mit welcher Raison selbst schon das Mini-Transat 2011 gewonnen hat. Deshalb auch der zunächst irreführende Name des neuen Serien-Minis von IDB: Maxi 6.50.
Im Unterschied zu den Protoypen, bei denen sich die Konstruktionsmöglichkeiten vielfältig und komplex gestalten, sind die Serienboote einem strikteren Vermessungs- und Baureglement unterworfen. Die Verwendung von Faserverbundstoffen aus Kohlefaser sind bei diesen Booten verboten, auch für das Rigg. Und die Unterwasser-Anhänge sind klarer definiert. Neigekiele zum Beispiel oder Foils sind in der Serien-Wertung untersagt. Der Maxi-Mini von IDB wird als GFK-Sandwich-Konstruktion im Vakuum-Infusionsverfahren aufgebaut und erhält einen festen L-Kiel mit 1,60 Meter Tiefgang. Das segelfertige Gesamtgewicht wird mit 950 Kilogramm angegeben. Das Zweisalings-Rigg ist aus Aluminium, und am platten Bug ist – wie bei nunmehr allen Minis – ein nach vorn ausschwenkbarer Bugspriet für Code Zero und Gennaker angebaut.
Derzeit arbeitet die Werft in der Bretagne noch an den Formen; im Frühjahr soll aber der erste IDB Maxi 6.50 dann segelklar sein. Den Preis hat Werftchef Pascal Benois bis dato noch nicht abschließend kalkuliert, will jedoch schon bald den Kostenrahmen bekanntgeben. IDB Marine wird sich mit einem Info-Stand im Januar auf der Messe boot in Düsseldorf präsentieren und dort auch ein Modell des Maxi 6.50 zeigen.